Crispin Derschow und Regina Bessel

[65] 10. Okt. 1639.


Was dieses sawre Leben

Verkehr' in Honigseim,

Wil ich durch wenig Reim'

Itzt zu verstehen geben:

Ein Hertz, das Tugend-fest

Sich seiner Vnschuld frewet,

Vnd wenn Ihm Vnglück drewet,

Getrost auff Gott verlesst;


Ein Leib, der wol gediehen,

Vnd nicht von nöthen hat,

Daß man vmb Hülff vnd Rath

Die Aertzte muß bemühen,

Ein Acker, der wol trägt,

Mit keinem Menschen streiten,

Ein Herdt, der aller zeiten

Zur Notturfft Fewer hegt;


Der klugen Einfallt Gaben,

Ein Tisch ohn allen Pracht,

Wol ruhen bey der Nacht,

Gewünschte Freunde haben,

Ein Weib, daß jhren Mann

In höchsten trewen liebet,

Vnd klüglich nichts verübet

Das Ihn bekümmern kan;
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Von frembder Leute Sachen

Durchauß geschieden seyn,

Sie bringen wenig ein,

Für sich am meisten wachen,

Belieben seinen Standt,

Den Stoltz vnd Hochmut hassen,

Sich wol gefallen lassen,

Was Gott Ihm zuerkandt;


Auß Vngedult vnd Leiden

Den Todt nicht ruffen zwar,

Doch stellt er sich nun dar,

Behertzt seyn abzuscheiden:

Dieß sind die wenig Reim',

Vnd haben kunt gegeben,

Was dieses sawre Leben

Verkehr' in Honigseim.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 65-66.
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