Rätsel

[378] Durch Höll' und durch Himmel erklingt's wie ein Hauch,

Und im leisesten Herzschlag vernimmst du es auch;

Es schwebt bei den Horen zuvörderst im Reihn,

Und was hoch ist und herrlich, das schließet es ein.


Ob stumm auch, erscheint's dir in jeglicher Tat,

Und die Heerschlacht beginnt's und beschließet im Rat;

Aus der Lohe, der wehenden, winkt es dir zu,

Und es schärft sich im Licht und erstirbt in der Ruh'.


Dem Gedanken versagt sich's, nicht faßt's der Verstand,

Doch in Blindheit ergreif's, und du hast's in der Hand.

Sanft schwellt's dein Gefühl und vollendet dein Ich,

Und zu Erz wird das Herz, dem es treulos entwich.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 2, Leipzig und Wien 1918, S. 378.
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