Naturstimme

[47] Ich steh auf hohem Berge,

Im Wind, tief unter mir

Die rauschenden Buchenwipfel –

Wie einsam ist es hier!


Die Sonn ist untergegangen,

Sogar das Abendroth

In Wolkengrüfte gesunken,

Der schöne Tag ist todt.


Schwarz hüllt sich ein der Thalgrund

In wallenden Nebelflor,

Draus recket die dunkeln Häupter

Das Hochgebirg empor.


Und tief ins Herz erschrocken

Halt ich den Odem an,

Furcht überschleicht mein Wesen,

Die ich nicht meistern kann.


So sanken finstre Schatten

Auch in die Seele mir,

So dunkelt es in mir selber

Wie einsam ist es hier.

Quelle:
Ludwig Eichrodt: Leben und Liebe, Frankfurt a.M. 1856, S. 47-48.
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