Siebenter Auftritt.

[93] Anna rechts. Konrad in der Mitte. Stephan links. Die acht Brautjungfern zurückstehend.


STEPHAN spricht. Nun, das gefällt mir nicht übel. Da stehn sie und schnäbeln sich wie die Turteltäubchen und auf dem Tanzplatze geht schon alles drüber und drunter. Ist denn das so wichtig, was ihr euch zu sagen habt, daß ihr euch deshalb vom Hochzeitszuge wegstehlen mußtet? Zum Brautsuchen sollt ihr kommen, alles steht und wartet auf euch.[93]

ANNA. Ach, laßt das doch, wie kann denn Konrad mit dem wunden Arme –

KONRAD. Doch, doch, mein süßes Kind, ich muß dich finden.

STEPHAN. Ei, das wäre mir auch eine schöne Hochzeit ohne Brautsuchen. Nichts da! Euch beiden werden die Augen verbunden, Konrad wird unter die Männer, Anna unter die Weiber versteckt und so müßt ihr euch zu einander hintappen und wir wollen's euch schon sauer machen. Kommt, kommt, alte Sitte hat altes Recht. Ihr werdet keine ehrlichen Eheleute, wenn ihr euch nicht blindlings gefunden habt. Angefaßt, ihr Dirnen, zuerst nehmt den Bräutigam mit euch, ich komme dann mit der Braut nach!

Nr. 19. Finale.


Eine Brautjungfer läßt sich vor Konrad auf ein Knie nieder, faltet auf dem andern ein weißes Tuch zusammen, womit sie dann Konrad die Augen verbindet.


DIE BRAUTJUNGFERN.

So wollen wir auf kurze Zeit

Die Augen dir verbinden,

Hast du nach Herzenslust gefreit,

Wirst du dein Weibchen finden.


Sie wiederholen diesen Sang.


KONRAD.

Und wär'st du tausend Meilen weit,

Ich wollte dich schon finden.


Zwei Brautjungfern führen ihn rasch ab nach rechts vorn.


Quelle:
Heinrich Marschner: Hans Heiling. Leipzig [1895], S. 93-94.
Lizenz:
Kategorien: