Immer neue Küsse gib

[166] Küß mich auf den Mund, mein Lieb,

Immer neue Küsse gib.

Welkt am Weinstock Blatt um Blatt,

Man den Most im Keller hat.


Ach, das Leben ist versüßt

Dem, der sich durchs Leben küßt.

Wer verkennt des Jahres Zweck,

Dem nur schenkt der Herbst den Dreck.


Liebste, drück mir auf den Mund

Küsse wie die Blätter bunt,

Küsse wie der junge Most,

Und berauscht leb' ich getrost.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 166.
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