Erstes Kapitel.

[67] Da waren wir also, sagte der Graf von Lingen, als sie in dem Dorfe ankamen, wo er die Nacht bleiben wollte. Da wären wir also, sagte er gleichgültig, und stieg aus dem Wagen, ohne sich weiter um seine schöne Gemahlin zu bekümmern. Sie war erst seit einem Jahr an ihn verheirathet, und liebte ihn unaussprechlich; aber sie wäre sehr glücklich gewesen, wenn er sie nur auf diese Art vernachlässigt hätte.

Indessen sie in ihr Zimmer gebracht wurde, war der Graf bereits in der Küche beschäftigt. Er hatte die junge feurige Wirthin allein gefunden, und als ein erklärter Weiberjäger auf sie Jagd gemacht. Das Hühnchen schien Vergnügen daran zu finden, und ließ sich nach wenig Minuten greifen.

Riekchen, so hieß die Wirthin, war erst achtzehn Jahre alt, und ihr Mann war in die[67] Stadt gefahren. Der Graf fand sie gerade in einer kritischen Stunde, und sein Rang, sein Reichthum, seine Figur vollendete den Sieg. Ach wenn Eitelkeit und Sinnlichkeit sich vereinigen, dann hat der böse Feind gewonnenes Spiel.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 67-68.
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