DIE WINKE


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JEZT NAHT NACH TAUSENDEN VON JAHREN

EIN EINZIGER FREIER AUGENBLICK:

DA BRECHEN ENDLICH ALLE KETTEN

UND AUS DER WEITGEBORSTNEN ERDE

STEIGT JUNG UND SCHÖN EIN NEUER HALBGOTT AUF


Einer kam vom feld her nach dem tor.

Purpurn blau entflammte das gebirg

Fahler himmel · tote luft bewarf

Die gemäuer wie vorm erdgetös ..

Drinnen lagen all im tiefsten schlaf.

Er erschrak und bebt am ganzen leib:

Herr! erkenn ich deine zeichen recht?

Stimme scholl herab: Es ist so weit.[46]


Dreie standen in dem raum voll angst

Hielten sich im kreis geeint die hand

Tauschten glühend der verzückten blick:

Deine stunde · Herr · traf uns hier an ..

Wählst du uns für deine botschaft aus:

Dann mach tragbar uns die überwucht

Unsres glücks da wir aus weltennacht

Leibhaft schreiten sahn das ewige kind.


Sieben spähten von dem berg ins land ..

Trümmer rauchten meltau schlug die flur:

Deinen odem sandten wir durchs reich

Deine saaten steckten wir im grund

Herr! du schüttelst nochmals unser los.

So du lange brache noch verhängst

Harren wir als wächter deiner höh

Sterben gern seit wir dein licht gesehn.[47]

Quelle:
Stefan George: Das Neue Reich. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 9, Berlin 1928, S. 45-49.
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Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 9: Das neue Reich