[Wie die jungen Vögelein]

[299] Wie die jungen Vögelein,

Wenn sie noch ohn Federn seyn

Vnd die Alten sehen fliegen,

Ihnen Lust zu folgen kriegen,


Also hebt mein Sohn, der Thor,

Auch sich, noch nicht flüg, empor,

Sieht er mich die SinnenFlügel

Schwingen über Berg vnd Hügel.


Lieber, sprech ich, bleib zurück,

Biß dir fugen Zeit vnd Glück,

Denck an Icars Niederlage,

Setz mich nicht in gleiche Klage.


Ihr, des grossen Fürsten Raht,

So dieß Land zu Vätern hat,

Last mein armes Kind nicht liegen,

Helfft, daß es mag Federn kriegen.


Last auch ihm seyn zugewandt

Vnsers Fürsten reiche Hand,

Die er gnädig beut der Jugend,

Welche strebt nach Kunst vnd Tugend.


Mancher flöge Wolcken ein,

Möcht es ohn die Armuht seyn,

Die vns schwer hängt an den Füssen,

Daß wir stracks herunter müssen.


Dieses wisst ihr gnug ohn mich,

Macht, daß auch mein Sohn, wie Ich,

Fristet ihm nur Gott daß Leben,

Danckbarlich euch mög erheben.


Gott, der Churfürst, nachmahls Ihr,

Dieß bleibt seiner Seiten Zier,

Er wird bessers nichts gewehren

Vnd ihr bessers nicht begehren.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 299.
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