1802

16/4460.


An Friedrich Schiller

Wir haben Sie gestern sehr vermißt und um so mehr Ihre Abwesenheit bedauert, da wir denken mußten, daß Sie sich nicht ganz wohl befinden.

Ich wünsche daß Sie morgen der Vorstellung beywohnen können.

Hier schicke ich den verlangten Theil des Euripides. Es ist recht gut daß Sie das Original lesen, ich habe es dießmal noch nicht angesehen, ich hoffe die Vergleichung soll uns manche Betrachtung gewähren.

Mit Freuden werde ich Sie auch im neuen Jahre bald wieder mündlich begrüßen und die Fortdauer unseres Verhältnisses zur guten Stunde feyern.

Ich lege auch die Umrisse der Preisstücke bey, die ganz leidlich gerathen sind.

Weimar am 1. Jan. 1802.

G.


16/4461.


An Friedrich Justin Bertuch

Ew. Wohlgeb.

erlauben mir, im Betracht unseres immer gut bestandenen Verhältnisses, den Wunsch, die Notizen,[1] welche künftig, über das weimarische Theater, in das Mode Journal eingerückt werden, im Manuscript zu sehen; damit ich nicht, bey meinen mannigfaltigen Bemühungen für solche Anstalt, zwar gewiß ohne Absicht Ew. Wohlgeb., aber doch durch Ihre Vermittelung, manches unangenehme erfahre, wie es mir noch neuerlich, bey dem Unzelmannischen Fall, ergangen ist.

Sie verzeihen eine Äußerung, die ich nur früher hätte thun dürfen, um von Ihrer Gefälligkeit eine angenehme Behandlung zu erwarten.

Weimar am 3. Jan. 1802.

Goethe.


16/4462.


An den Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha

[Concept.]

[11. Januar.]

Da Ew. Durchl. einige Neigung zu der Gemmensammlung der Fürstin Gallitzin zeigen, so läugne ich nicht, daß ich wohl wünschte Ew. Durchl. möchten zu der herrlichen Münzsammlung welche Sie besitzen auch noch diese kostbare und seltene Sammlung von Stempeln acquiriren. Man verlangt gegenwärtig dafür 12000 rthlr., freylich mit der Bemerkung daß man nicht gerne von dieser Forderung weit abgehen möchte.

Wenn ich nicht irre so besitzen Ew. Durchl. Abgüsse davon in Gips aus welchen man schon den Werth des Steins bis auf einen gewissen Grad beurtheilen[2] kann. Sollten Ew. Durchl. sich ernstlich darauf einzulassen geneigt seyn und allenfalls irgend ein vorläufiges Gebot darauf thun so glaube ich wohl daß die Fürstin mir die Sammlung nochmals übersenden würde, weil man wohl Ursache hat eine so kostbare Waare unmittelbar und von allen Seiten zu betrachten. Befehlen Ew. Durchl. bey dieser wichtigen Acquisition die Assistenz eines Kunstverständigen, so wird Prof. Meyer mit Vergnügen aufwarten. Nach erhaltener gnädigster Resolution werde ich sogleich das weitere besorgen.[3]


16/4462a.


An Christian Friedrich Tieck

Indem ich Ihnen, werther Herr Tieck, die Resolution der Schloßbau-Commission zusende, ersuche ich[75] Sie, für meine Person, mir baldigst Nachricht zu geben: wenn Sie sich zu uns verfügen wollen, welches, wie ich hoffe, je eher je lieber geschehen wird. Der ich bis auf Wiedersehen recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 11. Januar 1802.

J. W. v. Goethe.[76]


16/4463.


An Friedrich Justin Bertuch

Was ich von einem niederträchtigen Menschen, wie der Verfasser Ihrer Theaterrecensionen ist, in einem solchen Falle zu erwarten hatte, schwebte mir vor, als ich Sie neulich freundschaftlich um künftige Mittheilung solcher Aufsätze ersuchte. Sie schicken mir ihn gegenwärtig halb gedruckt, und ich kann nur so viel sagen: daß wenn Sie nicht selbst geneigt sind, die Sache zu remediren, und den Aufsatz zu unterdrucken, ich sogleich an Durchl. den Herzog gehe und Alles auf die Spitze setze. Denn ich will entweder von dem Geschäft sogleich entbunden oder für die Zukunft vor solchen Infamien gesichert seyn. Mag der allezeit geschäftige Verzerrer seine Künste doch in der Allgemeinen[3] meinen Zeitung, oder wo er will, aufgaukeln, in Weimar werde ich sie nicht mehr leiden, in den Fällen wo ich als öffentliche Person anzusehen bin. Ich erbitte mir vor vier Uhr Ihre Erklärung darüber; mit dem Schlage geht meine Vorstellung an Durchl. den Herzog ab.

Weimar, am 12. Jan. 1802.

J. W. v. Goethe.


16/4464.


An Christoph Martin Wieland

Ich überwinde einige Bedenklichkeit, um dich, lieber alter Freund, auf einen Fall aufmerksam zu machen, woraus vielleicht für uns beyde einiges unangenehme entstehen könnte.

Daß, bey der Erscheinung des Jon, der Parteygeist des Herrn Überall seine Flügel regen dürfte, war vorauszusehen. Schon bey der ersten Vorstellung rannte dieser Tigeraffe im Parterre herum, durch pedantische Anmerkungen den Genuß einer Darstellung, wie sie Weimar noch nicht gehabt hat, zu stören. Da ihm dieß nicht gelang, so schob er eine Anzeige davon in das Modejournal ein, welche für die Direction äußerst beleidigend war und welche auszumerzen Bertuch noch zeitig von Rudolstadt zurückkehrte.

Jener Mißwollende überläßt sich, wie es scheint, um desto getroster seiner Wuth, als er gewisse stoffartige[4] Urtheile vor sich hat, die du, dem das problematische Argumentum fabulae gar wohl bekannt ist, leicht wirst zu beurtheilen wissen.

Da ihm nun der Weg ins Modejournal verrannt ist, und er dießmal die Sache auf die Spitze setzen zu wollen scheint, so wünschte ich nicht, daß er den Merkur zum Gefäß seiner Unreinigkeiten ersehe. Mag er sich doch der auswärtigen Organe nach Belieben bedienen!

Ich habe bisher so manches hingehen lassen; allein da es nun auf Extreme angelegt zu seyn scheint; so bin ich auch bey der Hand, und da wünschte ich denn nicht, daß, indem ich diesem Schuften zu Leibe gehe, mir ein verehrter und geliebter Nahme als Talisman entgegen stünde.

Vergieb mir diese freundschaftliche Anzeige. Ich mußte, um sie zu thun, meine Maulfaulheit überwinden. Vielleicht hätten frühere Winke dir und andern manchen Verdruß ersparen können.

Ich hoffe dich bald hier zu sehen und das Corpus delicti vorzulegen, dessen ich mich weiter nicht annehme, als in so fern ich mir die Mühe gegeben habe seine Aufführung ins Werk zu setzen. Wie ich denn auch, bey einer Anstalt, die ich im Auftrag von meinem Fürsten, mit so vieler Aufopferung verwalte, wenigstens eine schickliche Behandlung von meinen Mitbürgern erwarten darf.

Ein nochmaliges Lebewohl mit dem Wunsch, daß[5] du bald dich entschließen mögest, aus der warmen Umgebung der Musen dich in das erzkalte Weimar zu versetzen.

Weimar am 13. Jan. 1802.

G.


16/4465.


An Sophie Sander

Die angenehmen Gaben, mit denen meine sonst frugale Tafel sich, durch Ihre gütige Vorsorge, mehr als einmal geziert sah, haben mir einige sonderbare Betrachtungen abgenöthigt.

Da wir nicht zweifeln auf einen hohen Grad von Cultur gelangt zu seyn, bemerken wir, mit Verwunderung, daß wir, auf gewisse Weise, uns wieder den Sitten barbarischer und roher Völker nähern. Denn wie unter diesen, hie und da, der Mann sich gerade zu der Zeit von seiner lieben Ehehälfte pflegen läßt, wenn er ihr vorzüglich aufwarten sollte, so scheint es bey uns Sitte zu werden, daß der Pathe den Gevatter beschenkt, anstatt daß sonst das umgekehrte herkömmlich war.

Indessen, da man sich in solche Fälle zu schicken weiß, so kann ich versichern daß die übersendeten Leckerbissen trefflich geschmeckt haben; nur wollte der erste Fisch, wahrscheinlich weil ich ihn noch nicht zu essen verstand, und er, wegen seiner Vortrefflichkeit, mit einigem Heißhunger genossen worden, mir nicht[6] zum besten bekommen. Bey dem zweyten bin ich nun schon mehr in Übung und die dazu servirten geschärften Saucen werden ihn schon zu bändigen wissen.

In Pyrmont habe ich Ihrer viel gedacht und es ist mir beynahe anschaulich geworden, wie es möglich sey daß dieser Ort so wundersam artige Gevatterinnen hervorbringe und bilde. Ihre werthen Verwandten und freundlichen Nichten lernte ich kennen. Übrigens habe ichs der Frau von Breitenbauch nicht gut aufgenommen, daß sie durch Weimar gegangen ist, ohne mir von ihrer Gegenwart Nachricht zu geben.

Ihrem lieben Gatten, der hoffnungsvollen Emilie und Ihnen selbst die besten Wünsche.

Weimar den 15. Jan. 1802.

Goethe.


16/4466.


An Friedrich Schiller

Indem ich den Aufsatz über die Kunstausstellung einsende, den ich zu geneigter Aufnahme empfehle, frage ich an: ob Sie sich nicht einrichten wollten heute Abend nach der Comödie mit mir nach Hause zu fahren. Es giebt verschiedenes, worüber ich mir Ihren Rath erbitten möchte, vor meiner Abreise, welche auf morgen früh um 10 Uhr festgesetzt ist. Leben Sie recht wohl.

Weimar am 16. Jan. 1802.

G.[7]


16/4467.


An Friedrich Justin Bertuch

Für die überschickten Exemplare, welche sich ganz gut ausnehmen, obgleich zu wünschen wäre daß man kleinere Lettern genommen hätte, danke ich zum schönsten. Das Versprochene hoffe ich zur rechten Zeit liefern zu können.

Sollte noch ein completes Exemplar von meinen optischen Beyträgen mit Karten und Tafel vorräthig seyn, so wollte ich Sie darum ersucht haben. Pastor Schütz von Bückeburg, der in Pyrmont an meinen physikalischen Studien einigen Theil genommen, erinnert mich an ein Versprechen, das ich aus eigenen Mitteln nicht halten kann, indem diese kleinen Bücher und Zubehör sich ganz aus meinen Sammlungen verloren haben. Auf alle Fälle wollte ich Sie um ein Exemplar des zweyten Stücks ersuchen, das übrige könnte ich allenfalls auf eine andere Weise ersetzen. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 16. Jan. 1802.

Goethe.


16/4468.


An Henriette von Egloffstein

Indem ich von Ihnen, schöne und verehrte Freundinn, leider auf etwa vierzehn Tage, Abschied nehme, empfehle ich Ihnen Ihren künftigen kleinen Begleiter,[8] der zur rechten Zeit geflügelt erscheinen wird. Zwar ist er zu einer solchen Funcktion fast zu groß; doch wächst ja auch das Urbild manchmal über Nacht, so daß man sich vor ihm kaum erwehren kann. Leben Sie recht wohl, empfehlen Sie mich den Ihrigen und erlauben daß ich nach meiner Rückkunft gleich mich um Ihr Befinden erkundige.

W. d. 17. Jan. 1802.

Goethe.


16/4469.


An Christoph Martin Wieland

Indem ich dir, lieber Freund und Bruder, für deinen guten und schönen Brief danke und mich nochmals entschuldige, wenn ich mit dem meinigen einigermaßen lästig gewesen; so schicke ich hier den Aufsatz, über die letzte Kunstausstellung, mit dem Wunsche, daß du ihm eine freundliche Aufnahme gönnen mögest. Unsere Weise die Sache zu nehmen, hatte sonst deinen Beyfall, ich hoffe daß wir uns auch dießmal desselben nicht unwürdig gemacht haben.

Lebe recht wohl. Ich gehe nach Jena, etwa vierzehen Tage, um die Angelegenheit der Büttnerischen Bibliothek zu besorgen, und hoffe wenn ich zurück komme, dich vielleicht in Weimar anzutreffen.

Weimar am 17. Jan. 1802.

Goethe.[9]


16/4470.


An Christiane Vulpius

Es ist recht gut daß ich Pferde und Schlitten drüben gelassen, hier ist völliges Thauwetter, bey euch wirds nicht anders seyn.

Mein Mittagstisch ist wie immer nur zur Noth genießbar, gestern habe ich mir, durch ein Gericht Meerrettig, den ganzen Nachmittag verdorben. Götze hat mir fürtreffliche Knackwürste ausgemacht, sie mögen nur ein klein bischen zu stark gesalzen seyn. Deine bleiben noch immer die besten. Sorge ja bey der neuen Schlacht dafür daß sie gut werden, weil ich zum Frühstücke nun daran gewöhnt bin.

Die Abendessen sind desto besser, indem, in kleiner Gesellschaft, allerley Gutes aufgetischt wird; allein ich muß mich Abends in Acht nehmen und esse also nicht wo ich zu essen finde, und wo ich essen möchte habe ich nichts.

Schicke mir ja das Schweinewildpret, damit ich Lodern eine Artigkeit erzeigen kann, und frage beym Hofkammerrath an: ob er dir etwas Caviar ablassen möchte? Wenn du mich damit versorgst, so bringe ich dir auch einige Flaschen Champagner mit.

Jena am 19. Jan. 1802.

G.[10]


16/4471.


An Friedrich Schiller

In Jena, in Knebels alter Stube, bin ich immer ein glücklicher Mensch, weil ich keinem Raum, auf dieser Erde, so viel productive Momente verdanke. Es ist lustig daß ich an einen weißen Fensterpfosten alles aufgeschrieben habe was ich, seit dem 21. Nov. 1798, in diesem Zimmer, von einiger Bedeutung, arbeitete. Hätte ich diese Registratur früher angefangen, so stünde gar manches darauf was unser Verhältniß aus mir heraus lockte.

Eine Schnurre über das Weimarische Theater habe ich zu dictiren angefangen und mache dabey, wie billig ein erstaunt ernsthaft Gesicht; da wir die reelle Leistung im Rücken haben, so ist es gut ein wenig dämisch auszusehen und sich auf jede Weise alle Wege frey zu halten.

