Fünfter Auftritt

[72] Nichte, nachher Jäck.


NICHTE. So war mein Argwohn auf dem rechten Wege! Es ist gewiß, was ich fürchtete. Sie will mich dem Domherrn auf eine oder die andere Weise in die Hände liefern, und vielleicht ist der Marquis selbst mit ihr einig. Von solchen Menschen läßt sich alles erwarten, und desto besser habe ich getan, mich an den Ritter zu wenden. Ich werde[72] mich heute schon zu betragen wissen, und morgen, wenn ich mich in ihm nicht betrogen habe –

JÄCK in der Türe. Ist sie weg?

NICHTE. Nur herein!

JÄCK. Wie gesagt, so getan!

NICHTE. Was bringst du?

JÄCK. Hier ein Blättchen! Indem er ihr ein Billett gibt und sich dann im Sprunge herumdreht. Und noch einen Laubtaler vom Ritter für meine Mühe. Brauchen Sie mich ferner zum Kurier.

NICHTE. Wo hast du ihn angetroffen?

JÄCK. Im Kaffeehause gegenüber, wie ich sagte.

NICHTE. Sagte er was zu dir?

JÄCK. Er fragte, ob Sie zu Hause, ob Sie allein seien? – Ich muß sehen, was es gibt; ich höre, die gnädige Frau fährt aus.


Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Berlin 1960 ff, S. 72-73.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Großkophta
Der Großkophta