Schill

[139] O eine Eiche pflanzt auf diesen Hügel!

Die grünste sucht, so weit die Amsel ruft!

Sie streue Schatten auf des Helden Gruft,

Und Lieder rausch' in ihr des Windes Flügel.


Denn gleich dem Roß, das knirschet in die Zügel

Und scharrt und stampfet, spürt es Morgenluft,

So wittert' er zuerst der Freiheit Duft,

Da alles schwieg, und schwang sich in den Bügel.


Fürwahr, o Schill, du warst ein echter Reiter,

Und schneller als die Zeiten rittst du gern,

Mit dir wie Blitze deine blanken Streiter.


Dein Jagdhorn klang: »Der Tag ist nicht mehr fern!«

Da ging der Morgen auf so rot und heiter;

Doch unter gingst du, schöner Morgenstern.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 1, Leipzig und Wien 1918, S. 139.
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