Ballnacht

[77] Schwirrende Klänge,

rauschend Gewirre!

Ich im Gedränge

einsam irre;

weiß es und weiß es, du bist nicht hier,

und muß doch spähen, suchen nach dir!


Aller der Blicke

gaukelndes Plaudern,

der Händedrücke

flüchtiges Zaudern, –

Alles ein großer wogender Traum:

leer mir, leer mir der schwüle Raum!


Köpfe sich neigen,

Füße schweben,

Körper sich beugen:

sinnlos Leben!

Flutendes, flitterndes, zitterndes Licht

trübe ins trübe Auge mir bricht.


Wie dort die Sterne

durchs Fenster glimmen!

Fort in die Ferne

möchte ich schwimmen

auf ihren Strahlen zu Dir, zu Dir,

die du erglühend träumest von mir.

Quelle:
Richard Dehmel: Erlösungen, Stuttgart 1891, S. 77-78.
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