Der alte Fritz

[260] (Zur Enthüllungsfeier des Friedrich-Denkmals

im August 1851)


Bist endlich da! Gott sei's geklagt,

Hast lange warten lassen;

Nun lehr' uns wieder, unverzagt

Den Feind beim Schopfe fassen,

Den Feind in Ost, den Feind in West,

Die Feinde drauß und drinnen,

Zerreiß die Netze dicht und fest,

Womit sie uns umspinnen.


Blitz' nur herab von deiner Wacht,

Solch Wächter mag uns taugen:

Wir brauchen wieder, Tag und Nacht,

Die Alten-Fritzen-Augen;

Blitz' nur herab! und wenn im Nu

Die Schleicher du erraten,

Dann heb den Stock und droh: »Du, du!«

Wie weiland dem Kroaten.


Blitz' nur herab von deiner Wacht;

Und wenn uns Feinde spotten,

Pandurentum und Slawenmacht

Sich rings zusammenrotten,

Dann, dir zu Füßen, weck' und wink'

Dem alten Leibhusaren

Und sprich: »He, Zieten, sattl' Er flink,

Wir woll'n mal drunter fahren.«


Vor allem aber blitz' ins Herz

Den Lenkern und den Leitern,

Sei du das Vorgebirg von Erz,

Dran ihre Ängste scheitern;

Ruf ihnen zu: »Mein war der Mut,

Dies Preußen aufzurichten,

Es tut nicht gut, es tut nicht gut

Solch Zagen und Verzichten.[260]


Wohl, angesichts von meinem Schloß,

Mag ich hier droben wohnen,

Doch gilt's mein Volk – mit Mann und Roß

Einschmelzt mich zu Kanonen;

Wohl thron' ich hier auf sichrem Sitz,

Mein Schimmel selbst ward erzen,

Doch sichrer thront der alte Fritz

In alten Preußenherzen.«


Quelle:
Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 20, München 1959–1975, S. 260-261.
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