Hiebey kommt die Abschrift des gräcisirenden Schauspiels. Ich bin neugierig was Sie ihm abgewinnen werden. Ich habe hie und da hineingesehen, es ist ganz verteufelt human. Geht es halbweg, so wollen wir's versuchen: denn wir haben doch schon öfters gesehen daß die Wirkungen eines solchen Wagestücks für uns und das Ganze incalculabel sind.

Indem ich in das Büttnerische und akademische Bibliothekswesen hineinsehe, und die Idee eines virtualen Katalogs, der drey, im Lande bestehenden,[11] Bibliotheken, auszuführen trachte, muß ich auch in die ungeheure Empirie des Litterarwesens hineinschauen, wo einem denn doch, wenn man auch die Forderungen noch so hoch spannt, manches respectable Streben und Leisten entgegen kommt.

Im Geiste der immer neuen Jenaischen Jugend werden die Abende gesellig hingebracht. Gleich Sonntags bin ich bey Lodern, bis 1 Uhr in der Nacht, geblieben, wo die Gesellschaft gerade einige Kapitel historischer Kenntnisse aufrief die bey uns nicht zur Sprache kommen. Bey einiger Reflexion über die Unterhaltung fiel mir auf was man für ein interessantes Werk zusammenschreiben könnte, wenn man das was man erlebt hat, mit der Übersicht, die einem die Jahre geben, mit gutem Humor aufzeichnete.

Die Botenstunde naht, ich eile ein freundliches Lebewohl zu sagen.

Jena am 19. Jan. 1802.

G.


16/4472.


An Christian Gottlob Voigt

Die Büttnerische Bibliothek, und Zubehör, habe ich ganz wie ich sie erwartete gefunden auch konnte mir nicht wohl bey diesem Geschäft etwas neues aufstoßen. Ich will die Sache so einrichten, daß alles, nach und nach, ohne große Kosten in Ordnung kommen kann.

[12] Wichtiger ist der Moment in Absicht auf den Entschluß wegen des Gesammt-Katalogs. Ich habe darüber ein kurzes beyliegendes Promemoria aufgesetzt.

Der Senat ist sehr geneigt dazu und hat das weitere dem Concilio übergeben, wo denn vor allen Dingen der Kostenpunct zur Sprache kommen wird. Sie sehen, aus meinem ohngefähren Auswurf, daß es gar kein Object ist und daß wir die Kosten durchaus decken können, wenn wir die Doubletten der sämmtlichen Bibliotheken dazu bestimmen. Nur müßten wir freylich sogleich darüber die Entschließung unseres gnädigsten Herrn haben, damit durch das jetzige Concilium, welches leider schon den sechsten Februar wechselt, das Geschäft entschieden und in Gang gebracht werden könnte. Noch besteht das Concilium aus Gliedern, mit denen ich persönlich in gutem Verhältnisse stehe und die für die Sache selbst portirt sind. Alle Umstände treffen so schön zusammen; bey der Akademischen Bibliothek steht es nun auf dem Punct daß die gefertigten Zettel alphabetisch rangirt werden sollen, bey der Büttnerischen müssen wir ein gleiches vornehmen, der Weimarische Katalog ist so weit vorgerückt, daß er recht gut zum Grund gelegt werden kann, und alles zusammen in die Hände des thätigen Ersch gelegt, soll in kurzer Zeit eine Gestalt gewinnen, die Nutzen schafft, Ehre macht und zu künftigem planmäßigen Ankauf der Bücher den Grund[13] legt. Bisher wußte man ja weder was man konnte noch was man wollte.

Über den Mechanismus, wie die Sache zu behandeln seyn möchte, habe ich schon den Ersch gesprochen, es kommt freylich ein unendliches Detail dabey vor und so vielerley Fragen, die, durch heitere Liberalität, wohl aufzulösen sind.

Es ist recht gut daß der Bibliothekssecretair sich jetzt hier befindet, weil derselbe über manches Auskunft geben kann, und zum Zweck guten Willen hat.

Bis ich Ihre Gesinnung und Serenissimi Resolution vernehme führe ich das Geschäft sachte weiter und lasse hoffen, ohne zu versprechen.

Die Botenstunde naht, ich eile ein freundliches Lebewohl zu sagen.

Jena am 19. Jan. 1802.

Goethe.


16/4473.


An Christian Gottlob Voigt

Indem ich wünsche, daß Ihre Gesundheit, an die ich immer mit der lebhaftesten Theilnahme denke, sich wieder hergestellt haben möge, beantworte ich Ihren freundschaftlichen Brief nach Maßgabe der Nummern:

ad 1. Danke ich recht sehr für Beschleunigung der Resolution wegen des Catalogi. Es wird auf alle Fälle eine schöne Anstalt, deren vorzüglichsten[14] Nutzen ich darin setze: daß wir künftig unsere kleinen Fonds zu zweckmäßigem Ankauf verwenden können.

ad 2. Indem Serenissimus beschlossen haben, daß das ehemalige Büttnerische Quartier für den neuen Commandanten bestimmt seyn soll, so wird unsere Pflicht seyn solches sogleich zu räumen und die Sachen in das ältere Lenzisch-Loderische Auditorium, wegen dessen ich ein ausführliches Promemoria beylege, einstweilen zu schaffen.

ad 3. Herr von Hendrich will, wie ich höre, diesen Nachmittag seine künftige Wohnung besehen, und ich werde mich, da einmal aufgesiegelt wird, gleichfalls dahin begeben und vorläufig erklären, daß oben gedachtes Auditorium, von dem ich schon Besitz genommen, nicht zu dem Büttnerischen Quartier zu. . .

ad 4. Ich bin neugierig wohin sich die Gesinnungen wegen der Architekten wenden werden.

ad 5. Sollten Sie nicht über den Berliner Vorschlag einige Erkundigung einziehen, damit wir nur etwas in unsere Wageschale zu legen hätten.

ad 6. Es bleibt eben ein ewig wahres Wort: daß das C. D. eben so gut Cammer Director als Castrum Doloris gelesen werden kann.

Leben Sie recht wohl und erfreuen mich durch die Nachricht Ihrer völligen Herstellung.

Jena am 21. Jan. 1802.

G.[15]


16/4474.


An Christian Gottlob Voigt

Gestern, als der Conducteur Koch das Büttnerische Quartier aufsiegeln ließ, um, wegen Reparatur desselben, einiges vorzukehren, ging ich auch mit hinein und kann versichern, daß die geläufigste Zunge und geschickteste Feder nicht fähig seyn würde den Zustand zu beschreiben, in welchem man diese Zimmer gefunden. Sie schienen keinesweges von einem Menschen bewohnt gewesen zu seyn, sondern bloß ein Aufenthalt für Bücher und Papiere. Tische, Stühle, Koffer, Kasten, Betten waren, bald mit einiger Ordnung, bald zufällig, bald ganz confus durch einander, mit diesen litterarischen Schätzen bedeckt, darunter verschiedenes altes Gerümpel, besonders mehrere Hackebreter und Drehorgeln. Alles zusammen durch ein Element von russigem Staub vereinigt. Die alte Garderobe machte zu lachen, erfreute aber besonders den Trabitius, dem sie vermacht ist. Im Wohnzimmer, dessen Decke, Wände, Fußboden und Ofen gleich schwarz aussahen, waren mehrere Dielen von Feuchtigkeit und Unrath der Thiere aufgeborsten. Genug, es wird einiges zu fegen geben, bis auf diese litterarische Schweinigeley eine militarische Propretät folgen kann.

Übrigens habe ich bey diesem Anblick erst gefühlt, was unser gnädigster Herr Ihren unterthänigsten[16] Dienern, durch schnelle Vergebung dieses Quartiers, für eine Noth decretiren. Hätten wir es nur ein halb Jahr behalten können, so wäre das ganze Geschäft nach und nach aufzulösen gewesen, indem man eine Arbeitsstube drüben eingerichtet hätte, und der Knaul hätte sich nach und nach abgewickelt. Jetzt sollen wir in wenig Tagen räumen und werden, bey aller Vorsicht, kaum vermeiden können diese Unordnung noch mehr zu verwirren. Das gestern gedachte ehemalig Loderisch-Lenzische Auditorium ist noch hiebey unser einziger Trost. Die Bücher, die wir darin gefunden haben, sind eilig in den engsten Raum geschichtet worden und ich habe mir Breter geben lassen, um nur auf Böcken einstweilen Lager für dasjenige, was nun herein geschafft werden soll, zu bereiten.

Was werden Sie aber sagen, wenn ich Ihnen versichern kann: daß der Alte, während seines Hierseyns, eine Masse von sechs bis acht Tausend Bänden, von denen wir so gut als nichts wußten, da sie noch nicht in den Katalog eingetragen sind, über einander gehäuft hat. So fanden sich noch ein paar uneröffnete Kisten, die aus Auctionen angekommen waren.

Ich gedenke nun alles in Rücksicht auf das große Vornehmen des allgemeinen Virtualkatalogs einzuleiten. Es ist allerdings ein großes Unternehmen, dessen Möglichkeit ganz auf der Personalität des Doctor Ersch ruht. Bey der Akademie ist übrigens ein allgemein guter Wille dazu. Die medicinische[17] Facultät hat schon 400 rthlr. Vorschuß aus den Bibliotheksgeldern verwilligt. Ich werde, nach der mir gnädigst ertheilten Erlaubniß, eine Erklärung wegen der Doubletten, doch nur in gewisser Maße abgeben. Das Geschäft ist von der Art daß fast jede Stunde was neues lehrt und neue Maßregeln anräth. Es wird mir sehr angenehm seyn, wenn meine Einrichtungen Serenissimi und Ihren Beyfall finden.

Was ich wegen der Kosten ausgedacht habe, die uns auch bey der Büttnerischen Bibliothek erwarten, will ich gründlich vorlegen.

Nach Professor Walther will ich mich erkundigen.

Ich wünsche Glück zur eintretenden Besserung und empfehle mich bestens.

Jena am 22. Jan. 1802.

G.


16/4475.


An Friedrich Schiller

Ich sage heute nur wenig, indem ich die Beylage schicke, die Ihnen gewiß Freude machen wird, wenn Sie das Gedicht nicht schon kennen. Nur Schabe daß schon Jones und nun auch Dalberg (siehe pag. XV) die sogenannten anstößigen Stellen unterdruckt haben, dadurch erhält das Stück einen lüsternen Charakter, da es im Original gewiß einen genußvollen ausdrückt.

Mir waren äußerst merkwürdig die mannigfaltigen Motive, durch die ein einfacher Gegenstand sich zu einem unendlichen erweitert.

[18] Die Hauptprobe von Tourandot wird wohl Donnerstag seyn. Schreiben Sie mir ob Sie ohne mein Zuthun glauben fertig zu werden, so käme ich erst Freytag früh. Der schreckliche Wust des Büttnerischen Nachlasses bedrängt mich um so mehr, als ich gleich räumen soll, um dem neuen Commandanten Platz zu machen. Ich dachte die Zimmer zuzuschließen und diesen Wirrzopf methodisch aufzukämmen, nun muß ich ihn aber rein wegschneiden und sehen wo ich die Sachen herum stecke, und dabey Sorge tragen, daß ich die Verwirrung nicht vermehre. Montag Nachmittag wird erst legaliter aufgesiegelt und da habe ich zum Demenagement nur wenig Zeit. Ich muß überhaupt denken das Haus brenne, und da würde das Ausräumen noch etwas confuser ablaufen.

Die Philosophen habe ich noch nicht gesehen.

Jena d. 22. Jan. 1802.

G.


16/4476.


An Christiane Vulpius

In meinen Arbeiten und Geschäften geht alles gut von Statten, nur finde ich doch daß es nicht gut ist mir gar keine Bewegung zu machen. Schicke mir deswegen Montags den Wagen und laß Augusten mitfahren, so daß er früh um 10 Uhr hier ist. Es wird ihm ein unsägliches Vergnügen machen bey der Eröffnung des Büttnerischen Nachlasses gegenwärtig[19] zu seyn, denn von einer solchen Gerümpel-Wirthschaft hat man gar keinen Begriff. So sind z.B. ein halb Duzend Dreh-Orgeln und Hackebreter, die auch durch Walzen bewegt werden, unter dem Zeuge. Eine Menge Schubkästchen mit allerley antiken Kleinigkeiten, physikalische Spielereyen und was nur so ein Kindskopf wünschen kann.

Da wir nun überdieß noch in wenig Tagen räumen müssen, weil das Quartier für den neuen Commandanten bestimmt ist, so kann er mit schleppen und tragen und seine Zeit vergnüglich hinbringen. Was zur Redoute Noth thut, das ist ja wohl vorher alles berichtigt, laß aber allenfalls bey der Gräfin anfragen ob er abkommen kann? und wann er wieder da seyn soll.

Lebe recht wohl und gedenke mein.

Jena am 22. Jan. 1802.

G.


Es thut mir leid daß deine Übung im Schlittenfahren so bald unterbrochen worden ist, und es scheint als wenn für diesen Winter wenig Bahn mehr zu hoffen wäre.

Von den Feldhühnern habe ich eins verzehrt und Loders haben mir auch von dem Schwarzwildpret eine sehr gut zugerichtete Portion zugeschickt, und so geht mirs ganz leidlich.

Doctor Meyer danke für die überschickten akademischen Zahnstocher.

[20] Die Abende gab es meist gesellschaftliche Unterhaltung. Schreibe mir wie dirs gegangen ist.

Den vorigen Brieftag hast du dich recht gut gehalten.[21]


16/4476a.


An Christian Gottlob Voigt

Beyliegendes habe ich dicktirt daß Sie es allenfalls Sermo. vorlegen können. Das Ihnen überlassen bleibt. Wie gern ich Ihnen auch ausser diesem Geschäft noch mehreres von Ihren Lasten abnehmen können.

J. d. 22 Jan. 1802.

G.[75]


16/4477.


An Gottlob Heinrich Rapp

[Concept.]

Schon so lange habe ich Ihnen, hochgeschätztester Herr, nicht geschrieben, welches um so unverzeihlicher scheint, als ich auf einen Brief Antwort schuldig geblieben, der eine solche am ersten zu fordern schien; allein ich kann mich durch den Zustand entschuldigen, in dem ich mich das ganze vergangene Jahr befunden. Eine tödliche Krankheit riß die Fäden meines Lebensganges ab, die ich, bey successiver Erholung, nur langsam wieder anknüpfen konnte, eine Reise ins Bad, welche, mit ihren Folgen, ein Vierteljahr dauerte, setzte mich in eine, zwar heilsame, doch auch den Geschäften keineswegs vortheilhafte Zerstreuung, und erst beynahe jetzt kann ich sagen, daß ich in meine früheren thätigen Verhältnisse wieder völlig eingetreten bin.

