Aphrodite

[39] Aus tausend Brüsten aufgeschäumten Meeres

Erperlt der Aphrodite seltnes Licht:

Sie schwebt am Mittag schattenlos im Licht,

Du sahst noch nie – gegeistert – ein so hehres


Gebild, das dir vom Weibe spricht: begehr es!

O Liebe, für und gegen dich in Pflicht,

Erfahr ich Milde, find ich mein Gericht?

Ich weiß von Ewigkeit: uns nun ein schweres


Geheimbewalten altershoher Ehen.

Aus ihnen kommt der Himmel zu uns her:

Den Frommen bloß gebührt ein Leib als Lehen;


Nach Schicksalssternen funkle dein Begehr!

Von Scham des Blutes laßt euch keusch beweben,

Bleibt blaß! Das Auge blaut auf reinem Meer.
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Quelle:
Theodor Däubler: Attische Sonette, Leipzig 1924, S. 39-40.
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