[189] Gräfin. Magister.
MAGISTER. Darf ich fragen, gnädige Gräfin, wie Sie sich befinden?
GRÄFIN. Wie Sie denken können, nach der Alteration, die mich bei meinem Eintritt überfiel.
MAGISTER. Es tat mir herzlich leid; doch, hoff' ich, soll es[189] von keinen Folgen sein. Überhaupt aber kann Ihnen schwerlich der Aufenthalt hier so bald angenehm werden, wenn Sie ihn mit dem vergleichen, den Sie vor kurzem genossen haben.
GRÄFIN. Es hat auch große Reize, wieder zu Hause bei den Seinigen zu wohnen.
MAGISTER. Wie oftmals hab' ich Sie um das Glück beneidet, gegenwärtig zu sein, als die größten Handlungen geschahen, die je die Welt gesehen hat, Zeuge zu sein des seligen Taumels, der eine große Nation in dem Augenblick ergriff, als sie sich zum erstenmal frei und von den Ketten entbunden fühlte, die sie so lange getragen hatte, daß diese schwere fremde Last gleichsam ein Glied ihres elenden, kranken Körpers geworden.
GRÄFIN. Ich habe wunderbare Begebenheiten gesehen, aber wenig Erfreuliches.
MAGISTER. Wenngleich nicht für die Sinne, doch für den Geist. Wer aus großen Absichten fehlgreift, handelt immer lobenswürdiger, als wer dasjenige tut, was nur kleinen Absichten gemäß ist. Man kann auf dem rechten Wege irren und auf dem falschen recht gehen – –
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