XXXVIII.


Das Vorzeichen deß König-Mords.

[391] Der Reichs-Apffel herrschet nicht über den Todten-Kopff; sondern dieser stosst endlich jenen hinweg /und dem Könige die Kron ab. Ja manche / indem sie nach einer Kron greiffen / befordern dadurch ihren Tod nur desto eher: weil die Unruhe der schweren Regierung / mit lauter Verwirrungen über sie / wie ein Meer voll Wellen / zusammen schlägt / und die Kräffte ihrer Lebens-Geister desto hefftiger schwächet: gleichwie die Fackel desto geschwinder verflackert /je stärcker sie / von den Winden / angeblasen wird. Etliche aber werden auch wol / in der Kron durch einen gewaltsamen Tod ausgelescht; da sie ausser derselben / noch wol länger / auff Erden / hetten geleuchtet. So ists dem Könige Heinrich gegangen: welchen / wann Er die Polnische Cron nicht verlassen /und der Frantzösischen nicht nachgeeilt / auch der Tod so bald nicht erhaschet hette.

Daß es ihm so ergehn würde / hat / neben andren /diese seltsame Begebenheit vorher angezeigt / welche ich / weil sie von einem Gespenste vermutlich hergerührt / unter den gespenstischen Sachen billig mit anziehe. Dieselbe beschreibt Megiserus / in seiner Kärndterischen Chronic: Dem ich auch seine eigene Zeilen hiebey lassen wollen; ob sie gleich eben nicht so gar nett noch zierlich gesetzt sind.

[392] Als im Jahr 1544 / in der Stadt S. Veit / lautbar worden / daß König Heinrich in Poln und Franckreich / schon Friesach erreicht / und zu S. Veit folgends sein Nachtlager halten würde; hat ein Ehrsamer Magistrat daselbst / gegen Ihrer Majestet Ankunfft / alle Dinge wolbestellt / und in einem schönen wolerbaueten Hause / Herren Moritz Schmeltzern zuständig / Dieselbe einlosiren lassen; da Sie über Nacht geblieben ist.

Deß folgenden Tages / als der König aufgestanden; gieng er in die Pfarr-Kirche zur Messe / mit seinem gantzen Hofgesinde: allda dem Könige eine wunderliche und denckwürdige Abentheuer zugestanden ist. Denn / wie der König auff einem schwartz Sammeten Tuch (welches man / vor dem Altar / da die Messe gehalten worden / ihme ausgebreitet) auf gebogenen Knien ligend / mit grosser Andacht gebetet; begab es sich / daß das Todten-Haupt (so an den Füssen des Crucifixs vor dem Altar gestanden) gähling sich ledigte / und also unglücklich auff den König fiel / mit einem solchen grossen Gewalt / daß er sich für dem Fall nicht kunte erhalten / sondern zu Bodem stürtzen muste.

Hierüber ist der gute König sehr übel erschroc ken: Dann er ohn Zweiffel nicht anders sich darauf beduncken ließ / als dieses würde ihm ein gewisses Præsagium und unfehlbare Anzeigung seyn einer unglückhaften Reise; oder / daß es ihm / in seiner Regierung /[393] nicht zum besten würde ergehen.

Als er nun aus der Kirchen gangen / hat er sich hierauff zu der Frühsuppen begeben. Doch erzeigte Er sich gantz bekümmert und traurig: Daraus Jederman vermuthet / es wäre dem Könige kein geringer Unfall zugestanden. Er aß auch geschwind / welches er ebener massen den Seinen zu thun befahl. Nach verrichteter Mahlzeit /machte er sich geschwinde / mit den Seinigen / zu Roß / und postirte also davon; kam erstlich auf Villach / darnach auf Venedig / u. zuletzt in Franckreich: Da er / nach vieler Empörung unn Widerwertigkeit / wie bekandt / meuchelmördrischer Weise / mit dem Messer erstochen worden.1

Vor dem unglückseligen Ende / Heinrichs / deß Vierdten / setzte es auch mancherley Omina. Zu S. Denys liessen sich vielerley unglückliche Anzeigungen spühren. Der König (Heinrich der IVte) und die Königinn / wurden / von einem Nacht-Raben / sehr verunruhigt und schlaffloß gehalten: Denn dieser Nacht- und Leich-Vogel / krochzte und schrie / am Fenster ihres Schlaff-Gemachs / die gantze Nacht durch.

Das Gewölbe (NB. cella) selbiger Kirchen / darinn die Könige begraben ligen / ward offen gefunden /und der Stein / womit mans zu versperren pflegt / abgethan.[394]

Indem zu S. Denys / die Krönungs Ceremonien mit der Königinn vorgingen / und dieselbe sich wiederum / von dem Altar / zu ihrem Thron verfügte: wäre ihr die Krone / so aus Edelgestein gewirckt war / zweymal vom Haupte gefallen / wenn Sie nicht die Hand daran geschlagen hette.

Man nahm auch dieses / für kein gutes Zeichen /auff / daß Ihre Wachs-Kertze von sich selbsten erleschte.

Wenig Tage zuvor / träumte der Königinn / zu der Zeit / als die Jubilirer ihr eine Krone verfertigten / daß zween trefliche Deamanten / die Sie selbst zu Auszierung der Krone / hergegeben hatte / in Perlen sich verwandelten. Welches / in den Traum-deutungen / auff Threnen gedeutet wird. Hernach kam ihr abermal / im Traum / vor / wie der König / bey der kleineren Stege deß Louvers / mit einem Messer / erstochen würde.2

Fußnoten

1 Megiserus, im 12ten Buch der Kärndterischen Chronic / Cap. 13. Bl. 1589.


2 De Serres in Henrico IVto, ubi etiam plura recenset.


Quelle:
Francisci, Erasmus: Der Höllische Proteus, oder Tausendkünstige Versteller [...]. Nürnberg 1690, S. 391-395.
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