Nach diesem Eingange darf ich mich kaum zu sagen schämen, daß Ihr gefälliger Brief, den ich auf der Reise erhielt, mit einigen andern Papieren, verlegt worden und daß ich Sie daher ersuchen muß mir das Datum jener für mich geleisteten Auslagen nochmals gefällig zu bemerken, ob gleich solches auch aus einer Berechnung mit Herrn Cotta, um die ich ihn[21] in beyliegendem, zu gefälliger Bestellung empfohlenen Briefe, gegenwärtig ersuche, sich ergeben muß. Möchten Sie mir doch eine Copie des Briefs wodurch ich diese Zahlung veranlaßt, mitschicken, ich werde alles schuldigermaßen zu berichtigen wissen.

Zugleich ergeht noch eine andere Bitte an Dieselben. Es ist uns nämlich, von Stuttgard aus, ein Tapezier empfohlen worden, der, wenn ich nicht irre, den Namen Villeneuve führt. Da nun gegenwärtig diese Arbeit bey unserm Schloßbau mit Macht zu betreiben ist, so wäre vorerst die Frage: in wie fern auf einen solchen Mann in Absicht dessen was zu diesem Handwerk gehört, ein Zutrauen gesetzt werden könnte? worüber Sie ja wohl von Kunden und Sachkennern einiges Urtheil einziehen möchten. Sodann fragte sich: ob dieser Mann, und auf welche Bedingungen er sich hierher begeben möchte? zur Arbeit und Aufsicht, die sich immer ein Paar Jahre lang nöthig machen wird.

Möchten Sie mir hierüber gefällig nächstens einige Auskunft geben, so würden Sie mich dadurch aufs neue verpflichten.

Ich wünsche bey dieser Gelegenheit zu hören, daß Sie in dem Kreise Ihrer Familie und Freunde sich wohl befinden, und daß in demselben auch manchmal meiner gedacht wird. Empfehlen Sie mich durchaus und erhalten mir die alten freundschaftlichen Gesinnungen.

Jena am 25. Jan. 1802.[22]


16/4478.


An Johann Friedrich Cotta

Nachdem ich das neue Jahr besser als das vorige angefangen habe, so sehe ich mich, beym Ordnen meiner Geschäfte, auch nach den alten Briefschulden um; da ich denn finde daß ich schon gar zu lang versäumt habe auch Ihnen ein Lebenszeichen zu geben.

Indem ich mich nun also gegenwärtig dazu entschließe, so fange ich damit an daß ich für die verschiedenen, aus Ihrem Verlag mir verehrten Schriften, als die allgemeine Zeitung, die engl. Miscellen, beyde Almanache u.s.w. vor allen Dingen meinen besten Dank abstatte.

Was die Propyläen betrifft, so denken wir damit eine Zeit lang um so mehr zu pausiren, als meine gegenwärtige Lage mir einen lebhafteren Betrieb unmöglich macht und eine periodische Schrift, davon jedes Jahr nur allenfalls Ein Stück herauskäme, bey dem ohnehin ernsten und beschränkten Inhalt, kein großes Glück zu machen verspricht.

Wir haben daher den recensirenden Aufsatz, über die dießjährige Kunstausstellung, welche besonders interessant gewesen, als eine der vierteljährigen Beylagen zur Litteraturzeitung bestimmt.

Da Sie eine vorläufige Anzeige von dieser Ausstellung, in die allgemeine Zeitung, eingerückt, so hätten Sie ja wohl die Gefälligkeit einen kurzen Auszug[23] aus gedachtem Aufsatz, der nunmehr auch zu Ihnen gekommen seyn wird, gleichfalls einrücken zu lassen.

Die Mionnetischen Pasten, deren Besorgung Sie mir vor geraumer Zeit gefällig versprochen, habe ich bisher, wie ich nicht läugnen will, mit einiger Ungeduld erwartet, indem ich zu gewissen Studien derselben äußerst bedürfte. Wäre es nicht möglich diese Acquisition zu beschleunigen?

Ich würde auch alsdenn mir die Freyheit nehmen Sie um eine Berechnung zu ersuchen, wie wir eigentlich zusammen stehen? Damit das Vergangene berichtigt werde, wie ich denn für die Zukunft nichts so sehr wünschte, als Ihnen bald etwas bedeutendes zum Verlag anbieten zu können.

Empfehlen Sie mich den Ihrigen bestens und erneuern Sie mein Andenken in Ihrem Kreise, der ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 25. Jan. 1802.

J. W. v. Goethe.


16/4479.


An Christian Gottlob Voigt

Heute früh haben wir angefangen den Büttnerischen Wust in andere Räume zu transportiren, man mußte freylich bey dieser Gelegenheit abermals bedauern, daß man dieses Gewirre nicht nach und nach auflösen[24] konnte, sondern in einigen Puncten die Unordnung vermehren mußte. Eine nähere detailirte Beschreibung wird dieses sonderbare Geschäft anschaulicher machen.

Da ich Donnerstags früh nach Weimar abgehe, so kann ich nichts thun als den ersten Verband um diesen Schaden legen. Wie dieses Geschäft übrigens, mit möglichster Ersparung der Zeit und der Kosten, dergestalt in Ordnung zu bringen seyn möchte, daß man vor Meister und Gesellen Ehre davon hätte, darüber habe ich selbst noch keine deutliche Idee. Die größte Gefahr liegt jetzt darin daß man sich übereile und falsche Maßregeln ergreife, da man denn freylich eine Weile fortarbeiten kann ehe man gewahr wird, daß auf solchem Wege die Sache verpfuscht ist. Mündlich hierüber mehreres.

Auch sende ich einen von Spilkern heute früh erhaltenen Bericht, nebst Vorschlag, was aus der Ec kardtischen Auction zu kaufen seyn möchte. Ich überlasse ganz Ihrer Beurtheilung was Sie für Weimar nothwendig hatten und zwar wenn ich so sagen darf ohne Aufschub nothwendig. Was mich betrifft, so sehe ich in der übereinander aufgethürmten Bücherlast, schon auf den ersten Hinblick, so viele Doubletten und weil der alte Büttner nach allen Seiten hin kaufte so viel unerwartete Schriften, daß ich nicht den Muth hätte einen einzigen Band anzuschaffen, oder zu erstehen, außer was nach seinem Tode herausgekommen ist.

[25] Was Herrn Fernow betrifft, so behalte ich mir vor, mündlich meine Gedanken zu sagen, da es eine Sache ist, die, wie der alte Schnauß zu sagen pflegte, nicht im Feuer liegt. Vorausgesetzt daß derselbe, wie es der Fall mehrerer wackerer Männer ist, sich ohne weitere Unterstützung in Jena fortzubringen glaubt, so kann man dem Versuche, den er macht, wohl zusehen. Er war zur Kantischen Zeit, da er die Künste von Seiten dieser Philosophie zuerst anfaßte, als ein wacker strebender Mann bekannt, nur hat sich, seit der Zeit er in Italien ist, so viel in diesen Fächern geändert, daß ich fürchte, er wird seine Ästhetik noch einmal umschreiben müssen, wenn er zurück kommt. Haben Sie die Güte Durchl. den Herzog, dem ich mich zu Gnaden zu empfehlen bitte, bis auf meine ganz nahe Ankunft um eine Suspension Ihrer Entschließung zu ersuchen.

Die Nachricht, daß Ihre Gesundheit sich nach und nach völlig herstellt, erfreut mich am lebhaftesten.

Den neuen Mentor bin ich selbst neugierig zu sehen.

Daß Sie an den Architectonicis wenig Freude haben kann ich denken. Es ist überhaupt unsere Force nicht, mit Auswärtigen unser Spiel zu spielen.

Leben Sie recht wohl, gedenken Sie mein, indeß ich in Staub und Schmutz nach litterarischen Schätzen wühle.

Jena am 26. Jan. 1802.

G.[26]


16/4480.


An den Erbprinzen Carl Friedrich

[Concept.]

[Jena, 26. Januar.]

Das Vertrauen, womit Ew. Durchl. mich zum Sprecher der vier beliebten Dichtweisen, die zunächst auftreten sollen, ernennen, fordert mich auf zur lebhaftesten Dankbarkeit. Der sämmtlichen Gesellschaft bin ich mit Verehrung, Freundschaft und Liebe zugethan, in wie fern mich aber Apoll gegenwärtig, da ich unter bibliothekarischem Staub und Moder gar viel zu leiden habe, aus dem Stegreife begünstigen werde, wird sich leider nur allzubald ausweisen. Ich werde getrost an die Arbeit gehen, indem ich unter den gegebenen Umständen einige Nachsicht hoffen kann.

Empfehlen Sie mich der ganzen Gesellschaft zum schönsten und besten und erhalten mir ein gnädiges Andenken.


16/4481.


An Georg Christoph Steffany

[Jena, 26. Januar.]

Wollten Sie mir nur mit einem Worte hier unterschreiben, ob gedachte copia vidimata an Herrn Geh. Rath von Herda mit dem Originaldocument zugleich abgegangen ist.

G.[27]


16/4482.


An Carl Christian von Herda

[Concept.]

[1. Februar.]

Ew. Hochwohlgeb.

verzeihen, wenn ich auf Dero Schreiben vom 12. Januar erst gegenwärtig antworte. Dasselbe traf mich in Jena und erst nach meiner Rückkunft konnte ich die vorhandenen Papiere nachsehen und die nöthige Erkundigung einziehen, um mir ein Geschäft zu vergegenwärtigen, das theils in meiner Krankheit, theils bey meiner Abwesenheit verhandelt worden war.

Die zugesicherte Cession der Hofmannischen Gerechtsame an Ew. Hochwohlgeb. Frau Gemahlin ist unter dem 3. Juni 1801 geschehen, wie beyliegende Copie des Protocolls ausweist, und ist dadurch der neuen Frau Gläubigerin das Recht welches restirenden Kaufgeldern zusteht übertragen worden, auch hat man von Seiten der Lehns-Canzley diesen Actum bey Fürstl. Regierung angezeigt und auf deren Befehl eine vidimirte Copie ausgefertigt, welche, wie man mir versichert, dem Ew. Hochwohlgeb. zugesendeten Originaldocument beygefügt worden.

Da man nun diesseits hiedurch die geschehene Zusage erfüllt zu haben glaubte; so hat man hierüber nichts weiteres vorgenommen. Ew. Hochwohlgeb. scheinen dagegen noch einige fernere Beglaubigung des vorgenommenen Actus zu desideriren. Möchten dieselben[28] mir deßhalb Ihre Wünsche genauer bezeichnen, so würde ich mit Vergnügen zu völliger Beruhigung sogleich das nöthige besorgen um zu zeigen, wie angelegen es mir sey Dero freundschaftliche Gewogenheit zu erkennen und zu erhalten.

Der ich, mit Bitte um Rücksendung der Beylage und mit respectuoser Empfehlung an die Frau Gemahlin Gnaden mich zu unterzeichnen die Ehre habe.


16/4483.


An Friedrich Schiller

Ihre beyden neuen Räthsel haben den schönen Fehler der ersten, besonders des Auges, daß sie entzückte Anschauungen des Gegenstandes enthalten, worauf man fast eine neue Dichtungsart gründen könnte. Das zweyte habe ich aufs erste Lesen, das erste aufs zweyte Lesen errathen. Meo voto würden Sie den Regenbogen an die erste Stelle setzen, welcher leicht zu errathen, aber erfreulich ist; dann käme meins, welches kahl, aber nicht zu errathen ist; dann der Blitz, welches nicht gleich errathen wird, und, in jedem Fall, einen sehr schönen und hohen Eindruck zurückläßt.

Ich wünsche daß Sie morgen Mittag mit mir essen möchten, damit wir einmal mit Meyern wieder in einiger Behaglichkeit zusammen sitzen. Sie sollen mit absonderlichen Saucen bewirthet werden. Ich[29] wünsche es um so mehr, als ich zu Anfang der andern Woche wieder nach Jena zu gehen gedenke.

Weimar am 2. Febr. 1802.

G.

Ich bemercke noch daß August Ihre beyden Räthsel schon in der Hälfte des Vorlesens gerathen hat.[30]


16/4483a.


An Charlotte von Stein

Mögen Sie mir, verehrte Freundinn, den Theil der Florianischen Wercke zusenden, in welchen die Arlekins die Hauptfigurinen kleiner Stücke vorstellen?

W. d. 2. Febr. 1802.

Goethe.[76]


16/4484.


An Friedrich Schiller

So angenehm mirs ist daß Sie sich nun in Weimar durch einen Hauskauf fixiren, so gern will ich hier das nöthige besorgen.

Götze wird sein möglichstes thun und ich ersuche Sie nur mir bald die Schlüssel zu Haus und Garten zu schicken, damit man die Liebhaber hineinführen kann.

Ich habe diese Tage nichts vor mich gebracht, als einen kleinen Aufsatz übers weimarische Theater, den ich schon an Bertuch abgegeben habe. Es ist ein Wurf, den ich so hinthue, man muß sehen was sich weiter daran und daraus bilden läßt.

Das Bibliotheksgeschäft ist mehr ein unangenehmes als ein schweres, und hauptsächlich darum verdrießlich, weil blos der Mangel des Raums ein zweckmäßiges Deployiren hindert. Indessen habe ich auch schon meine Maßregeln genommen. Dabey ist aber abermals das fatale, daß man niemand von hiesigen[30] Menschen anstellen kann. Sie sind alle ohnehin so sehr geschäftig und ihre Zeit ist so sehr eingetheilt, welches ihnen denn freylich übrigens zum Ruhme gereicht. Ich habe eben nur diese Tage die Sache von allen Seiten überdacht, um das was ich unternehme nicht mit Hoffnung, sondern mit Gewißheit des Erfolgs anzufangen. Leben Sie recht wohl und helfen Sie sich mit mir durch die irdischen Dinge durch damit wir wieder zu den überirdischen gelangen können.

Jena d. 12. Febr. 1802.

G.


16/4485.


An Christiane Vulpius

Heute schicke ich nur mit einem Wort an dich, die beykommende Schachtel für August. Es geht mir recht wohl, nur will die Arbeit nicht fördern, die ich gerade am liebsten thäte. Die Kocherey ist sehr gut gerathen und es war mancher Spas dabey. Lebe recht wohl und sage mir wie du dich auf der Redoute befunden hast.

