Elemente

[14] Aus wie vielen Elementen

Soll ein echtes Lied sich nähren,

Daß es Laien gern empfinden,

Meister es mit Freuden hören?


Liebe sei vor allen Dingen

Unser Thema, wenn wir singen;

Kann sie gar das Lied durchdringen,

Wird's um desto besser klingen.


Dann muß Klang der Gläser tönen

Und Rubin des Weins erglänzen:

Denn für Liebende, für Trinker

Winkt man mit den schönsten Kränzen.


Waffenklang wird auch gefodert,

Daß auch die Drommete schmettre;

Daß, wenn Glück zu Flammen lodert,

Sich im Sieg der Held vergöttre.


Dann zuletzt ist unerläßlich,

Daß der Dichter manches hasse;

Was unleidlich ist und häßlich,

Nicht wie Schönes leben lasse.
[14]

Weiß der Sänger, dieser viere

Urgewalt'gen Stoff zu mischen,

Hafis gleich wird er die Völker

Ewig freuen und erfrischen.

Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 3, Berlin 1960 ff, S. 14-15.
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