Die Mutter

[21] Für Frau Elsbeth Peterich


Vor Demeter, der besten, schwand die Tochter.

»Mein Kind!« war der Verletzten Scheidungs-Schrei.

Der Göttin Geist ergriff sich Raserei:

Sie strich von still – zu jäh – voll Leid, bepochter


Umgrottung Pans. Sie horchte; doch vermocht er

Nicht Wort, noch Ort zu finden, wo sie sei.

»So hilf mir Hékate! Mein Kind befrei

Vom Räuber! Wer entwand, wo unterjocht er


Das einzige, mir zarte Mägdelein?«

Rang Demeter. Das helle Weib am Weg

Belauschte seinen hohen Weihestein.


»O Mutter, hülle schwarz dich ein und leg

Vors Totentor das Ohr! Bei meinem Schein«,

So rief es: »findest du den letzten Steg!«
[21]

Quelle:
Theodor Däubler: Attische Sonette, Leipzig 1924, S. 21-22.
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