Jena d. 12. Febr. 1802.

G.


16/4486.


An Breitkopf und Härtel

Indem ich Dieselben ersuche, mir den dritten Jahrgang der musikalischen Zeitung, gebunden, wie[31] die beyden vorigen zuzuschicken, übersende ich zugleich drey Louisd'or, und trage dadurch, wenn ich nicht irre, meine Schuld für die sämmtlichen drey Bände ab. Vielleicht finde ich bald Gelegenheit öffentlich etwas zu Gunsten einer Anstalt zu sagen welche den Beyfall eines jeden Kunstfreundes verdient. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 14. Febr. 1802.

J. W. v. Goethe.


16/4487.


An Christian Gottlob Voigt

Schon hatte ich mir vorgenommen Sie, verehrter Freund, zu einer Spazierfahrt herüber einzuladen, als mir Ihr lieber Brief dazu einige Hoffnung macht. Entschließen Sie sich doch ja! Wir haben Mondschein, wenn Sie Abends wieder zurück kehren wollen. Möchten Sie eine Nacht hier bleiben, so soll sich auch eine leidliche Schlafstelle finden.

Ich bedarf Ihres freundschaftlichen Rathes in loco gar sehr, in einigen Stunden läßt sich gar viel durchreden und an Ort und Stelle jeder Umstand leichter überlegen und ein Entschluß fassen.

Die neuen Repositorien, in dem untern Saal, habe ich Lust durch den Zimmermann zusammen schlagen zu lassen, wodurch man wolfeiler und schneller zum Zweck kommt. Götze hat darüber einen artigen Riß verfertiget und der Anschlag belauft sich nicht viel[32] über 100 rthlr. Nun möchte ich vor meiner Abreise gedachtes Sälchen geräumt sehen, und den Zimmermann darin anstellen, daß er einstweilen die Breter und Pfosten zurichtete. Indeß wird die Witterung besser, man läßt weißen, der Zimmermann schlägt seine Contignation auf, die man zuletzt, entweder mit Leimfarbe, oder vielleicht noch besser mit einer röthlichen Beize anstreichen läßt. Das zusammen könnte recht gut Ende März fertig seyn und die eigentliche Arbeit ginge dann im April an. Da man theils die Hauptbibliothek revidirte, einige Fächer translocirte und die neuhinzugekommenen einschaltete.

Die Instrumente, welche, in einer Kammer, neben dem Loderisch-Lenzischen Auditorium, über dem Stall, rosteten, lasse ich nach und nach herüber ins Schloß bringen. Die bessern verwahre ich in einem Schranke, in meinem Vorzimmer, die geringern lasse ich in ein Zimmer unter dem Dach schaffen. Ein junger Mensch, der Oteny heißt und bey dem Bertuch-Voigtischen neuen mechanisch mathematischen Institut arbeiten wird, hilft mit dabey, da er ohnehin gegenwärtig nichts zu thun hat. Vielleicht macht man einen Accord mit ihm, daß er die besseren Sachen putzt.

Noch habe ich einen jungen Menschen, Conrad Franke, dessen nähere Bezeichnung hier beyliegt, zu empfehlen. Es ist ein gar hübscher Mensch, und wünscht gar sehnlich, bey der gegenwärtigen vielen Tischerarbeit in Weimar, auch etwas zu lernen. Er[33] giebt sich freylich nicht für einen perfecten Gesellen, allein behauptet doch daß er brauchbar sey. Kronrad könnte ihn ja einmal prüfen und ihn, mit einem Lohn, der dem was er leistet angemessen wäre, anstellen. Der Major wünscht es auch und würde ihm durch Urlaub, oder Austausch, gerne nach Weimar verhelfen.

Morgen erwarte ich ein Consilium architectonicum, über den leidigen Lauchstädter Theaterbau, der mir auch noch dieses Frühjahr manche Sorge machen wird. Leben Sie recht wohl und lassen mich hoffen Sie bald zu sehen.

Jena am 14. Febr. 1802.

G.


16/4488.


An Carl Christian von Herda

[Concept.]

P. P.

Auf Ew. Hochwohlgeb. erhaltenes geneigtes Schreiben vom 3. Febr. habe sogleich Erkundigung eingezogen wie Dero Wünschen gemäß die bewußte Angelegenheit regulirt werden könnte, und ist deßhalb bey fürstl. Regierung die nöthige Einleitung geschehen.

Da nun zu Ausfertigung der Confirmation das Originaldocument sich nöthig macht, so ersuche solches etwa zu Handen des Herrn Geh. Rath Voigts zu übersenden welcher um so mehr das weitere gefällig besorgen wird, weil mich die Angelegenheit der[34] Büttnerischen Verlassenschaft gegenwärtig in Jena aufhält, von wannen ich gegenwärtiges erlasse und mich zu fortdauerndem freundschaftlichem Wohlwollen angelegentlichst empfehle.

Jena am 14. Febr. 1802.


16/4489.


An Johann Georg Paul Götze

Indem ich deine summarische Instruction hiermit überschicke bemerke ich folgendes:

In der Punctation mit Kirsten ist der Preis der Kammertaxe in Jena zum Grund gelegt und wie ich bey wiederholter Durchsicht der Papiere sehe ist derselbe in dem Wochenblatt in Lbthlr. zu 1 rh. 15 gr. angesetzt. Es kann daher auch Herrn Kirsten das zugesagte Geld nur in gedachtem Cours ausgezahlt werden, welches ich um so mehr gleich bemerke, als man sonst aus der Auszahlung der ersten 100 Rthlr. in Lbthlr. zu 1 rh. 14 gr. eine andere Intention schließen könnte.

Du hast demselben solches sogleich zu eröffnen und die Sache ins Gleiche zu bringen.

Jena am 16. Febr. 1802.

J. W. v. Goethe.[35]


16/4490.


An Franz Kirms

Ew. Wohlgeb.

erhalten hierbey die Acten unserer Verhandlungen, zu beliebiger Durchsicht, und gefälliger Überlegung was nun etwa zunächst zu besorgen seyn möchte? sobald Götze und Kirst zurück sind, hören Sie sogleich den Erfolg der Expedition. Wir dürfen freylich nicht säumen und es werden noch manche unvorhergesehene Hindernisse eintreten.

Ich wünsche daß Gegenwärtiges Sie vollkommen hergestellt treffen möge.

Jena am 16. Febr. 1802.

Goethe.


16/4491.


An Christian Gottlob Voigt

Wenn ich freylich nicht erwarten kann, Sie so bald, in diesen naßkalten Tagen, zu sehen, besonders da der Schnee das Fahren sehr abstümpft und Sie auch überdieß so viel zu thun haben, so lassen Sie mir doch die Hoffnung, daß es vielleicht in einiger Zeit möglich seyn dürfte.

Wenn Serenissimus mit unsern Anstalten zufrieden sind, freut es mich recht sehr. Ich weiß wenigstens nichts besseres anzugeben und ich wünschte, bey einem Geschäft das uns so ganz überlassen ist, zu meiner[36] eignen Belehrung, zu erfahren: wie, durch eine bestimmte Taktik, man Zeit, Bemühung und Geld sparen könne. Bald habe ich das Vergnügen wieder mit einigen ferneren Gutachten hervor zu treten.

Unser Lauchstädter Bau ist auch nun eingeleitet, wovor mir, im Grunde, nicht wenig graut. Weil dahier nicht bloß von zweckmäßigem Aufstellen und Ordnen, sondern vom Erschaffen und Erbauen die Rede ist, und das mit nicht ganz übereinstimmenden Geistern, mit zusammen zu stoppelnden Elementen und auf dem ungünstigen Local eines fremden, entfernten Territorii. Erhält sich mir die Gesundheit, und also auch der Humor, so will ich dem Geschäft stufenweise folgen, wäre es auch nur um über das was nicht gelingt, oder was der Spaß zu theuer kommt, ganz im Klaren zu seyn. Mögen Sie von unserm Holzhandel etwas erfahren, so sagt wohl Kirms, mit wenigen Worten, das nähere, was zu schreiben doch einige Weitläufigkeit hat.

Serenissimus haben in meine Seele gedacht, wenn Sie mir das Thonische Gutachten zu lesen bestimmten. Da Sie neulich dessen erwähnten, gedachte ich schon um dessen Communication zu bitten. Da das Unglück einmal geschehen ist, so wird es merkwürdig und nützlich seyn die Dunkelheit jener Weltgegend, bey dieser Gelegenheit, kennen zu lernen.

Wenn für den wackeren Verfasser dieser und ähnlicher Aufsätze und Arbeiten etwas, ihm und uns allen,[37] erfreuliches entstehen kann; so werde ich nicht der letzte seyn daran Theil zu nehmen.

Den Tischergesellen sende ich, mit einem kleinen Billet, ab; wenn Sie einen Augenblick Zeit haben, so erzeigen Sie ihm die Gnade ihn zu sehen. Es ist eine von denen kindlichen Naturen, denen man gern ein Wort der Ermahnung und der Aufmunterung sagen mag.

Wegen des hiesigen Packens der rohen Bücher, wegen der nöthigen Kisten, der Fuhren, der Breter, die mir der Bauinspector, zu den Repositorien, 11/4 zöllig, herüberschicken will, ist alles mit ihm besprochen worden und soll nun seinen Gang gehen.

Sobald das Sälchen quästionis geräumt ist, soll der Zimmermann die Breter und Stollen darinne hobeln, welches ihm sehr erwünscht ist, da er die nächste böse Zeit unter Dach mit seinen Leuten arbeiten kann. Ich weiß nicht ob ich schon früher gesagt habe, daß ich mit den Tischern, besonders mit den hiesigen, nichts zu thun haben will und daß der Zimmermann das ganze Gerüste aufschlagen soll, worauf die Schätze der Litteratur zu paradiren haben.

Empfehlen Sie mich Serenissimo zu Gnaden. Wenn Höchstdieselben, vor Ihro Abreise, nichts zu befehlen haben, wobey die geringe Persönlichkeit meiner Wenigkeit in Weimar nothwendig seyn dürfte; so erbitte[38] mir die Erlaubniß meine litterarische Quarantaine fortzusetzen. Ich wünsche das Geschäft, und was ihm anhängt, da ich nun einmal darin stecke, bey dieser Sitzung, wieder auf einen gewissen Punct zu bringen, wo man sich schmeicheln kann es sey etwas zweckmäßiges geschehen und es gehe nachher auch zweckmäßig fort, wenn man auch in vier Wochen nicht darnach sehen kann.

Die Nachtmusik ist ganz leidlich abgelaufen. Auf dem Markte brachten sie erst Serenissimo ein Vivat, dann dem abgehenden Prorector, der eine überlange und vielleicht hie und da deßhalb mißverstandene Rede hielt, dann dem neuen Prorector, der, nach seiner Art, gutmüthig und nicht zu lang, sprach. Zuletzt kamen sie mit den Leichenlaternen, statt der Fackeln, in den Schloßhof, wo sie, mit einiger Taktik, einen recht hübschen Kreis hätten schließen können, der sich gut würde ausgenommen haben, weil der Schnee und das helle Wetter sie begünstigte; allein sie schienen so wenig darauf eingerichtet, als der Major auf eine rednerische Danksagung. Er brachte die seine ziemlich lakonisch vor: »Ich danke denen Herren für die Attention und bin Ihnen sehr obligirt!« war ohngefähr alles was er sagte. Deswegen auch die Musik nicht wieder einfallen wollte, weil einige versicherten: es werde noch etwas nachkommen.

Ich erfahre erst daß das Blatt zu Ende ist, und will keinen Beywagen dieser beladenen Fuhre[39] hinzufügen, sonst hätte ich von Rumfort, Fernow, Villeneuf und sonst noch manches zu sagen. Lassen Sie mich bald hören, daß Sie sich recht wohl befinden.

Jena am 16. Febr. 1802.

G.


16/4492.


An Christiane Vulpius

Ich habe dir, mein liebes Kind, heute den Wagen zurück geschickt, theils um den Bauinspector hinüber zu bringen, theils aber die Equipage los zu werden, die mir hier gar nichts nützt. Denn bey den schlechten Wegen und der, durch Schnee und Wasser, verunstalteten Gegend, ist es keine Lust spazieren zu fahren, indessen du zur Komödie und Redoute den Wagen besser brauchen kannst. Ich befinde mich übrigens recht wohl und mache das, was ich mir vorgenommen habe, hinter einander weg. Nur in poetischen Angelegenheiten will es gar nicht gehen, vielleicht kommt es noch unverhofft. Lebe indessen recht wohl und sage mir auch wieder, etwas umständlicher, wie es bey euch aussieht. Die Inlagen besorge bestens sowohl in der Stadt als auf die Post.

Jena am 16. Febr. 1802.

G.[40]


16/4493.


An Christiane Vulpius

Ich freue mich daß die Pferde eben zu rechter Zeit eingetroffen sind und daß du nun die Schlittenbahn genießen kannst, doch thut es mir leid daß der Docktor kranck geworden ist. Sorge für ihn, so gut du kannst und besuche ihn manchmal. Du kannst ja Ernestinen mitnehmen, daß es nicht etwa falsch gedeutet wird. Zu des Professors Genesung wünsche ich Glück. Er schreibt mir: daß er sich auf den Champagner wohl befindet und von Lodern noch etwas haben möchte; ich glaube aber kaum daß dieser Freund noch hergeben kann und mag. Indessen, biß ich das ausmache, will ich ihm ein Paar von den unsrigen überlassen und deren Erstattung auf irgend eine Weise annehmen.

Eine Fahrt herüber will ich dir nicht rathen, besonders gehts im Mühlthale so oft durchs Wasser und Eis, daß der Schlitten sich nicht wohl dabey befinden dürfte. Auch will ich von meinen Lieben nichts sehen, biß ich hier fertig bin.

Mit meinem Geschäft geht es gut, auch mit einigen poetischen Arbeiten. Wenn ich beyde biß zu einem gewissen Punckt gebracht habe, dann komme ich gleich.

Der Beyfall den Dlle Maas erlangt freut mich und ich wünsche sie bald selbst zu sehen.

[41] Wenn du mir das Nachtwestchen das du mir versprachst nun wolltest machen lassen, geschähe mir ein Gefalle, ich gehe nun den ganzen Tag am liebsten in so einem leichten Wämschen, und da trifft mich manchmal jemand in meinem gegenwärtigen an, das nicht zum besten aussieht.

