[152] Ruinen – Mauersturz, Geröll,
Getrümmer, Schutt und Raub;
Doch allwärts spinnt der blühende Dorn,
Und fröhlich sproßt das Laub.
Es klafft der Fels ins weite Thal
Hinab, hoch ist der Berg,
Die riesigen Tannen überkrönt
Das alte Menschenwerk.
Dort sitzt ein runzlig Köhlerweib
Am Strauch, dort ist ein Haus,
Die stolzen Steine der Herrenburg
Sie halfen der Nothdurft aus.
Das Mütterlein ist ganz vergnügt,
Der Himmel ist ihr auch blau,
Der Sommer hat bunt mit Blumen gefüllt
Den Garten der alten Frau.
Da wuchert es wild von Rosmarin,
Von Nelken und Hagebutt,
Großköpfige Sonnenblumen genug
Wiegen sich über dem Schutt.
Wies grünt und blüht, wies farbig spricht!
Welch üppige Blumengluth!
Ein guter Boden ist Graben und Wall
– Gedüngt mit Menschenblut.
[153]
Da ist nicht Ordnung, und ist kein Pfad,
Zum sanften Spazierengehn,
Das Unkraut blüht glückselig mit,
Man kann es wachsen sehn.
Du gutes Weib! verkümmern soll
In deiner Schöpfung kein Trieb.
Die Kinder des warmen Sommers sind
Dir alle schön und lieb!
O paradiesischer Wohlgeruch!
Kraftsüßer Honigduft,
Wie labst du mich, wie lieb ich dich
In der himmelreinen Luft!
Die Sonne scheint. Doch Alles still.
Kein Nachtigallenschlag.
Nur wispernd leise fliegt ein Traum
Hinüber den Blüthenhag.
Was ist das? Welcher rührende Reiz
Durchweht den einsamen Ort?
In einem Mährchen wandle ich –
Ist eine Fee die dort?
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