[70] Der Graf halte einen Kammerdiener, den er mit aus Frankreich gebracht hatte. Es war ein junger Mensch von der schönsten Figur, die man sehen konnte. Er schlief neben dem Zimmer des Grafen, und mußte jetzt aufstehen, um das kleine Cabinet zu suchen.
Es war finster, er kommt halb schlafend zurück, verwechselte die Zimmer und legt sich ohne Bedenken in das Bette. Gräfin Auguste erwacht, hält ihn für ihren Mann, und rückt traulich an ihn an.
Ach mein Engel, was bist du kalt! sagte sie mit einem Kusse, verschlang ihre Glieder mit den seinigen, und machte ihm die zärtlichsten Liebkosungen. Pleßy, der mit seinem Kameraden in einem Bette geschlafen hatte, lachte im Stillen, und beschloß, den Träumer mit einem derben Schlage aufzuwecken. Aber die sanften weichen Hände der Gräfin überzeugten ihn bald, wo er wäre. Er erschrack, und wußte nicht, was er machen sollte.[70]
Nur einen Kuß, mein süßer Freund! fuhr die Gräfin bittend fort, als er unbeweglich blieb. – Wenigstens Das! Hörst du! Ein kleines Küßchen, lieber Mann! – Pleßy war unerbittlich, und hoffte sie verdrießlich zu machen; sie würde dann einschlafen und er unbemerkt fortschleichen können. Aber sie war nun einmal in Feuer gerathen, und ihre Liebkosungen wurden immer dringender.
Man hätte von Marmor sein müssen, um hier zu widerstehen. Diese glühenden Küsse, diese stammelnden Worte, diese wollüstigen Seufzer, diese zärtlichen Angriffe! – Pleßy schmelzte; er war seiner nicht mehr mächtig; er vergaß den Grafen und die ganze Welt.
Ach du tödtest mich, Trauter! rief sie außer sich vor Entzücken, und preßte ihn heftig an ihr Herz. Aber er eilte, sie in's Leben zurück zu bringen, und ihre Seelen vereinigten sich.