Auserwählte Frauen

[147] Frauen sollen nichts verlieren,

Reiner Treue ziemt zu hoffen;

Doch wir wissen nur von vieren,

Die alldort schon eingetroffen.


Erst Suleika, Erdensonne,

Gegen Jussuph ganz Begierde,[147]

Nun, des Paradieses Wonne,

Glänzt sie, der Entsagung Zierde.


Dann die Allgebenedeite,

Die den Heiden Heil geboren

Und getäuscht, in bittrem Leide,

Sah den Sohn am Kreuz verloren.


Mahoms Gattin auch, sie baute

Wohlfahrt ihm und Herrlichkeiten

Und empfahl bei Lebenszeiten

Einen Gott und eine Traute.


Kommt Fatima dann, die Holde,

Tochter, Gattin sonder Fehle,

Englisch allerreinste Seele

In dem Leib von Honiggolde.


Diese finden wir alldorten;

Und wer Frauenlob gepriesen,

Der verdient, an ew'gen Orten

Lustzuwandeln wohl mit diesen.

Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 3, Berlin 1960 ff, S. 147-148.
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