Lebe recht wohl und behalte mich so von Grunde des Herzens lieb wie ich dich.

Jena d. 19. Febr. 1802.

G.


16/4494.


An Friedrich Schiller

Ihrer Einladung werde ich dießmal, mein werther Freund, nicht folgen können. Den Rocken, den ich angelegt habe, muß ich auch gleich abspinnen und abweisen, sonst giebt es von neuem Unordnung und das Gethane muß wiederholt werden. Unserm guten Prinzen will ich ein schriftliches Lebewohl sagen. Grüßen Sie Herrn von Wolzogen vielmals und wünschen ihm eine glückliche Fahrt.

Mein hiesiger Aufenthalt ist mir ganz erfreulich, sogar hat sich einiges Poetische gezeigt und ich habe wieder ein paar Lieder, auf bekannte Melodien, zu Stande gebracht. Es ist recht hübsch daß Sie auch etwas der Art in die Mitte des kleinen Zirkels bringen.

Mit Schelling habe ich einen sehr guten Abend zugebracht. Die große Klarheit, bey der großen Tiefe,[42] ist immer sehr erfreulich. Ich würde ihn öfters sehen, wenn ich nicht noch auf poetische Momente hoffte, und die Philosophie zerstört bey mir die Poesie und das wohl deßhalb, weil sie mich ins Object treibt. Indem ich mich nie rein speculativ verhalten kann, sondern gleich zu jedem Satze eine Anschauung suchen muß und deßhalb gleich in die Natur hinaus fliehe.

Mit Paulus, der mir den dritten Theil seines Commentars über das neue Testament vorlegte, habe ich auch eine sehr angenehme Unterhaltung gehabt. Er ist in diesem Wesen so von Grund aus unterrichtet, an jenen Orten und in jenen Zeiten so zu Hause, daß so vieles der heiligen Schriften, was man sonst in idealer Allgemeinheit anzustaunen gewohnt ist, nun in einer specifischen und individuellen Gegenwart begreiflich scheint. Er hat einige meiner Zweifel, sehr hübsch, in der Totalität seiner Vorstellungsweise, aufgelöst, daß ich recht vergnüglich mit ihm übereinstimmen konnte. Auch läßt sich über manche Maximen, die bey so einer Arbeit zum Grunde liegen, mündlich mancher befriedigende Aufschluß geben und am Ende ist ein Individuum immer willkommen, das eine solche Totalität in sich einschließt.

Das englische der Gita Govinda habe ich nun auch gelesen und muß, leider, den guten Dalberg einer pfuscherhaften Sudeley anklagen. Jones sagt in seiner Vorrede: er habe dieses Gedicht erst wörtlich übersetzt und dann ausgelassen, was ihm für seine Nation zu[43] lüstern und zu kühn geschienen habe. Nun läßt der deutsche Übersetzer nicht allein nochmals aus, was ihm von dieser Seite bedenklich scheint, sondern er versteht auch, sehr schöne, unschuldige Stellen, gar nicht und übersetzt sie falsch. Vielleicht übersetz ich das Ende, das hauptsächlich durch diesen deutschen Mehlthau verkümmert worden ist, damit der alte Dichter wenigstens in der Schöne vor Ihnen erscheinen möge, wie ihn der englische Übersetzer lassen durfte.

So viel für heute! Doch füge ich noch hinzu daß von Ihrem Gartenverkauf hier und da gesprochen wird. Man zweifelt daß Sie das gewünschte dafür erhalten werden, doch muß man das beste hoffen. Die Schlüssel werde ich im nöthigen Falle bey Hufeland holen lassen. Ein freundliches Lebewohl.

Jena d. 19. Febr. 1802.

G.


16/4495.


An Friedrich Schiller

[Jena, 20. Februar.]

Ich kann Ihrem wiederholten Antrag nicht ausweichen und habe in beyliegendem, auf Montag Abends nach der Komödie, das gewöhnliche Abendessen in meinem Hause bestellt. Ich bin überzeugt meine Hausgeister werden es möglich machen und so wird am schicklichsten dem allgemeinen Convent ausgewichen.

[44] In Absicht auf Gäste dächte ich, verstiege man sich eben deßhalb nicht weit. Ich dächte

der Erbprinz

von Hinzenstern

von Pappenheim

die Prinzeß und

Fräul. v. Knebel.

Wollte man Riedeln dazu nehmen, so würde es theils wegen der alten Verhältnisse schicklich seyn, theils weil er heute in Gesellschaft jener beyden Männer hier gewesen.

Leben Sie recht wohl, ich freue mich Sie so unverhofft wieder zu sehen.

Ich setze voraus daß Sie die Güte haben die Gesellschaft davon zu avertiren, so wie die einigen Gäste gefällig einzuladen.

G.[45]


16/4495a.


An Franz Kirms

Wollen Ew. Wohlgeb. beykommendes Stück wenn Sie es angesehen dem H. Verfasser kommuniciren; den[135] ich von den darin vorgenommenen Veränderungen, gestern, im Conzert, prävenirt habe.

W. d. 26. Febr. 02.

G.[136]


16/4496.


An Franz Kirms

Es thut mir herzlich leid, daß ich, in der Angelegenheit der Kleinstädter, nicht von der Meynung des Verfassers seyn kann, und weil man sich in solchen Fällen selten vereinigt, so will ich meine Überzeugung hierüber nur kurz eröffnen.

Alle deutschen Regieen, Directionen, Intendanzen und Theatercensuren haben sich das Recht angemaßt, nach ihren Verhältnissen und Convenienzen, aus den[45] Schauspielen manches wegzulassen, und dieses Recht so lebhaft ausgeübt, daß das Wort Streichen sogar ein Kunst-Terminus geworden ist. Einer solchen herkömmlichen Befugniß habe ich mich auch gegen die Kleinstädter bedient, wobey ich dem Herrn Verfasser, über die nothwendig gewordene Ausfüllung der entstandenen Lücken, wie billig das Urtheil überließ.

Von jener ersten Redaction kann ich jedoch um so weniger abgehen, als ich mir fest vorgenommen habe, auf dem weimarischen Theater künftighin nichts mehr aussprechen zu lassen, was, im Guten oder Bösen, einen persönlichen Bezug hat, noch was auf neuere Literatur hinweist, um so mehr da hier auch nur meistens persönliche Verhältnisse berührt werden.

Wenn dem Herrn v. Kotzebue dagegen in den Theatralischen Abentheuern die Schauspielerin aufgefallen ist, welche mehr sich selbst, als die Gurli parodirt, so kann ich darüber nur so viel sagen: daß ich, bey diesem alten und oft aufgeführten Stück, an jene Scene weiter nicht gedacht habe, daß ich aber solche sogleich streichen und eine andere an ihre Stelle setzen werde.

Ich glaube hierdurch am besten meine Liebe zum Frieden an den Tag zu legen, den ich, so lange als nur immer möglich, zu erhalten wünsche.

Weimar, am 28. Febr. 1802.

J. W. v. Goethe.[46]


16/4497.


An Caroline Kotzebue

[Concept.]

Da Sie Sich, werthe Frau Legationsräthinn anmaßen, mir grade zu zu sagen: daß ich, in einer Sache in der ich mein Amt, nach meiner Überzeugung verwalte, völlig unrecht habe so muß ich Ihnen dagegen eben so gerade versichern: daß ich solche Begegnung weder leiden kann, noch werde und daß ich mir alle unüberlegte Zudringlichkeiten dieser Art, sowohl für jetzt, als künftig, ausdrücklich verbitte; um so mehr als es mir äußerst unangenehm ist, wenn man mich, durch Unhöflichkeiten, nöthigt, aus den Grenzen heraus zu gehen, in denen ich mich so gern halten mag.

Weimar am 3. März 1802.


16/4498.


An Franz Kirms

[Concept.]

Ew. Wohlgeb.

überbringt der Conducteur Götze gegenwärtiges um mündlich zu referiren wie die Sachen stehen.

Der Holzverwalter ist ins Oberland, um die Abfahrt des Holzes zu beschleunigen.

Sie werden Fol. l9 und 20 sehen daß er noch[47]

a. das surplus von Langholz,

b. die Bohlen und Breter,

c. die Dachschindeln liefern will.

Über die Preise der beyden letztern wünschte ich Ihre Erklärung, da Sie eher im Falle sind in Weimar Jemand zu Rathe zu ziehen.

Auch wegen der Nägel finden Sie auf den alligirten Folien nähere Bestimmung.

Götze mag sich zu Herrn Prof. Gentz verfügen und sehen wie es mit dem Profil der Grundmauer, mit der Berechnung der Steine die wir bedürfen, mit den Rissen überhaupt und den Modellen aussieht.

Haben Sie die Güte mit ihm alles zu besprechen was er auf seiner nächsten Tour nach Lauchstädt zu beobachten hat, und geben ihm zu meiner Nachricht eine kurze Registratur mit über das was verhandelt worden ist.

Mehr sage ich nicht, weil ohnehin Götze den Auftrag hat alles mündlich zur Sprache zu bringen.

Jena am 7. März 1802.

G.


16/4499.


An Friedrich Schiller

Es ist gegenwärtig hier gerade eine lustige und gesellige Epoche und ich bin meist Mittag, oder Abends auswärts. Dagegen kann ich noch keine productiven Momente rühmen, die sich überhaupt immer seltener machen.

[48] Ich bin über des Soulavie memoires historiques et politiques du regne de Louis XVI gerathen, ein Werk das einen nicht los läßt und das durch seine Vielseitigkeit einnimmt, wenn gleich der Verfasser mitunter verdächtig erscheint. Im Ganzen ist es der ungeheure Anblick von Bächen und Strömen, die sich, nach Naturnothwendigkeit, von vielen Höhen und aus vielen Thälern, gegen einander stürzen und endlich das Übersteigen eines großen Flusses und eine Überschwemmung veranlassen, in der zu Grunde geht wer sie vorgesehen hat so gut als der sie nicht ahndete. Man sieht in dieser ungeheuern Empirie nichts als Natur und nichts von dem was wir Philosophen so gern Freyheit nennen möchten. Wir wollen erwarten ob uns Bonapartes Persönlichkeit noch ferner mit dieser herrlichen und herrschenden Erscheinung erfreuen wird.

Da ich in den wenigen Tagen schon vier Bände dieses Werks durchgelesen habe, so weiß ich freylich sonst nicht viel zu sagen. Das schöne Wetter hat mich einigemal hinaus in das Freye gelockt, wo es auch noch sehr feucht ist.

Leben Sie recht wohl und sagen mir gelegentlich etwas von den weimarischen Zuständen und in wie fern Ihnen einige Arbeit glückt.

Jena den 9. März 1802.

G.[49]


16/4500.


An Christiane Vulpius

Ich habe von denen Tagen die ich hier zugebracht nicht viel zu sagen, indem ich wohl einiges gelesen, aber nichts gearbeitet habe. Übrigens ist es hier ganz munter, indem Frau von Ziegesar mit ihrer jüngsten Tochter hier ist, bey Lodern wohnt und manche Gesellschaft veranlaßt. Übrigens denke ich, wenn ich nur Geduld habe, so wird mein dießmaliger Aufenthalt auch nicht ganz ohne Nutzen seyn.

Schicke mir doch eine Flasche von dem Hendrichschen Goldwasser und schreibe mir wie es übrigens bey euch aussieht.

Auch vergiß nicht mir ein paar Gerichte eingemachte Bohnen zu schicken. Der Schinken ist sehr gut und wird immer zum Frühstück genossen.

Lebe recht wohl und behalte mich lieb.

Jena d. 9. März 1802.

G.


16/4501.


An Christiane Vulpius

Hierbey erhältst du, mein liebes Kind, einen Brief an den Mahler Hoffmann nach Kölln. Du lässest, wie wir abgeredet haben, das Kästchen das in meiner Hinterstube liegt, in Wachstuch einnähen und lässest die gleichfalls beyliegende Addresse, welche mit der auf[50] dem Brief völlig gleichlautend ist, auf das Wachstuch nähen. Da das Kästchen frankirt werden muß, und es eine Sache ist die den Schloßbau angehet, so könnte der Bauinspector Steffany solches auf die Post schicken und selbst frankiren. Wolltest du mir die Samtweste und außerdem noch ein Paar leichte ordinäre Westen schicken, weil es für die dicken Westen jetzt zu warm wird. Sonst weiß ich nicht viel zu sagen als daß es mir ganz leidlich geht, ob ich gleich nicht sonderlich fleißig gewesen bin. Lebe recht wohl und grüße August schönstens.

Die inliegenden Briefe laß gleich besorgen. Wegen des Scelets sprich etwa mit Dr. Meyern, daß er es mir überläßt. Ich will ihm recht gute Kupfer dagegen geben, auch wohl Geld. Da ich Lodern, bey meinem hiesigen Aufenthalt, gar zu manches schuldig werde, so will ich ihm gern diese Artigkeit erzeigen. Lebe recht wohl, geniese der schönen Tage und liebe mich.

Jena d. 12. März 1802.

G.


Wenn die Exemplare meiner letzten Gedichte welche ich deinem Bruder gegeben damit er sie binden lasse, gebunden sind, so schicke mir zwey Exemplare davon herüber.

Auch bitte ich noch um 6 Bout. rothen Wein.[51]


16/4502.


An den Herzog Carl August

[Concept.]

[Jena, 12. März.]

Für den überschickten Soulavie danke ich zum allerbesten. Dieses Werk hat mich so angezogen, daß ich einige Tage fast nichts anderes habe denken können, auch bin ich schon im fünften Bande.

Wenn der Verfasser sich hie und da besonders gegen Oesterreich und England einige Parteilichkeit erlauben mag, wenn er durch sociale und diplomatische Klätschereyen voriger Zeiten und durch eine gewisse Charlatanerie einiges Mißtrauen sich erregt, so erweckt er durch die Vielseitigkeit seines Werkes und durch die Ableitung der revolutionären Überschwemmung aus den mannigfaltigsten Quellen, ein Vertrauen, durch das man im Lauf der Lectüre hingerissen wird.


16/4503.


An von Bibra

[Concept.]

