Protestlied für Schleswig-Holstein

[292] Es hat der Fürst vom Inselreich

Uns einen Brief gesendet;[292]

Der hat uns jach auf einen Streich

Die Herzen umgewendet.

Wir rufen: Nein! und aber: Nein!

Zu solchem Einverleiben;

Wir wollen keine Dänen sein,

Wir wollen Deutsche bleiben!


Wir alle sind hier, alt und jung,

Aus deutschem Ton geknetet,

Wir haben deutsch gescherzt beim Trunk

Und deutsch zu Gott gebetet.

Man soll uns schenken deutschen Wein

Und deutsche Satzung schreiben;

Wir wollen keine Dänen sein,

Wir wollen Deutsche bleiben!


Dem Herzog haben sie gesagt,

Er soll die Zügel schärfen,

Wir würden stumm uns und verzagt

Der Willkür unterwerfen.

Drum singt's in seine Burg hinein,

Daß zittern alle Scheiben:

Wir wollen keine Dänen sein,

Wir wollen Deutsche bleiben!


Nicht sühnt uns fremder Herrschaft Putz

Die eingebornen Schmerzen;

Es grollt der alte Sachsentrutz

Noch heut in unsern Herzen;

Der Albion nahm im blut'gen Reih'n,

Kann auch ein Joch zerreiben;

Wir wollen keine Dänen sein,

Wir wollen Deutsche bleiben!


Hie deutsches Land trotz Spruch und Brief!

Ihr sollt's uns nicht verleiden.

Wir tragen Mut im Herzen tief

Und Schwerter in den Scheiden,[293]

Von unsern Lippen soll allein

Der Tod dies Wort vertreiben:

Wir wollen keine Dänen sein,

Wir wollen Deutsche bleiben!

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 1, Leipzig und Wien 1918, S. 292-294.
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