Abschied

[177] Laß, Leben, nicht so wild die Locken wehen

Es will so rascher Ritt mir nicht mehr glücken,[177]

Hoch überm Land von diamantnen Brücken:

Mir schwindelt, in den Glanz hinabzusehen.


»Vom Rosse spielend meine Blicke gehen

Nach jüngern Augen, die mein Herz berücken,

Horch, wie der Frühling aufjauchzt vor Entzücken,

Kannst du nicht mit hinab, laß ich dich stehen.«


Kaum noch herzinnig mein, wendst du dich wieder,

Ist das der Lohn für deine treusten Söhne?

Dein trunkner Blick, fast möcht er mich erschrecken.


»Wer sagt' dir, daß ich treu, weil ich so schöne?

Leb wohl, und streckst du müde einst die Glieder,

Will ich mit Blumen dir den Rasen decken.«


Quelle:
Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München 1970 ff., S. 177-178.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte (Ausgabe 1841)
Gedichte
Fünfzig Gedichte
Und es schweifen leise Schauer: Gedichte (Lyrik)
Sämtliche Gedichte und Versepen
Gedichte (Fiction, Poetry & Drama)