Ums Mond-Meer

[52] Vernarrter Alp – ob Mond? – in kühler Liebe,

Zerdrückst du das Gewölk und wühlst ums Meer.

Gewogne Unholde beträum ich schwer

Und reck mich schräg: wie ich in Schwebe bliebe?


Mein Schlaf, jetzt stiebt verwünschtes Schwirrgetriebe:

Uns rührt gegeilter Wünschlein Schlüpfbegehr,

Sie flimmern flink zum frischen Schwesternheer:

Nun schöpft im Schlamm, bald bleibt ein Aal im Siebe!


Du mußt die Haschsucht nach dem Lichtloch strecken!

Dort oben; doch es sinkt mir, wie gewohnt –

– Voll Wolken schon – wer wird es hold verstecken?


O Wonnewogen, wie sichs wohlig lohnt,

Euch – kraus in Krägen – bloß im Hemd, zu necken:

O Mond, von Menschlein werd ich toll umwohnt.
[52]

Quelle:
Theodor Däubler: Attische Sonette, Leipzig 1924, S. 52-53.
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