Auf das von Ew. Hochwohlgeb. an mich erlassene gefällige Schreiben, vom 9. Febr., habe ich eine schuldige Antwort bis jetzt zurück gehalten, weil wir uns eben, in Absicht auf den Sommeraufenthalt unserer Schauspieler, in einer Crise befanden, welche sich erst später entschieden hat. Es entstand nämlich die Frage:[52] ob das Haus in Lauchstädt neu erbaut, oder nicht lieber die dortige Concession aufgegeben werden solle? In dem letzten Falle wäre denn freylich die, von Ihro Durchl. des Herzogs von Sachsen Meiningen gnädig zugedachte Aufnahme der Gesellschaft in Siebenstein höchst erwünscht gewesen. Da nun aber, nach langer Überlegung und mehrseitiger Betrachtung des Unternehmens, endlich der Lauchstädter Theaterbau von unserm gnädigsten Herrn resolvirt, auch die Risse approbirt und die deßfalls nöthigen Erklärungen abgegeben worden; so ist dadurch aufs neue jenes Verhältniß, für mehrere folgende Jahre angeknüpft und wir außer Stand gesetzt von der gnädigen Einladung nach Liebenstein Gebrauch zu machen.

Ew. Hochwohlgeb. haben die Güte mich Ihres gnädigsten Herrn Hochfürstl. Durchl. bey Gelegenheit eines Vortrags über dieses Geschäft, zu Gnaden zu empfehlen und sich selbst der vorzüglichen Hochachtung versichert zu halten, mit welcher ich mich zu unterzeichnen die Ehre habe.

Weimar am 12. Mrz. 1802.


16/4504.


An Christiane Vulpius

Ich danke dir daß du mir einige Nachricht vom sonntägigen Concert und von deinem Wohlbefinden gegeben hast.

[53] Gestern war ich mit Geh. Hofrath Loder in Drakendorf wo wir vergnügt genug waren und bey schlechtem Wege spät nach Hause kamen. Weder deinen Bruder noch August werde ich diese Woche herüber kommen lassen, das Wetter ist noch so unfreundlich daß jener sich in der Bibliothek und dieser im Freyen übel befinden würde.

Sontag den 28. bin ich auf alle Fälle wieder in Weimar und gehe vielleicht mit in das letzte Concert und hernach können wir ja einmal nach Roßla fahren. Ich bin selbst neugierig an einem schönen Tag einmal wieder den Tröbel zu sehen.

Lebe recht wohl, grüße den Gustel, was in der Auction für ihn erstanden wird schicke ich ihm bald hinüber, und gieb ihm inliegenden Brief.

Jena am 15. März 1802.


G.


16/4505.


An Friedrich Schiller

[Jena, 16. März.]

Die Nachricht, daß Sie mit entschiedenem Interesse einen neuen Gegenstand bey sich herumtragen, macht mir viel Freude, sowohl für Sie als für uns. Ich wünsche guten Succeß.

Seitdem ich mich aus den weimarischen Stürmen gerettet, lebe ich recht zufrieden und froh und auch nicht ganz unthätig, indem sich einige lyrische Kleinigkeiten[54] eingestellt haben, mit denen ich zwar nicht als Werken, doch aber als Symptomen ganz wohl zufrieden bin.

Dafür daß Sie den 5. März so glücklich überstanden, wären Sie dem Bürgermeister als einem zweyten Aesculap einen Hahnen schuldig geworden, da er unterdessen von oben herein solchen Lohn empfangen, können Sie Ihre Dankbarkeit in petto behalten.

Bey dieser Gelegenheit dachte ich wieder was es für ein sonderbares Ding um die Geschichte ist, wenn man von ihr die Ursachen, Anlässe und Verhältnisse der Begebenheiten im einzelnen fordert; ich lebe diesen letzten Ereignissen so nahe, ja ich bin mit darin verwickelt und weiß eigentlich immer noch nicht, wie sie zusammenhängen. Vielleicht waren Sie glücklicher als ich.

Schelling hat ein Gespräch geschrieben: Bruno oder über das göttliche und natürliche Princip der Dinge. Was ich davon verstehe oder zu verstehen glaube ist vortrefflich und trifft mit meinen innigsten Überzeugungen zusammen. Ob es uns andern aber möglich seyn wird dieser Composition durch alle ihre Theile zu folgen und sie sich wirklich als im Ganzen zu denken, daran muß ich noch zweifeln.

Übrigens weiß ich nicht viel zu sagen als daß mir Abends, wenn es sieben Uhr werden will, sehr oft der Wunsch entsteht, Sie und unsern edlen Meister auf ein paar Stunden bey mir zu sehen. Daß übrigens[55] einige Frauenzimmer hier noch singlustiger als unsere Freundinnen und dabey glücklicherweise musikalischer sind, wodurch denn meine innere Singlust von Zeit zu Zeit erregt wird.

Das versprochene Buch habe ich leider noch nicht wieder finden können.


16/4506.


An Christiane Vulpius

Gestern, da die Botenweiber fortgingen, wurde ich verschiedentlich gestört und habe daher einiges vergessen, welches ich heute nachhole.

Zuerst möchte ich einiges Geld, etwa 2 Karolin.

Zweytens ein hübsches Stück Schinken.

Drittens einige Gerichte Bohnen. Die letzten waren das einzige gute und schmackhafte was ich die ganze Zeit zu Hause genossen habe. Auswärts giebt es manchmal noch einen guten Bissen.

Übrigens befinde ich mich ganz leidlich und denke nach und nach auf meine Abreise, um so mehr als es dießmal mit arbeiten nicht recht gehen will.

Grüße August und sag ihm, daß ich hoffe morgen etwas erwünschtes für ihn zu erstehen.

Jena am 17. Mrz. 1802.

G.[56]


16/4507.


An Friedrich Schiller

Ich werde mich wohl bald entschließen meinen hiesigen Aufenthalt abzubrechen und wieder zu Ihnen zu kommen. Da freue ich mich denn auf unsere Abende, um so mehr als wir manches neue einander werden zu communiciren haben.

Wenn die dabey interessirte Gesellschaft das Abentheuer vom 5. h. m. einigermaßen verschmerzt hat, so wollen wir bald wieder ein Picknick geben und die neuen Lieder, die ich mitbringe, versuchen. Haben Sie denn die Ihrigen etwa Zeltern mitgegeben? da die Körnerischen Compositionen nicht greifen wollten?

Ich wünsche Ihnen einen recht guten Humor und eine recht derbe Faust, wenn Sie auf die irenische Einladung antworten. Es wäre recht schön wenn Ihnen eine Epistel glückte, die auf alle das Packzeug paßte, dem ich immer größern Haß widme und gelobe.

Ich freue mich zu hören daß Sie Ihre Johanna, auch für uns, der theatralischen Möglichkeit nähern wollen. Überhaupt müssen wir, da wir mit dieser Vorstellung so lange gezaudert, uns durch irgend etwas auszuzeichnen suchen.

Mit der Iphigenie ist mir unmöglich etwas anzufangen. Wenn Sie nicht die Unternehmung wagen, die paar zweydeutigen Verse corrigiren und das Einstudiren dirigiren wollen, so glaube ich nicht daß es[57] gehen wird, und doch wäre es in der jetzigen Lage recht gut und sie würde denn vielleicht für andere Theater verlangt, wie es ja schon mit dem Nathan gegangen ist. Rhadamist und Zenobie ist, bey näherer Betrachtung, ein sehr merkwürdiges Stück, der höchste Gipfel einer manierirten Kunst, wogegen die Voltairischen Stücke als reine Natur erscheinen. Das, was an diesem Stücke imponirt, ist wahrscheinlich die Kainische Lage des Helden und der unstete Charakter, der an das Schicksal jenes ersten Brudermörders erinnert. Es übrigens aufs deutsche Theater zu heben sehe ich noch keine Handhabe.

Zu der Bekanntschaft des heiligen Bernhards gratulire ich. Wir wollen sehen Specialiora von ihm zu erfahren.

Unsere hiesigen theologischen Freunde sind in üblen Umständen. Griesbach leidet an seinen Füßen und Paulus mit seiner Frau. Sie ist sehr übel dran, so daß ich für ihre Existenz fürchte und die Natur kann nun wieder eine Weile operiren, bis sie ein so neckisches Wesen zum zweytenmale zusammen bringt.

Zelter hat sehr lebhafte Eindrücke zurückgelassen. Man hört überall seine Melodieen und wir haben ihm zu danken daß unsere Lieder und Balladen durch ihn von den Todten erweckt worden.

Das Bibliothekswesen klärt sich auf. Breter und Balken schwimmen die Saale hinunter, zu dem neuen Musentempel in Lauchstädt. Lassen Sie doch auch[58] dieses unser Unternehmen auf Sich wirken und thun Sie für Ihre ältern Sachen was Sie können. Zwar weiß ich wohl wie schwer es hält, doch müssen Sie nach und nach, durch Nachdenken und Übung, dem dramatischen Metier so viel Handgriffe abgewinnen, daß Genie und reine poetische Stimmung nicht gerade zu jeder Operation nöthig sind.

Sonst habe ich einiges gelesen und getrieben. Sehr merkwürdig war mir ein Blick in das Original von Browns medicinischen Elementen. Es sieht einem daraus ein ganz trefflicher Geist entgegen, der sich Worte, Ausdrücke, Wendungen schafft und sich deren mit bescheidener Consequenz bedient, um seine Überzeugungen darzustellen. Man spürt nichts von dem heftigen terminologischen Schlendrian seiner Nachfolger. Übrigens ist das Büchlein im Zusammenhange schwer zu verstehen und ich habe es deswegen bey Seite gelegt, weil ich weder die gehörige Zeit noch Aufmerksamkeit darauf wenden kann.


Seitdem ich dieses dictirt, habe ich mich entschlossen Dienstag nach Weimar zu gehen. Da Sie denn, zum Voraus, auf den Abend schönstens eingeladen sind.

Wollten Sie sich erkundigen: ob die Freunde Mittwoch Abends bey mir zusammenkommen wollen? und in jedem Falle das Ja oder Nein in mein Haus wissen lassen.

[59] Da ich nun so bald das Vergnügen hoffe Sie zu sehen, füge ich nichts weiter hinzu.

Jena am 19. März 1802.


G.


16/4508.


An Henriette von Egloffstein

Geliebte Freundin,

lassen Sie mich im Singular sprechen! da ich hoffen kann, daß wenigstens Eine unter Vieren empfindet, wie schmerzlich mir es war, Ihren Namen unter dem Scheidebriefe zu sehen. Gewiß ich konnte mir nicht überreden daß Sie fehlen würden, als ich gestern die Freunde, in der Zahl der Musen, beisammen sah. Noch wehte der Geist der ersten Stiftung über der Gesellschaft, an dem Sie in einem Anfall von Unglauben zweifeln mochten. Unser Wunsch ist ihn zu erhalten, und dazu wird das Andenken an Sie das beste Mittel sein. Möchten Sie Ihn lebendig frisch dereinst wiederfinden, wenn Sie durch alte Gefühle und durch neue Überzeugungen zurückzukehren geleitet werden könnten.

Weimar d. 25. März 1802.

Goethe.


16/4509.


An Johann Friedrich Cotta

Es ist Ihnen vielleicht, werthester Herr Cotta, bekannt geworden, daß ich die beyden Trauerspiele,[60] Mahomet und Tancred, nach Voltaire, in Jamben, bearbeitet habe. Da diese Stücke gegenwärtig wieder auf unserm Theater vorgenommen werden, und, durch Proben, mir der Eindruck derselben lebhafter wird, so daß ich genöthigt werde die letzte Hand daran zu legen; fühle ich mich nicht abgeneigt sie zum Druck zu bringen, um so mehr als ich, von mehrern Seiten her, um Communication ersucht werde, und biete sie Ihnen deßhalb an.

Ich würde rathen sie auf die Weise wie Wallenstein drucken zu lassen, da sie dann zusammen einen Band ausmachen und, wenn nicht dem innern Werth, doch wenigstens dem Format nach, neben jenen Schillerischen Meisterstücken stehen könnten. Wären Sie dazu geneigt, so könnte der Druck gleich angefangen werden, indem die Manuscripte in Ordnung sind.

Beyde Stücke würde ich für 500 rh Sächsisch auf Jubilate zahlbar überlassen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche

Weimar d. 30. März 1802.

Goethe.


16/4510.


An Gottlob Heinrich Rapp

[Concept.]

Indem ich Ihnen, werthgeschätztester Herr, die Nachricht gebe, daß die Summe von 234 fl. nach[61] Frankfurt an das Gontardische Haus in diesen Tagen gezahlt worden, und für den mir deßhalb so lang gegönnten freundschaftlichen Credit nochmals ergebenst danke, füge ich eine Bitte wegen des bewußten Tapeziers hinzu.

Herr Oberhofmeister von Wolzogen, wahrscheinlich durch die Zerstreuungen der Reise abgehalten, hat mir von diesem Manne weiter nicht geschrieben, von dem ich denn doch, ehe ich mich nach einem andern umsehe, eine nähere Kenntniß erlangen möchte. Wollten Sie daher wohl die Güte haben sich im Stillen zu erkundigen, wie es wohl eigentlich mit dem Charakter dieses Mannes aussehen möchte?

Wir haben während dem Bau des Schlosses mit so vielerley Menschen zu thun gehabt, daß es mir nun gerade nicht bange wäre auch diesen Mann zu behandeln, selbst wenn er einige Eigenheiten haben sollte. Wollten Sie indeß, da wir einmal aufmerksam gemacht sind, mir etwas näheres von seiner Herkunft, seinem Alter, seiner Familie und Lebensweise anzeigen, so würden Sie mich verbinden. Ich würde dadurch in den Stand gesetzt seyn etwa zu überlegen ob man es nicht allenfalls mit demselben wagen könnte?

Verzeihen Sie diese neue Bemühung und haben Sie die Güte mir anzuzeigen was Herr Schick für ein Gemählde verlangt, in welchem die Figuren zwey Fuß hoch wären und wovon das Süjet 3 Figuren forderte. Den Gegenstand wollte ich angeben und die[62] nähere Größe des Bildes anzeigen. Da es so zu stehen käme, daß man es in einiger Entfernung sähe; so würde ein wacker gemahltes Bild zweckmäßiger als ein sehr ausgeführtes seyn. Leben Sie recht wohl und empfehlen mich dem Kreise Ihrer Lieben.

d. 31. März 1802.


16/4511.


An Carl Friedrich Zelter

Ihnen, eben heut, für das viele Gute, das Sie uns gebracht und zurückgelassen haben, zu danken, veranlaßt mich der Auftrag, den ich an Sie auszurichten übernommen habe.

Einer unserer tüchtigen Geschäftsmänner, der subalternen Classe, hat seinen Sohn zum Zimmermann bestimmt. Dieser junge Mensch hat drey Jahre in der Lehre gestanden und nun 3/4 Jahre bey uns als Geselle gearbeitet. Nun möchte man ihn in die Fremde schicken, und man glaubt daß er in Berlin vieles zu lernen Gelegenheit finden würde.

