Wolle keiner mich fragen

[63] Wolle keiner mich fragen,

Warum mein Herz so schlägt,

Ich kann's nicht fassen, nicht sagen,

Was mich bewegt.


Als wie im Traume schwanken

Trunken die Sinne mir;

Alle meine Gedanken

Sind nur bei dir.


Ich habe die Welt vergessen,

Seit ich dein Auge gesehn;

Ich möchte dich an mich pressen

Und still im Kuß vergehn.


Mein Leben möcht' ich lassen

Um ein Lächeln von dir,

Und du - ich kann's nicht fassen -

Versagst es mir.


Ist's Schicksal, ist's dein Wille?

Du siehst mich nicht. -

Nun wein' ich stille, stille,

Bis das Herz mir zerbricht.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 1, Leipzig und Wien 1918, S. 63.
Lizenz:
Kategorien: