Sterb-Lied

Lasset vns embsig Gott den Herren bitten

Daß wir bey zeiten diese Leibes-Hütten

Mögen ablegen, vnd aus diesem Leyden

Selig abscheiden,
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Daß wir gelangen in die Zahl der Frommen,

Vnd da die wahre Lebens-Krafft bekommen,

Welche mit Kranckheit vns nicht mehr beleget

Noch Jammer heget.


Da wir zugleich so wie die Engel singen,

Da so viel Seiten ohn Auffhören klingen,

Da vns nur Reichthumb, Lust vnd frölich Leben

Müssen vmbgeben.


David ertichtet noch da schöne Lieder,

Singt wie vns Christus, seine Freund vnd Brüder,

Durch sein Verdienst von Sünd vnd allem Bösen

Wollen erlösen.


Bleibt so der Herr der Sänger vnd Poeten,

Ihm folgen nach die Sänger vnd Propheten,

Der Saal des Himmels muß von solchem allen

Starck widerschallen.


Die Schaar der Seraphin vnd Cherubinen

Müssen Gott auch mit flug vnd Stimme dienen,

Aber wenn sie den Trometen Thon erheben

Muß alles beben.


Die Schwell vnd Balcken müssen sich erschittern,

Die Wänd' vnd Pfeiler allerseit erzittern,

Rauch, Dampff vnd Nebel muß das Hauß erfüllen

Gott zu verhüllen.


So herrlich geht es zu vor Gottes Throne,

Hie bleibt man jmmer bey dem Jammer-Thone,

Laß vns, Herr, zeitig von der Welt entwehnen,

Vnd dort hin sehnen.


Endlich führ vns auch zu den Frommen Schaaren,

Laß vns mit Glauben wol versehn hinfahren,

Damit auch wir dich in dem Himmel droben

Ewiglich loben.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 3, Halle a.d.S. 1937, S. 52-55.
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