Benjamin Halter und Clara Meinert

[81] 29. Okt. 1640.


So lang' ich noch das Leben hab',

Herr, deine Gab',

Alhie auff Erden,

Vnd eh' ich muß den Würmen dort,

Im finstern Ort',

Ein Gast-mahl werden,

Bitt ich nur zweyerley von dir,

Du woltest mir

Die nicht versagen,

Auff falsche Lehr vnd Lügen laß

Mich ewig Haß

Vnd Feindschafft tragen.


Für Armut mich ja stets bewahr,

Auch für zu gar

Gehäufften Schätzen,

Laß aber mich mein täglich Brodt,

So viel mir noth,

In Ruh' ergetzen,

Sonst möcht' ich bey so grossem Gutt'

Auß Vbermuth

Dich, Herr, verneinen,

Vnd sagen dir zu Hohn vnd Spott:

Gold ist mein Gott,

Sonst kenn' ich keinen.


Stärckt auch zu sehr mein Mangel sich,

Ich möchte mich

Zu betteln schämen,

Vnd, Arbeit-schew vnd Mittel-lohß,

Zum Diebstal blohß

Die Zuflucht nehmen,

Würd' also meiner Sünden Maaß

Ohn vnterlaß

Mit Sünden häuffen,

Vnd mich an deines Nahmens Ehr'

Vnleidlich sehr,

Mein Gott, vergreiffen.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 81.
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