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[347] Wohl bist gering du, unsres Blutes Adel;
Doch wenn die Menschen hier sich deiner rühmen,
Wo Schwachheit unsre Neigungen bestimmt,
So soll's in Zukunft nimmer mich verwundern,
Da dort, wo nichts den Wunsch vom Rechten ablenkt,
Im Himmel sag' ich, deiner ich mich rühmte.
Du bist ein Mantel, der gar bald zu kurz wird;
Die Zeit bestutzt ihn rings mit ihrer Schere,
Tut man von Tag zu Tage nicht hinzu!
Dann fingen meine Worte mit dem »ihr«,
Das Rom einst zuließ, und in dem die Seinen
Am mindesten beharren, wieder an.
Da war in ihrem Lächeln Beatrice,
Die etwas ferner stand, der zu vergleichen,
Die bei Ginevra's erstem Fehl gehustet.
Und also hub ich an: Ihr seid mein Vater;
Zum Reden gebt ihr mir den vollen Mut,
Mich so erhebend, daß ich mehr als ich bin.
Mit Freudigkeit erfüllt aus so viel Bächen[347]
Mein Herz ihr, daß es in sich jauchzet, weil es
So viele Lust erträgt und doch nicht berstet.
So sagt mir denn, ihr mein geliebter Urahn,
Von wem ihr abgestammt und welche Zahlen
Der Jahre man in eurer Kindheit schrieb.
Sagt mir auch von dem Schafsstall Sankt Johannis,
Wie groß er war, und nennt mir die Geschlechter,
Die wert der höchsten Sitze damals schienen. –
Wie bei der Winde Hauch entbrannte Kohlen
Lebend'ger sich entzünden, so erglänzte
Dies Licht bei meinen Schmeichelworten heller.
Und wie es meinem Auge sich verschönte,
So sprach's mit süßerer und sanftrer Stimme,
Doch nicht in dieser Sprache neurer Zeit,
Zu mir: Vom Tag' an dem gesagt ward: Ave
Zu dem, wo meine Mutter, die jetzt heilig,
Von mir, der Frucht, befreit ward, die sie trug,
Kam dieser Stern fünfhundertachtzigmal
Zu seinem Löwen, unter dessen Sohlen
Neu anzufachen seine Glut, zurück.
Es wohnten meine Alten, und zur Welt
Kam ich, wo wer eu'r Jahresrennen läuft
Zuerst betritt den letzten Stadtbezirk.
Von meinen Vordern möge dies genügen;
Wer sie gewesen und woher gekommen,
Verschweig' ich schicklicher als ich es sage.
Was zwischen Mars zu der Zeit und dem Täufer
Der Waffen fähig war, betrug ein Fünftel
Von denen, welche heutzutage dort leben.
Allein das Bürgerblut, das jetzt gemengt ist
Mit Campi, mit Fighine und Certaldo,
War damals rein im kleinsten Handwerksmann.
O wie viel besser wär's, wenn ihr zu Nachbarn
Die hättet, die ich nannt', und eure Grenze
Noch bei Trespiano wär' und beim Galluzzo,
Als innen sie zu haben, und den Stank[348]
Des Aguglion zu tragen und des Signa,
Der schon nach wem, der ihn besteche, ausschaut.
Und hätten die nicht, die am schlimmsten sünd'gen,
Stiefmütterlich gehandelt an dem Kaiser,
Statt, wie den Sohn die Mutter, ihn zu hegen,
So hätte mancher, der als Florentiner
Nun kauft und verkauft, sich nach Simifonte
Gewandt, wo betteln ging sein Ältervater.
Dann hätten Montemurlo noch die Grafen,
Pivier d'Acon bewohnten noch die Cerchi,
Das Grevetal vielleicht die Buondelmonti.
Vermengung der Personen war von jeher
Die Ursach des Verderbens für die Städte,
Wie für den Leib was man zur Speis' ihm beut.
Es fällt geschwinder als ein blindes Lamm
Der blinde Stier, und mehr und besser schneidet
Ein Schwert gar manches Mal, als ihrer fünfe.
Beachtest Luni du und Urbisaglia,
Wie sie verkommen sind, und wie nach ihnen
Auch Sinigaglia schwindet so wie Chiusi,
So wird, wenn du vernimmst wie die Geschlechter
Vergehn, dich das nicht wundern, noch dir neu
Erscheinen, da auch Städt' ein Ende nehmen.
