2. Scene.


[69] Toni und Regerl am Tische, Loisl, später Resl und Modei.


LOISL tritt zu den Brautleuten an den Tisch. Hochzeiterin, schenk' mir 'was!

REGERL. I hab' selber nix.

LOISL. Jeh, a ganze Schüß'l voll Geld.

TONI. Was thät'st denn du mit'm Geld?

LOISL. Auch heirat'n.

TONI. Warum net gar!

LOISL. Meinst vielleicht, i könnt's net. Was jeder Dumme kann, bring' i auch noch z'samm'.

TONI. No, wenn du heirat'st, kauf' i dir a paar neue Schuh'.[69]

LOISL. Die brauch' i net, i geh' in Schlapp'n.

REGERL. Aber auf d' Feiertag!

LOISL. Da geh' i baarfuß.

REGERL. O du Loder!

LOISL. Geh' weiter, Hochzeiterin, sei net so neidig, i wünsch' dir nachher 'was an.

REGERL. Und was denn?

LOISL. A Stub'n voll Kinder!

TONI. Is a frommer Wunsch.

LOISL. Und christlich – aber so schön müß'n's alle sein wie i.

REGERL. Das wär' d' Hauptsach'.

RESL zieht Loisl bei Seite. I sag' dir's, Loisl, wenn du wieder bett'lst, nachher laß' i mi gar nimmer seh'n.[70]

LOISL. Solang' du mi net von meiner Krankheit kurirst, wird's net anders. Mit uns zwei muß jetzt bald 'was geh'n, das einspännig' Leb'n hab' i satt. Du wirst alle Tag sauberer –

RESL. Und du alle Tag' wilder, du Bett'lbua!

LOISL. Das macht die Angst und der Kummer, daß i di verlier'n könnt'. Sixt, Resl, mein' Lieb' zu dir is schon so schwer, jetzt hat sie sich vom Herz'n schon 'nunter g'senkt bis in' Mag'n; d'rum druckt's mi all'weil so und daher kommt der große Durst. Wo soll i aber 's Geld hernehmen, um den Durst z'lösch'n, wenn i net bett'ln darf.

RESL. I sag' dir halt soviel, wenn die Bettlerei net aufhört, so is mit uns aus.

LOISL. Und i kann di net auslass'n, du hast mir all's z'viel Heiratgut! Fällt auf beide Kniee. Resl, schau' mi an, sieh i net aus wie einer von den vierzehn Nothelfern?

RESL. Stehst gleich auf und schamst di!

LOISL. Bei meinen traurig'n Zuständ' hört alle Scham auf.

MODEI tritt zu den Beiden. Is a recht schön's Bild'l, das! Ihr seid wohl gar Lieb'sleut'?[71]

LOISL steht auf. Und wenn's so wär', ging's di 'was an?

MODEI. No freilich, i hätt' mi gern selber zug'macht an di!

LOISL. Di möcht' i schon, du zaundürre Zelleriwurz'l!

MODEI. Wirklich net? Jetzt hab' i schon g'wiß 'glaubt, i könnt' 'was profitir'n von deiner Dummheit.

LOISL. Hast an der deinen noch net g'nug?

RESL. Und überdies, geht denn di sein' Dummheit 'was an?

MODEI. Mi net; aber du, scheint's hast a Freud' d'ran.

LOISL. Jetzt weißt, i kann so dumm sein, als i mag; so dumm wie du bin i auch, vielleicht noch dümmer.


Quelle:
Ludwig Ganghofer und Hans Neuert: Der Herrgottschnitzer von Ammergau. Augsburg 21880, S. 69-72.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Herrgottschnitzer von Ammergau
Der Herrgottschnitzer von Ammergau und andere Hochlandgeschichten
Ausgewählte Romane und Erzählungen: Der Herrgottschnitzer von Ammergau , Der laufende Berg , Die Martinsklause , Das Schweigen im Walde .4 Bücher
Der Herrgottschnitzer von Ammergau.
Der Herrgottschnitzer von Ammergau
Der Herrgottschnitzer von Ammergau