Meinem Freunde Detleb, dem Dichter Liliencron

[6] Doch hör'ich noch der Tausende Entzücken

und Ihn von seinen goldnen Sternen sprechen

und sehe noch ihn seine Rosen brechen

und noch den Kranz das Haupt ihm blutig drücken.


Sie lagen jubelnd an den Silberbächen

und ließen sich mit seinen Blumen schmücken

und sahn ihn Blüte nur um Blüte pflücken

und nicht die Dornen ihm die Stirn zerstechen.


Sie waren Alle jammernd hergekrochen

und Jeder sprach von Plagen ohne Zahl,

er hatte Allen alle weggesprochen,


verschmachtet sank er hin am Bachesrande;

da starrten sie, da sahn sie seine Qual – –

So träumte mir von unserm Vaterlande.


[7] »Auf meiner Schlachtfahne

Soll in leuchtender Schrift

Das edelste Wort glänzen:

Selbstzucht.«

Detlev Freiherr von Liliencron.

Quelle:
Richard Dehmel: Aber die Liebe. München 1893, S. 6-8.
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