Naturschauer

[172] Die Wellen rauschen, es nachtet,

Der Mond scheint mit Verdruß,

Geschlagene Soldaten

Marschiren über den Fluß.


Dort nicken die ungeheuern

Felsberge gespensterhaft,

Es raget über dem Wirrsal

Die düstre Prachtlandschaft.


Ein Schauer, machtvoll, herrlich,

Weht durch die stumme Natur,

Als wäre ein Gott gestorben,

Ist ringsum Trauer nur.
[172]

Auch in den wunden Gemüthern

Der Krieger lagert Nacht,

In tausend Herzen dunkelts,

Doch es dunkelt ohne Pracht.


Genommen ist die Fahne,

Gefallen der beste Held,

Das Vaterland ist verloren

– Gewonnen die weite Welt.

Quelle:
Ludwig Eichrodt: Leben und Liebe, Frankfurt a.M. 1856, S. 172-173.
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