»Guido«

[263] Mir ist wie in heißem Sommer

Auf stiller glühender Haid

Wo die stummen Mittagsgespenster

Schlafen im grünen Kleid.

T.


Aus argen Träumen aufgewacht

Dalieg ich ruhlos in der Nacht;

Mein Auge flimmert und mein Blut

Rollt um in regelloser Glut.


Mich dünkt, ich litte wilde Pein

In schwüler Mittagsonne Schein,

Die freundliche, die traute Nacht

Für mich ist sie umsonst gemacht.


Warum, o Friede, fliehst du mich?

Von mir, o Ruh, was scheuchet dich?

Wer übt auf mich den Seelenzwang?

Mir ist so gar unheimlich bang.


Ermattet schlummer ich endlich ein,

Und neuer Traum und alte Pein!

Da ruft mich eine Stimme wach,

Und in den Ohren klingt mirs nach:


Und süßen Frieden, milde Ruh

Nicht ehr und anders findest du,

Bis du der Treue Schwur erfüllst,

Und deines Liebchens Thränen stillst!

Quelle:
Ludwig Eichrodt: Leben und Liebe, Frankfurt a.M. 1856, S. 263-264.
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