Sechster Auftritt.

[30] Madame Welldorf. Luise.


LUISE ihn begleitend und dann ihm nachsehend. Er geht. – Wenn er nur nicht die Fassung verliert! Wenn er nur seiner Bitterkeit Herr bleibt! – Ach, es kann noch Alles so gut, und es kann auch Alles so schrecklich werden. – Auf die Mutter[30] zugehend, die in Kummer versenkt steht. Sie schweigen? Sie lassen doch Ihnen Muth, Ihr Vertrauen nicht sinken? Denn sonst – – eine grosse, drückende Sorge haben wir doch nun vom Herzen; nicht wahr? Wir wissen doch nun, dass er lebt, dass er wohl ist.

MADAME WELLDORF. Eduard? Schien er dir wohl?

LUISE. O ich hätte schweigen sollen. Sie weinen. –

MADAME WELLDORF. So wie er mir schien, Luise; so mögt' ich gehen und mich an deines Vaters Anblick wieder erquicken. Ich würde eine Todesgestalt, aber in ihr doch eine ruhige Seele finden. –

LUISE ein wenig erschrocken. Man kömmt. – Und wieder beruhigt. Aber es ist ein Freund; unser Arzt.


Quelle:
J[ohann] J[akob] Engel: Eid und Pflicht. Berlin 1803, S. 30-31.
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