Laßt die Vögel nisten um euer Haus

[494] Es huschen dort Vogelschatten im Laub,

Ach, Vöglein sind nicht für Klagen taub.
[494]

Die kleinen versteckten Sänger im Grün

Sind fröhliche Seelen, die sich bemühn,

Das Herz, das sich quält, mit des Himmels Ruf

Zu locken zum Lichte, das uns schuf.


Sie singen, entzückt von Liebe, sich zu.

Sie geben dem gramvollen Horcher Ruh'.

Er segnet die Sänger. Und Freude und Glück,

Die lang' ihn gemieden, sie kehren zurück.


Laßt die Vögel nisten um euer Haus,

Es schlüpfen aus kleinstem Ei Glückslieder aus.


(Garoet, 28. April 1915)


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 494-495.
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