Wollten Sie die Güte haben mir, aus Ihrer Kenntniß, hierüber einen guten Rath zu ertheilen. Es versteht sich daß er auf dem Wege seines Handwerks etwas zu verdienen sucht und daß ihm einiger Zuschuß von Hause gereicht werden kann. Wobey man denn aber wünscht daß irgend jemand, in einer so großen[63] und verführerischen Stadt, ein Auge auf ihn haben möge.

Glauben Sie daß er bey Bauen, wo Sie selbst einwirken, angestellt werden könnte, so wurde das für uns das wünschenswehrteste seyn. Ich erbitte mir hierüber Ihre gefällige Meynung und zugleich die Nachricht, daß Sie wohl bey den Ihrigen angelangt sind. Der ich recht wohl zu leben und auch bald wieder etwas melodisches von Ihnen zu hören wünsche.

Weimar am 1. April 1802.

Goethe.


16/4512.


An Franz Kirms

Der Holzverwalter Kirst, der auch schon bey Ihnen gewesen ist, wünscht, wie natürlich, wieder einiges Geld, und beruft sich auf einen Bericht von Götzen der aber noch nicht angekommen war.

Auf dieses Holz ist gezahlt worden:

durch mich in Jenarthlr.100.

Desgl.500.

An Conduct. Götze500.

Durch Götzen an Kirst100.

Auf die Schindeln87.

1287.

Da er nun nach beygehendem Verzeichniß schon 1952 rthlr. 22 gr. Waare abgeliefert haben will, so möchte es wohl unbedenklich seyn ihm noch 200 rthlr.[64] auszuzahlen, welches ich Ew. Wohlgeb. wenn Sie anders kein erhebliches Bedenken dabey finden, zu thun überlasse.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Sie lassen vielleicht in meinem Hause anfragen ob ein Brief von Götzen angekommen. Man kennt dort, wie ich glaube, seine Hand und Siegel.

Oberroßla am 6. Apr. 1802

Goethe.

Da Kirst nicht selbst wieder nach Weimar geht, so legt er eine Quittung auf 200 rh. in Hoffnung der Erfüllung seines Gesuches bey.


16/4513.


An Christiane Vulpius

Es geht mir hier ganz gut, indem ich schon einiges gearbeitet habe was mir Vergnügen macht.

Was ich von Reimanns Anstalten sehe gefällt mir recht wohl, auch hat er eine weit bessere Art als sein Bruder, indem er das was er wünscht nach und nach und gelegentlich anbringt.

Nun möchte ich gern diese Woche hausen bleiben und wünschte daß du mit August Sonnabend kämest, um mich abzuholen. Möchten Herr Hofrath Schiller und Herr Professor Meyer Sonntags herauskommen, um sich eine Motion zu machen, so wäre es recht[65] artig und wir führen, in zwey Wagen, Sonntag Abends wieder nach Hause.

Du müßtest aber auf alle Fälle etwas von Speisen mitbringen und auch Wein, so wie du mir durch Überbringer dieses noch drey Bout. rothen Wein schicken mußt.

Wie bringen wir aber die botanischen Sträucher die drinne eingeschlagen sind herunter?

Lebe recht wohl und grüße den August.

Oberroßla am 6. April 1802.

G.


16/4514.


An Heinrich Kolbe

Ihren unterrichtenden Brief, vom 10. Januar, so wie das Rouleau, in der Hälfte des vorigen Jahres, habe ich richtig erhalten.

Die Beurtheilung der concurrirenden Stücke haben wir, in Gestalt eines einzelnen Programms, als eine der vierteljährigen Beylagen der jenaischen allgemeinen Litteraturzeitung, herausgegeben. Mit diesem weitverbreiteten Blatt ist sie also gewiß nach Paris gekommen und Sie werden, bey Ihren übrigen Connexionen, sich solche wohl zum Durchlesen verschaffen können. Sie finden darin Ihrer Zeichnung auch mit Ehren gedacht. Ich habe sie übrigens noch bey mir behalten, indem ich vermuthe, daß man, bey dem Ameublement des Schlosses, welches nunmehr mit[66] starken Schritten vorwärts geht, ein solches Blatt bey irgend einer Zimmerverzierung gerne sehen würde. Habe ich es angebracht, so werde ich Ihnen ein billiges Honorar zu gute schreiben und gelegentlich einhändigen lassen. Die beyden Ölgemählde liegen auch noch wohl verwahrt bey mir.

Für das gegenwärtige Jahr haben wir die Befreyung der Andromeda durch Perseus aufgegeben, und dabey auch eine Concurrenz für solche Stücke eröffnet, bey welchen dem Künstler die Wahl des Sujets frey bleibt. Wenn Sie unsern obgedachten Aufsatz antreffen und sich mit unsern Intentionen näher bekannt machen, so hoffe ich, Sie sollen sich entschließen, auch dießmal zu unserer Ausstellung etwas beyzutragen. Wollen Sie alsdann die wohlgepackte Rolle bey Zeiten an

Mr. Corbay Parfumeur rue de la Monoie No. 10.

mit Adresse

a Mr. Desport, pour remettre a Mr. de Goethe Weimar

abgeben, so hoffe ich, daß sie richtig und wohlbehalten zu mir kommen soll.

Ihre Schilderung des gegenwärtigen Pariser Kunstwesens zeigt sowohl von Ihren richtigen Einsichten in die Kunst, als von Ihrer Aufmerksamkeit. Ich wünsche, daß Ihr dortiger Aufenthalt ganz zum Vortheil Ihrer Studien gereichen möchte.

[67] Wenn Sie dort ein nicht gar großes Bild unternehmen und vollenden, ohne daß es bestellt oder sonst wohin bestimmt wäre; so wünschte ich, daß Sie mir solches durch obgedachte Gelegenheit zuschickten, indem ich es vielleicht anbringe und auf alle Fälle Sie dadurch bekannter mache.

Ich habe mit diesem Briefe einige Monate gezaudert, weil unser durchlauchtigster Erbprinz nach Paris zu reisen gedachten. Gegenwärtigen Brief erhalten Sie auch durch den Kanal dieser Reisenden. Herr Oberhofmeister von Wolzogen kennt Ihren Nahmen und wird Sie, wenn Sie ihm inliegende Charte überreichen, freundlich empfangen, obgleich die Zerstreuung, in der Personen, unter solchen Verhältnissen, auf der Reise leben, ihn hindern möchte sich näher für Sie zu interessiren. Auf alle Fälle wünschte ich, daß Sie Gelegenheit suchten sich ihm vorzustellen, weil er ein Mann von schönen Kunstkenntnissen ist und der Ihnen auch sonst in der Folge nützlich seyn kann.

Leben Sie recht wohl, erhalten mir ein geneigtes Andenken und lassen von Zeit zu Zeit etwas von sich hören.

Weimar am 12. Apr. 1802.

J. W. v. Goethe.[68]


16/4515.


An Johann Erdmann Hummel

[Concept.]

[12 April.]

Ihre Zeichnung, werther Herr Hummel, hatte ich unter den vorzüglichern von der letzten Ausstellung zurück behalten, weil ich hoffen konnte daß man sie bey Ausmeublirung des Schlosses, als Zierde irgend eines Zimmers, angenehm finden würde. Da mir aber solche vor einiger Zeit abgefordert wurde, so habe ich solche schon am 28. Febr. Herrn Wolf, wohl eingepackt, übergeben, welcher sie, wie er, auf geschehene Nachfrage, meldet, schon abgesendet hat. Ich kann also hoffen, daß sie gegenwärtig schon wohl erhalten in Ihren Händen ist wie ich wünsche, und mich zu geneigtem Andenken empfehle.


16/4516.


An Friedrich Schiller

Da wir wahrscheinlich auf den Sonnabend Turandot geben, so ersuche ich Sie um die neuen Räthsel damit wir solche bey Zeiten an die nicht allzeit fertigen Schauspieler abgeben können.

Weimar am 20. Apr. 1802.

G.[69]


16/4517.


An Heinrich Becker

Herr Becker wird beykommende Räthsel Herrn und Mad. Vohs mittheilen, um solche, statt der vorigen, bey der nächsten Aufführung der Turandot, einzuschalten, wobey man wünscht daß sie bis dahin niemand weiter sehen möge.

Weimar am 20. Apr. 1802.

Goethe.


16/4518.


An Johann Friedrich Blumenbach

[Concept.]

Ohngefähr vor zwanzig Jahren, als ich von Zeit zu Zeit in Ilmenau einen längern Aufenthalt zu machen pflegte, wurde mir angezeigt, daß man in der Manebacher Steinkohlengrube (gothaischer Seits) auf einen aufrechtstehenden Baumstamm getroffen, den man in seiner Stellung geschont und ihn bey der Förderung umgangen habe.

Als ich mich dahin verfügte fand ich ihn etwa 4 Fuß hoch, gegen die Horizontallinie wenig geneigt, fest anstehend. Ich ließ ihn ablösen, heraus und nach Jena schaffen.

Im Trockenwerden unterlag er den Gesetzen der mineralischen Natur, indem er durch verschieden durchgehende Stiche sich in mehrere Theile trennte, die mit[70] seinem vorhergehenden organischen Bau in keinem Verhältniß standen.

Ich enthalte mich aller weiteren Beschreibung indem ich ein solches abgesondertes Glied hiermit überschicke.

Sollte man diesen Überrest nicht als etwas Palmartiges ansprechen dürfen, wohin die kurz übereinander gedrängten Wachsthumsreihen zu deuten scheinen.

W. d. 20. Apr. 1802.

Dazu lege ich ein anderes Stück Rohr, das freylich um vieles dünner ist, aus demselbigen Kohlenwerke, zu gefälliger Vergleichung.

Das Stück Tuffstein, das Sie ferner in dem Kasten finden, ist von dem ehemals beschriebenen Klotze genommen, an welchem vorn der Zahn und hinten die sogenannten Schwimmfüße anlagen. Von den letzteren hoffe ich bald eine Zeichnung zu schicken.

Von eben erwähntem Zahn liegen auch Stücke bey, so wie von einem andern, der vor mehrern Jahren in der Gegend gefunden worden, ohne daß man den bestimmten Ort weiß. Nicht weniger von einem dritten, welcher voriges Jahr in Apolda entdeckt wurde. Merkwürdig ist daß diese drey Reste von einander sehr genau unterschieden werden können, es sey nun daß jedes auf eine andere Weise erhalten worden, an einem besondern Habitus, oder daß früher ihre Natur verschieden war.

[71] Die Calcedonkugeln von Tenczin deuten auf ein Porphyr und Mandelstein Gebirg, vom letztern liegt dorther auch ein kleines Musterstück.

Wie die in Feuerstein verwandelte Korallen vorkommen weiß ich nicht zu sagen. Wenn sie nicht etwa im losen Sande liegen, wie ich viele Feuersteine in der Gegend von Krakau gefunden habe.

Da noch etwas Platz in dem Kasten übrig war habe ich einige Stücke Meerschaum hinzugelegt, mit denen vielleicht Freunden eine Gefälligkeit geschieht.[72]


16/4535.


An Franz von Zach

[Concept.]

[22. April.]

Herr Professor Sartori aus Göttingen wünscht bey Ew. Hochwohlgeb. angemeldet und zu unserer gefälligen Aufnahme empfohlen zu seyn. Ich überwinde einem so werthen Freund zu Liebe jede Bedenklichkeit indem ich mich des so angenehmen als lehrreichen Morgens erinnere, den mir Ew. Hochwohlgeb. voriges Jahr schenken wollten. Möchte doch dem Überbringer dieses ein ähnliches Glück gegönnt seyn das ihm so wie mir gewiß uvergeßlich bleiben wird.

Der ich die Ehre habe mich mit vorzüglicher Hochachtung zu unterzeichnen.


16/4536.


An N.N.

[Concept.]

[etwa 22. April.]

Professor Sartori aus Göttingen, der sich einige Tage hier aufgehalten hat, war sehr geschmeichelt als ich ihm sagen konnte daß Ew. Durchl. einigen Antheil an seinen frühern historischen Schriften genommen. Er gab mir hierdurch aufgemuntert seine letzte Arbeit um sie Ew. Durchl. zu Füßen zu legen. Einen Auftrag den ich um so lieber ausrichte als ich überzeugt bin daß Ew. Durchl. gegenwärtiges Werck nicht ungern durchlaufen werden.[89]


16/4519.


An Friedrich Schiller

Hiebey übersende die verlangte Summe und die beyden ersten Hogarthischen Lieferungen, die ich eben vorfinde.

Dabey frage ich an wie Sie es heute halten wollen? wenn Sie Abends nicht gern ausgehen, so könnten Sie ja früher kommen und vor Sonnen Untergang wieder zu Hause seyn. Wollen Sie mir hierüber Ihren Entschluß wissen lassen, so bestelle ich Ehlers wegen einiger musikalischen Späße.

Weimar am 25. Apr. 1802.

Goethe.[72]


16/4520.


An Johann Gottfried Herder

Du willst, verehrter, alter Freund, die Gefälligkeit haben meinen Sohn in die christliche Versammlung einzuführen, auf eine liberalere Weise als das Herkommen vorschreibt. Ich dancke dir herzlich dafür und freue mich daß er den, für Kinder immer apprehensiven, Schritt, an deiner Hand, auf eine Weise macht, die mit seiner gegenwärtigen Bildung zusammentrift. Er wird sich dir, mit seinem Lehrer, nächstens vorstellen, empfang' ihn freundlich und ordne alles nach Gefallen, indem du meiner gedenckst.

Weimar d. 26. Apr. 1802.

Goethe.[73]


16/4522.


An August Wilhelm Schlegel

Auf mehrere Ihrer werthen Briefe habe ich nicht geantwortet; Sie verzeihens, da ich indeß nicht weniger an Sie gedacht und an allem was Sie betrifft Theil genommen habe. Aus der Vorstellung Ihres Jons hat sich eine Ilias von Händeln entwickelt, die, wie ein ächtes rhapsodisches Werk, noch immer kein Ende nehmen will.

Können Sie es einrichten daß Sie Pfingsten in Weimar sind; so treffen Sie mich daselbst. Vielleicht wird es auch möglich alsdann Ihren Jon zu geben.

Können Sie mir eine leichte Skizze von Genelli's Decoration verschaffen; so würde ich, in so fern es möglich, die Idee für unser Theater nutzen. Der Tempel war die schwächste Seite unserer Darstellung den ich wohl mit einem bedeutendern künftig auswechseln möchte.

