An Timon von Athen

Ich suchte, Timon, nicht deiner Verbannung

Gefundnen Ort, am launenreichen Meer;

Um Einsamkeit blieb meine Seele leer,

Der Ägäis Sturm bewog mich zu Ermannung.


Des Geistes Flügeln gab ich Segelspannung

Beim Seelenschwung – den Leib für Aug – Begehr –

Doch wieder kam ich in die Buchten her:

Nun sei ein Sang der Kahn mit Machtbemannung.


Zu holden Inseln soll ich Segler senden:

Mein Hellas, fühl im Herz Geborgenheit!

Ich mag den Urvergrauten Leuchter spenden.


O Land geliebter Sprache mein, wie weit

Vermochte Schickung mich aus dir zu wenden;

Hat schon von Sehnsucht mich das Meer befreit?
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Quelle:
Theodor Däubler: Attische Sonette, Leipzig 1924, S. 5-6.
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