Laxat sibi frena juventus

[49] Vor 1638.


Mein, lasst mir doch den Willen!

Ich mag nicht trawrig seyn,

Ich habe mich der Grillen,

Des Kummers vnd der Pein

Jetzt kaum entladen können,

Ihr machet wieder Streit,

Vnd wolt mir gantz nicht gönnen

Die kurtze Fröligkeit.


Ich weiß mich wol zu halten,

Bin ja nicht mehr ein Kind;

Trawrt jhr mit ewren Alten

Die schon vntüchtig sind,

Wehrt Ihr in meiner Blüte,

Ihr würdet so nicht stehn,

Den Zügel dem Gemüthe

Was weiter lassen gehn.


Wie offt habt jhr gesaget,

Wenn wo ein junges Blut

Das Kalb hat außgejaget:

Pfui! Daß es nie so gut

Mit mir vorhin geschehen,

Ach hett' ich noch zurück

Ein Jahrchen oder Zehen,

Ich wolt' erst sein ein Strick!


Offt habt jhr angefangen

Zu sagen, wie ihr wol

Es vormals angegangen,

Wie jhr des Stockens voll

Gespielet vnd gesungen,

Wie jhr zu Fusse frisch

Getantzet vnd gesprungen

Offt vber Stüel vnd Tisch.


Auch noch, wann vnterweilen

Euch eine Lust berührt,

Wie pflegt jhr dann zu eilen

Da, wo man Täntze führt!

Ich hab' Euch hören singen

Manch altes Buhlen-Lied,

Das zeiget von den Dingen

In Ewrer Jugend Blüet.


Drumb lasst auch mich geniessen

Was mir das Glück vnd Gott

Ertheilet wollen wissen!

Der Sorgen bleiche Rott'

Ist doch in stetem wachen,

Vnd schawet, wie sie sich

Nur an vns möge machen

Durch jhren Mord vnd Stich.


Die Zeit, so vntern Händen

Nicht ruhend kömpt vnd fleucht,

Sol man zur Lust anwenden,

Eh als sie von vns weicht;

Das Augenblick, die Fahrte,

In der ich sage, Nu!

Ist mein; Auff die ich warte,

Kömpt tausent Fällen zu.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 49.
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