Unum quisquis habet, cuncta habet ille Deum

Oder Christliches Sterb-Lied

In die Weise: Selig ist der gepreiset, etc. zu singen.


Seh' ich die Boßheit leben

In lauter guten Zeit,

Ich muß im Creutze schweben

Bey meiner Frömmigheit:

Sol mich es heydnisch irren?

Und sol des Glückes Schein

Mein Christentum verwirren,

Von Gott mich wenden? nein.


Laß Pracht und Hochmuth walten,

Ich wil dennoch bey Dir,

Mein Gott, beständig halten,

Du hältest fäst bey mir:

Scheint mir ein Fall zu drewen,

So stärckst Du meinen Stand,

Vnd fassest mich aus trewen

Bey meiner rechten Hand.


Giebst mir zwar Liebes-Schläge

Und ziehest mich dein Kind,

Du leitest mich durch Wege

Die mir verborgen sind,

Durch Raht den ich nicht hören

Nicht sehn noch fassen kan,

Jedoch nimmst Du mit Ehren

Mich endlich wieder an.


Du Vrsprung aller Gaben

Die Erd' und Himmel hat,

Wenn ich nur Dich kan haben

So hab' ich alles satt:

Den Himmel lass' ich fahren

Mit seiner Zierlicheit

Kan ich nur Dich bewahren

Im Hertzen allezeit.


Der Erden Kreiß mag prangen,

Er irrt nicht meinen Muth,

Wenn ich nur Dich kan fangen

Du unerschöpfftes Gut.

Solt' ich darüber kommen

Auch in Gefahr und Noht,

Vnd würde mitgenommen

Durch Armut, Trübsal, Tod,


Es wolt' in mir verschmachten

Leib, Seel' und was ich bin,

Wil ich es doch nicht achten

Aus unverwandtem Sinn:

Dieß nimmt mir alle Schmertzen,

Daß Du, mein süsses Heil,

Der Trost bist meinem Hertzen

Vnd mein gewünschtes Theil.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 4, Halle a.d.S. 1938, S. 382-383,387.
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Gedichte und Satiren

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»Es giebet viel Leute/ welche die deutsche poesie so hoch erheben/ als ob sie nach allen stücken vollkommen wäre; Hingegen hat es auch andere/ welche sie gantz erniedrigen/ und nichts geschmacktes daran finden/ als die reimen. Beyde sind von ihren vorurtheilen sehr eingenommen. Denn wie sich die ersten um nichts bekümmern/ als was auff ihrem eignen miste gewachsen: Also verachten die andern alles/ was nicht seinen ursprung aus Franckreich hat. Summa: es gehet ihnen/ wie den kleidernarren/ deren etliche alles alte/die andern alles neue für zierlich halten; ungeachtet sie selbst nicht wissen/ was in einem oder dem andern gutes stecket.« B.N.

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