Siebenter Auftritt.

[204] Theodor, in einem, das königliche Costum nachahmenden Mantel, an der Kopfbedeckung eine schwarze Adlersfeder, tritt auf.


HANS.

Blitz, Herr Theodor! er Selber!

THEODOR.

Mit Befremdung und Entrüstung

Habe Ich, Herr Volk, vernommen, daß Ihr, Eurer Ärzte spottend,

Euch an ihnen gar vergreifend –

HANS ruhig.

Mit Befremdung und Entrüstung

Habe ich, Herr Theodor, heut erkannt, daß diese Ärzte,

Die Ihr mir, nicht ich, gewählet, Lügner und Betrüger sind.

THEODOR.

Nimmermehr kann ich es dulden, daß Ihr unsre treusten Diener

So beleidigt! Welche Sprache! die ich nie von Euch gehört!

HANS.

Ei, Herr Theodor, Ihr habt mich auch gewöhnt an eine Sprache,[204]

So voll Trug und Schein und Phrasen, daß ich lang mein Deutsch vergessen,

Aber jetzo Deutsch und ehrlich: Ich entlarvte diese Schurken ...

THEODOR.

Gott! was seh' ich! Blut! Ihr habt Euch schon beschädigt! dacht' ich's doch;

Seht Ihr nicht die Folgen Selber?!

HANS.

Laßt's nur fließen, dieses Blut;

Hab' es sonst – wie's scheint, für Euch nur – in Schropfköpfen, Aderlässen

Ab mir zapfen lassen ... heut' zum ersten Mal fließt's für mich Selber;

Eine gute, weise Lehre hat's mir eingebracht.

THEODOR.

Unmöglich

Kann ich dieses Unglück anseh'n! – Doctor Censur! Polisëi!


Quelle:
Der deutsche Michel, Revolutionskomödien der Achtundvierziger. Stuttgart 1971, S. 204-205.
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