Vesper

[250] Die Abendglocken klangen

Schon durch das stille Tal,

Da saßen wir zusammen

Da droben wohl hundertmal.


Und unten war's so stille

Im Lande weit und breit,

Nur über uns die Linde

Rauscht' durch die Einsamkeit.


Was gehn die Glocken heute

Als ob ich weinen müßt?

Die Glocken, die bedeuten,

Daß meine Lieb gestorben ist!


Ich wollt, ich läg begraben,

Und über mir rauschte weit

Die Linde jeden Abend

Von der alten, schönen Zeit!


Quelle:
Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München 1970 ff., S. 250.
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