Ich saug an meiner Nabelschnur

Ich saug an meiner Nabelschnur

Nun Nahrung aus der Welt.

Und herrlich rings ist die Natur,

Die mich am Busen hält!

Die Welle wieget unsern Kahn

Im Rudertakt hinauf,

Und Berge, wolkenangetan,

Entgegnen unserm Lauf.


Aug, mein Aug, was sinkst du nieder?

Goldne Träume, kommt ihr wieder?

Weg, du Traum! so gold du bist;

Hier auch Lieb und Leben ist.
[568]

Auf der Welle blinken

Tausend schwebende Sterne,

Liebe Nebel trinken

Rings die türmende Ferne,

Morgenwind umflügelt,

Die beschattete Bucht,

Und im See bespiegelt

Sich die reifende Frucht.
[569]

Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 2, Berlin 1960 ff, S. 568-570.
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