Vierter Auftritt.

[84] Die Vorigen. Der Hochzeitszug.


STEPHAN zu seinen vier Schützen. Nun blast einmal drauf los, daß sie sich wundern! Er schreit, wenn der Zug, der sich nach der Kirche wendet, in der Mitte des Platzes angekommen ist. Haaalt!


Die vier Schützen blasen eine Fanfare.


ALLE schreien. Hoch! Hoch!


Stephan, Konrad, Anna und Gertrud stehen sich gegenüber.


STEPHAN. Halt da, halt! Nun merkst du doch, Vetter, daß ich dich überrascht habe?

KONRAD. Gewiß, Vetter, und das recht freudig. Er schüttelt den vier Schützen die Hände. Seid mir tausendmal willkommen auf meinem fröhlichen Kirchgange. Wahrhaftig, wie hätte ich mir sollen träumen lassen, daß ich an dem Tage, wo ich mein Annchen auf immer zu verlieren dachte, sie nun selbst heimführen würde, meinem Todfeinde zum Trotz.

GERTRUD. Ja, ihr Herren, er wollte den Hochzeitstag nicht aufschieben, trotz seiner Wunde am Arm.

KONRAD. Ei, Mutter, sollte ich um eines verfehlten Dolchstoßes halber mein Glück vertagen und meinem Feinde das Feld räumen? Nimmermehr! Kommt, Gesellen, führt meine Braut und laßt uns zur Kapelle hinauf.[84]

STEPHAN. Halt da! Meinst du, wir hätten um nichts und wieder nichts hier gewartet? Ich will dich ja überraschen, Vetter. Ich habe zwanzig neue Verse zu deinem alten Jagdliede, die sing ich dir.

GERTRUD. Nachher, lieber Nachbar, drüben auf der Tanzwiese.

STEPHAN. Nein, hier, wir warten ja deshalb schon eine Stunde.

KONRAD. Du hältst ja den Zug auf.

STEPHAN. Schad't nichts, es macht allen Spaß und sie singen gern mit. Ein paar Verse wenigstens! es kommen so hübsche Anspielungen drin vor. Zu den Schützen. Nun frisch!

Die Schützen blasen.

Nr. 16. Lied mit Chor.


STEPHAN.

Es wollte vor Zeiten ein Jäger frein,

Er zog in den grünen Wald hinein.

Baubau! Baubau! Hallo! Trara!

Baubau! Hetzhetz! Hallo! Trara!

Baubaubaubaubau!

Er lockte das hohe und niedere Wild,

Die Männchen und Weibchen im grünen Gefild,

»Ihr lieben Gesellen, ach, ratet mir fein:

Wie muß mein Betragen im Ehestand sein?«

Baubau! Hetzhetz! Hussa! Hallo! Trara!

Baubau! Hallo! Trara! Hallo! Baubau!

Hussa! Hallo! Trara! Baubau! Hussa! Hallo!

Hussa! Baubaubaubaubaubaubau!

Hallo! Trara! Baubaubaubaubau!

CHOR.

Baubau! Hussa! Hallo! Trara! Hussa!

Hussa! Hussa! Hussa, sa, sa, sa, sa, sa!

Baubaubaubaubau!

STEPHAN.

Der Jäger zuerst zu dem Bären trat:

»Du zottiger Petz, gieb mir guten Rat!«

Baubau! Baubau! Hallo! Trara!

Baubau! Hetzhetz! Hallo! Trara!

Baubaubaubaubau!

Da brummte der Bär: »Sieh mich nur an,

Bin ich nicht ein Muster als Ehemann?[85]

Denn dickfellig muß man bei Weibern sein,

Und brummen und brummen, jahraus, jahrein.«

Baubau! Hetzhetz! Hussa! Hallo! Trara!

Baubau! Hallo! Trara! Hallo! Baubau!

Hussa! Hallo! Trara! Baubau! Hussa! Hallo!

Hussa! Baubaubaubaubaubaubau!

Hallo! Trara! Baubaubaubaubau!

CHOR.

Baubau! Hussa! Hallo! Trara! Hussa!

Hussa! Hussa! Hussa, sa, sa, sa, sa, sa!

Baubaubaubaubau!


Die sechs Bergknappen-Musikanten nehmen hinten zur Linken der Kapelle Aufstellung.


GERTRUD.

Nun, das sind mir saubre Lehren am Hochzeittage.

STEPHAN.

O im neunzehnten Verse kommt's noch dicker!

KONRAD.

Nun denn, nachher.

STEPHAN.

Warum nicht gar!


Er fährt rasch ohne Vorspiel im Liede fort.


Der Jäger trieb auch einen Dachs aus dem Bau:

»Wie leb' ich zufrieden mit meiner Frau?«

Baubau! Baubau! Hallo! Trara!

Baubau! Hetzhetz! Hallo! Trara!

Baubaubaubaubau!

Da gähnte der Dachs und strich sich den Wanst:

»Ach, schlafe so lang und so fest du kannst.

Denn nur wenn man weder hört noch sieht,

Hat man vor Weibern Ruh und Fried'.«

Baubau! Hetzhetz! Hussa! Hallo! Trara!

Baubau! Hallo! Trara! Hallo! Baubau!

Hussa! Hallo! Trara! Baubau! Hussa! Hallo!

Hussa! Baubaubaubaubaubaubau!

Hallo! Trara! Baubaubaubaubau!

CHOR.

Baubau! Hussa! Hallo! Trara! Hussa!

Hussa! Hussa! Hussa, sa, sa, sa, sa, sa!

Baubaubaubaubau![86]

KONRAD.

Nun laß es gut sein, Vetter. Halte uns nicht länger auf!

STEPHAN.

Nur noch einen –

GERTRUD.

Ei, Nachbar, wie können wir denn den Pater Martin so lange warten lassen.

ANNA zu Konrad.

Ja, laß uns fort, ich bin nicht ruhig, bis unser Bündnis eingesegnet ist.

KONRAD.

Du süßes Kind, was ängstigt dich?

GERTRUD zu den Schützen.

Nun, ihr Herren, wollt ihr die Braut führen?

STEPHAN.

Nur vom Fuchs müßt ihr noch hören.

CHOR.

Vorwärts, vorwärts!

STEPHAN.

Hört doch nur!

Die sechs Bergknappen-Musikanten beginnen wieder den Bauernhochzeitsmarsch Nr. 15. zu spielen.

Der Zug setzt sich unter Jubelgeschrei in der früheren Ordnung gegen die Kirche hin in Bewegung.

Stephan und die vier Schützen folgen dem Zuge in die Kirche.

Wenn die Ersten kurz vor der Kapelle angekommen sind, bricht der Hochzeitsmarsch ab.

Das Glöcklein der Kapelle beginnt zu läuten.

Alle nehmen vor der Thür die Kopfbedeckung ab.

Die sechs Bergknappen-Musikanten bleiben außerhalb stehen und richten ihre Aufmerksamkeit auf das Innere der Kapelle.

Wenn Alle in der Kapelle sind, endet das Läuten.

Hans Heiling kommt mit dem Scepter, wie er im zweiten Auftritt abgegangen ist, von rechts vorn.


Quelle:
Heinrich Marschner: Hans Heiling. Leipzig [1895], S. 84-87.
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