Deutsche Siege

[246] August 1870.


Habt ihr in hohen Lüften

Den Donnerton gehört

Von Forbach aus den Klüften,

Von Weißenburg und Wörth?

Wie Gottes Engel jagen

Die Boten her vom Krieg:

Drei Schlachten sind geschlagen,

Und jede Schlacht war Sieg.


Preis euch, ihr tapfern Bayern

Stahlhart und wetterbraun,

Die ihr den Wüstengeiern

Zuerst gestutzt die Klaun!

Mit Preußens Aar zusammen

Wie trutztet ihr dem Tod,

Hoch über euch in Flammen

Des Reiches Morgenrot!


Und ihr vom Gau der Chatten

Und ihr vom Neckarstrand

Und die aus Waldesschatten

Thüringens Höhn gesandt,[246]

Ihr bracht, zum Keil gegliedert,

Der Prachtgeschwader Stoß;

Traun, was sich so verbrüdert,

Das läßt sich nimmer los.


Und die ihr todverwegen,

Von Leichen rings umtürmt,

Im dichten Eisenregen

Den roten Fels erstürmt,

Wo blieb vor euch das Pochen

Auf Frankreichs Waffenruhm?

Sein Zauber ist gebrochen,

Nachbricht das Kaisertum.


So sitzt denn auf, ihr Reiter,

Den Rossen gebt den Sporn

Und tragt die Losung weiter:

Hie Gott und deutscher Zorn!

Schon ließ der Wolf im Garne

Ein blutig Stück vom Vlies,

Die Maas hindurch, die Marne,

Auf, hetzt ihn bis Paris!


Und ob die wunden Glieder

Mit der Verzweiflung Kraft

Er dort noch einmal wieder

Empor zum Sprunge rafft:

Dich schreckt nicht mehr sein Rasen,

O greiser Heldenfürst!

Laß die Posaunen blasen,

Und Babels Feste birst.


Der feigen Welt zum Neide

Dann sei dein Werk vollführt.

Und du, nur du entscheide

Den Preis, der uns gebührt!

Es stritt mit uns im Gliede

Kein Freund als Gott allein,

So soll denn auch der Friede

Ein deutscher Friede sein.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 2, Leipzig und Wien 1918, S. 246-247.
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