Dem Tod' ist all das eurige verfallen,
So wie ihr selbst; doch birgt sich das an Dingen
Die lange währen, ob des Lebens Kürze.
Und wie der Mondeshimmel durch sein Kreisen
Den Meeresstrand bald überschwemmt, bald aufdeckt,
So tut Fortuna mit dem Volk von Florenz.
Drum darf, was von den hohen Florentinern
Ich sagen werde, deren Ruf die Zeit
Verborgen hat, dir wunderbar nicht scheinen.
Schon sinkend, doch als hochgestellte Bürger,
Sah ich die Ughi, Greci, Catellini,
Filippi, Alberichi und Ormanni.
So alt als blühend sah ich, neben denen[349]
Vom Haus della Sannella, die dell' Arca,
Die Soldanier, Ardinghi und Bostichi.
Die Ravignani, deren Stamm Graf Guido
Entsprossen ist, und jeder der am Namen
Des hohen Bellincione Teil hat, wohnten
Am Tore, das von neuer Büberei
So überladen jetzt ist, daß in kurzem
Man über Bord solch schlimme Ladung wirft.
Der della Pressa kannte schon die Kunst
Des Regiments, schon führte Galigajo
Vergoldet Heft und Degenknopf im Hause.
Schon waren mächtig die gescheckte Säule,
Sacchetti, Giuochi, Fifanti, Barucci,
Galli, und die des Scheffels halb erröten.
Der Stamm, aus dem erwuchsen die Calfucci,
War groß bereits, und zu des Staates Ämtern
Berief man Arrigucci schon und Sizj.
Wie sah so groß ich jene, deren Stolz
Sie dann gestürzt! Die goldnen Kugeln blühten,
Wo immer Florenz Großes unternahm.
Nicht minder taten es die Väter derer,
Die, wenn erledigt ist eu'r Bischofstuhl,
Sich mästen, weis sie sitzen im Kapitel.
Die übermüt'ge Brut, die den der fliehet
Mit Drachenwut verfolgt, doch gegen den,
Der Zähne oder Geld ihr weist, zum Lamm wird,
Kam schon empor, doch von geringem Volke,
Weshalb es Ubertin Donato kränkte,
Daß sie zu Vettern ihm sein Schwieher machte.
Schon waren gute Bürger Infangato
Und Giuda; Caponsacco war schon nieder
Von Fiesole auf unsren Markt gestiegen.
Unglaublich scheint es wohl, doch ist es wahr:
Das Tor, durch das man in den kleinen Kreis
Eintrat, es hieß nach denen della Pera.
Wer immer an dem schönen Schild des großen[350]
Barones teilnahm, dessen Ruhm und Namen
Das Fest des heil'gen Thomas jährlich auffrischt,
Entnahm von ihm den Adel wie die Rechte,
Obwohl sich jetzt dem niedern Volke anschließt,
Der es umwindet mit dem goldnen Streifen.
Mehr Friede wäre jetzt im Borgo, hätten
Die Gualterotti und die Importuni,
Die schon bestanden, Nachbarn nicht erhalten.
Schon war mit den Genossen hochgeachtet
Das Haus, von welchem durch gerechten Zorn,
Der euch getötet und das frohe Leben
Bei euch beendet hat, eu'r Weinen ausging.
Zu welchem Unheil horchtest, Buondelmonte,
Du schlechtem Rat und miedest jener Hochzeit!
Froh wären manche, die nun traurig sind,
Wenn, als das erstemal zur Stadt du kamest,
Dich Gott der Ema überlassen hätte.
Doch wohl geziemte sich's daß solch ein Opfer
Dem Trümmerstein, der bei der Brücke wacht,
In seinem letzten Frieden Florenz brachte.
Mit diesen und mit anderen Geschlechtern
Sah Florenz ich in solcher Ruhe leben,
Daß ihm zum Klagen jeder Anlaß fehlte.
Mit solchen Bürgern sah so reich an Ruhme
Und so gerecht sein Volk ich, daß die Lilie
Niemals verkehrt gesteckt ward auf die Lanze
Und niemals rotgefärbt im Bürgerzwiste.
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