Schicken Sie mir doch baldigst die Nachträge zu Alarkos, den ich ehestens geben werde; die Rollen[74] sind schon ausgeschrieben. Das Stück hat mir in seiner Gedrängtheit viel Vergnügen gemacht, weniger Octavian in seiner Diffusion, ob man gleich das Tieckische Talent, im Einzelnen, nicht verkennen kann.

Grüßen Sie den Bruder Bildhauer aufs beste und treiben ihn an daß er bald kommt. Ich wünschte, wenn Durchl. der Herzog von den Inspectionen zurückkommen, daß schon etwas gethan wäre.

Leben Sie recht wohl und gedenken mein und erfreuen sich der guten Aufnahme, die Sie in Berlin gefunden haben.

Ihr Herr Bruder, den ich gelegentlich zu grüßen bitte, hat noch einige Bücher, die theils mir, theils der Bibliothek angehören, ich wünschte, daß er sie mir bald wieder zurückstellen könnte.

Jena am 3. Mai 1802.

Goethe.


16/4523.


An Friedrich Schiller

Zuerst meinen herzlichen Wunsch daß die Veränderung des Quartiers möge glücklich abgelaufen seyn! Es soll mich sehr freuen Sie in einem neuen, freundlichen, gegen die Sonne und das Grüne gerichteten Quartier gesund und thätig anzutreffen.

Nun wünscht' ich aber auch von Ihnen über unsere theatralischen Angelegenheiten etwas zu vernehmen. Was auguriren Sie von Iphigenien, die[75] sich, wie voraus zu sehen war, etwas verspätet? Was sagen Sie von Mme Bürger? deren Erscheinung ich wohl gern selbst mit abgewartet hätte.

Bey der Bibliothekseinrichtung steht mir die Art der Jenenser, die sich nahezu mit der Italiäner göttlichem Nichtsthun vergleicht, auf eine verdrießliche Weise entgegen. Ich gebe die Bemerkung zum besten, daß das Arbeiten nach vorgeschriebener Stunde, in einer Zeitenreihe, solche Menschen hervorbringt und bildet, die auch nur das allernothdürftigste, stundenweis und stundenhaft, möchte man sagen, arbeiten. Ich werde so lange als möglich hier bleiben, weil ich überzeugt bin daß wie ich weggehe, das Ganze wieder, mehr oder weniger, stocken wird.

Was mich übrigens selbst und mein näheres betrifft, so geht mir manches von statten. Einiges lyrische hat sich wieder eingefunden und ich habe die Urquelle der nordischen Mythologie, weil ich sie eben vor mir fand, in ruhigen Abenden, durchstudirt und glaube darüber ziemlich im Klaren zu seyn. Wie ich mich deshalb, wenn ich wieder komme, legitimiren werde. Es ist gut auch in einem solchen Felde nur einmal einen Pfahl zu schlagen und eine Stange aufzustellen, nach der man sich gelegentlich orientiren kann.

So spricht auch ein solches Bibliothekswesen uns andere lebhaft an, selbst wenn man nur minutenweis in die Bücher hineinsieht. Sehr günstig finde ich die[76] Wirkung meiner physischen, geognostischen und naturhistorischen Studien. Alle Reisebeschreibungen sind mir als wenn ich in meine flache Hand sähe.

Daß die Gegend in dieser Blüthenzeit außerordentlich schön sey darf ich Ihnen nicht sagen; ein Blick aus Ihrer obern Gartenstube, mit der Sie, wie ich höre, einen Philosophen beliehen haben, würde jetzt sehr erquicklich seyn.

Leben Sie recht wohl und sagen mir ein Wort.

Jena d. 4. May 1802.

G.

Daß Loder seinem Schwiegervater Frau und Kind nach Warschau bringt, daß die Krankheit unserer Freundin Paulus sich in einen gesunden Knaben aufgelöst hat gehört wohl für Sie nicht unter die Neuigkeiten.


16/4524.


An Christiane Vulpius

Ich habe diese Tage nicht geschrieben, weil ich sehr fleißig bin, und mir was ich vornehme recht gut von Statten geht. An den heißen Tagen komme ich gar nicht aus, nur Abends gehe ich einige Stunden spazieren. Die Blühten sind hier außerordentlich schön, wie sie bey der günstigen Witterung wohl weit und breit seyn werden, besonders ists hinter Griesbachs Garten ganz bewundernswürdig.

[77] Mit der Kost geht es recht gut, indem ich mit Herrn von Hendrich esse, der eine so gute Küche führt, daß man nur fast zu viel ißt und zu lange bey Tische bleibt. Ob ich dich auf den nächsten Sonntag einladen werde, weiß ich nicht, denn da ich noch bis in künftige Woche hier bleiben kann; so wünsche ich auf meine ganz ungestörte Weise meinen Weg fortzugehen.

So viel kann ich dir melden daß der zweyte Aufzug, des bewußten Stückes, fertig ist, und, wenn ich noch acht Tage Zeit habe, so kann wohl der dritte sich dazu gesellen.

Schicke mir noch einige Fläschchen Port und Madera! wenn du ein gut Gericht Spargel hast, so schicke es doch auch, denn daran fehlt es hier gar sehr, besonders da die Griesbachischen, welche nun zu lange stehen, anfangen abzunehmen.

Jena d. 4. May 1802.

G.


16/4525.


An Johann Friedrich Cotta

Da es mir besonders angenehm war daß wir, durch die Herausgabe der zwey Tragödien, endlich wieder einmal in eine typographische Thätigkeit gelangen sollten; so mußte mir die eingetretene Hinderniß, daß Herr Gädicke den Druck nicht übernehmen konnte, um desto unwillkommner seyn. Indeß werden[78] Sie wegen dieser Sache schon anderweit Ihre Ordre gestellt haben und ich davon Nachricht erhalten.

Auf alle Fälle hoffe ich Sie in Weimar zu sehen, wo ich die Pfingstfeyertage gewiß zubringen werde. Sollten Sie früher dort einzutreffen gedenken, so müßte ich Sie ersuchen an Herrn Hofrath Schiller baldigste Nachricht zu geben, welcher mich zu finden weiß, da ich dieses Frühjahr mich bald da bald dort aufhalte.

Daß ich wünsche Sie gesund und vergnügt wieder zu sehen brauchte ich nicht hinzuzufügen.

Jena am 6. May 1802.

Goethe.


16/4526.


An Friedrich Schiller

Mme Bürger hat uns bis jetzt noch verschont, wenn sie nicht etwa morgen noch kommt und auf eine Sonntagsdeclamation Anspruch macht. Auf alle Fälle werde ich mich in eine Ecke des Saals, nicht weit von der Thüre, setzen und nach Beschaffenheit der Umstände aushalten oder auf und davon gehen.

Was Sie mir von Iphigenie sagen ist mir erfreulich. Könnten und möchten Sie das Werk bis zur Aufführung treiben, ohne daß ich eine Probe sähe und es Sonnabend den 15. geben; so bliebe ich noch eine Woche hier und brächte manches vor und hinter mich.

[79] Wie ich höre geht der Theaterbau in Lauchstädt recht gut von Statten. Ich bin recht neugierig wie dieser Pilz aus der Erde wachsen wird.

Wenn Sie eine Leseprobe von Alarkos gehalten haben, so sagen Sie mir doch ein Wort davon.

Es ist mir diese Tage ein anderes neues dramatisches Product zugeschickt worden, das mir, ich mag wohl so sagen, Kummer macht. Ein unverkennbares Talent, sorgfältiges Nachdenken, Studium der Alten, recht hübsche Einsicht, brauchbare Theile und im Ganzen unzulänglich, indem es weder vor- noch rückwärts Façe macht. Den zehenten Theil davon hätte man vielleicht produciren können, aber, so wie es liegt, ist es ganz und gar unmöglich. Wie ich zurückkomme sollen Sie es sehen und werden wahrscheinlich noch größere Klagelieder anstimmen. Sagen Sie aber niemand nichts davon, auch nichts von meiner vorläufigen Anzeige; denn wir müssen es unter uns, in der Stille, zurecht legen.

Das Bibliothekswesen construirt sich nach und nach, obgleich noch immer langsam genug. Ich halte meine Taktik und suche nun immer, von Epoche zu Epoche, vorzurücken.

Irgend eine poetische Stunde und sonst ein wissenschaftlicher Gewinn fällt auch mit ab.

Leben Sie recht wohl und richten sich recht behaglich ein.

Jena am 7. May 1802.

G.[80]


16/4527.


An Christiane Vulpius

Mir geht es noch immer ganz gut in meinen Geschäften und andern Arbeiten und ich werde nun so biß zu Ende der andern Woche fortfahren.

Wegen deines Befindens mußt du einmal Hofrath Starcke fragen und dich alsdann auch zu der Verordnung halten. Ich glaube daß dir das Baden das zuträglichste wäre wenn du dich ordentlich abwartetest.

Grüße mir das Kind und gedenke an mich, der ich dich immer herzlich lieb habe. Mehr sage ich nicht, denn weiter wüßte ich nichts zu sagen. Es geht ein Tag immer so stille nach dem andern hin.

Jena d. 7. May 1802.

G.

Ich bitte noch um 6 Bout. rothen Wein.


16/4528.


An die Hoftheater-Commission

Über die Kranzische Angelegenheit denke ich folgendermaßen:

Ein gnädigstes Rescript, das, in einer Disciplinsache, an irgend ein Departement, ergeht, ist keineswegs als ein Urtheil in einer Rechtssache anzusehen, das dem Peccirenden publicirt werden muß. Dießmal hat das Departement verfügt und der Fürst[81] gebilligt. Herrn Kranz ist so viel bekannt als nöthig: daß er suspendirt war und ist, weiter braucht es nichts.

Sein Promemoria an das Hofmarschallamt wird also beygelegt, und wenn er sich untersteht ein gleiches an die Theatercommission zu bringen, und zu fragen: ob seine Sache vergessen werden soll, so will ich ihm den Kopf waschen daß er Zeitlebens an mich denken wird.

Jena am 8. May 1802.

G.


16/4529.


An Franz Kirms

Inliegendes war schon gestern zugesiegelt, weil ich auf Gelegenheit hoffte es Ihnen zu überschicken, ich will es daher nach Ihrer letzten Depesche nicht wieder öffnen, sondern lege nur das neuere bey.

Die Obligation im Concept und Mundo kommt signirt und unterzeichnet zurück.

Daß die Tanzstunden nur einigermaßen im Gang sind freut mich sehr, diejenigen die daran theilnehmen werden den Vortheil früher oder später fühlen.

Was Sie wegen Zimmermann gethan approbire ich.

Schreiben Sie ja geschwind an Backer bey Döbblin.

Lassen Sie Mme Vohs weiß gehen wie sie will. Diese Gespensternarrheit ist einmal den Weibern unserer Zeit nicht aus dem Sinn zu bringen. Suchen[82] Sie nur das übrige, nach der Angabe des Professor Meyer, einzurichten, besonders, daß keine Seide in dem Stück erscheine.

Haben Sie die Güte, Sich nur Punktweise aufzuzeichnen was wir allenfalls zusammen zu sprechen haben. Ich will das Gleiche thun und dann läßt sich in ein Paar Tagen vieles abthun.

Leben Sie recht wohl und vergnügt in Ihren mannigfaltigen Geschäften.

Jena am 9. May 1802.

G.


16/4530.


An Friedrich Schiller

Ihre Sorgfalt für die Iphigenie danke ich Ihnen zum allerbesten, künftigen Sonnabend werde ich am Schauspielhause anfahren, wie ein anderer Jenenser auch, und hoffe Sie in Ihrer Loge zu treffen.

Über den Alarcos bin ich völlig Ihrer Meinung; allein mich dünkt wir müssen alles wagen, weil am Gelingen, oder nicht Gelingen, nach außen gar nichts liegt. Was wir dabey gewinnen scheint mir hauptsächlich das zu seyn, daß wir diese äußerst obligaten Sylbenmaße sprechen lassen und sprechen hören. Übrigens kann man auf das stoffartige Interesse doch auch was rechnen.

Im Ganzen geht es mir hier sehr gut und es[83] würde noch besser gehen und werden, wenn ich meinen Aufenthalt noch einige Wochen hinausdehnen könnte.

Leben Sie recht wohl, richten Sie sich immer besser ein und gedenken unser.

Jena am 9. May 1802.

Ich wünsche daß beykommender Band Sie nicht von einer andern Seite her schon heimgesucht habe, damit Sie diese gereimte Tollhausproduction zuerst als ein Curiosissimum, durch meine Hand, erhalten. So einen, auf der äußern Form des Nächstvergangenen, sich herumdrehenden Wahnsinn, habe ich doch noch nicht gesehen, doch wer will ein Wort für so eine Erscheinung finden.

G.[84]


16/4530a.


An Joseph Hoffmann

Wollten Sie mir, Werthester Herr Hoffmann, mit einigen Worten eine Nachricht geben: ob die Zeichnung wieder zu Ihnen zurückgekommen ist, ob Sie das Bild angefangen haben und ob Sie noch glauben,[76] daß Sie es im August werden endigen und abschicken können. bey dieser Gelegenheit wollte ich Sie ersuchen, mir ein Kästchen mit sechs Gläsern Eau de Cologne mit dem Postwagen zu überschicken. Wofür ich den Betrag mit dem übrigen gern erstatten werde. Es ist dieses wohlriechende Wasser seit den Verwirrungen der Zeit schwer bey uns zu haben. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 9. Mai 1802.

Goethe.[77]


16/4531.


An Friedrich Schiller

Ob noch Sonnabend den 15. Iphigenie wird seyn können, hoffe ich durch Ihre Güte morgen zu erfahren, und werde alsdann eintreffen, um, an Ihrer Seite, einige der wunderbarsten Effecte zu erwarten, die ich in meinem Leben gehabt habe die unmittelbare Gegenwart eines, für mich, mehr als vergangenen Zustandes.

Mit meinem hiesigen Aufenthalt bin ich recht wohl zufrieden. Das Geschäft ist weiter gediehen als ich hoffte, ob gleich, wenn man strenge will, noch[84] wenig geschehen ist. Wenn man aber denkt, daß man in solchem Falle eigentlich nur auf Execution liegt und, vom handwerksmäßigsten, bis zum litterarischten Mitarbeiter, jeder bestimmt, geleitet, angestoßen, rectificirt und wieder ermuntert seyn will; so ist man zufrieden, wenn man nur einigermaßen vorrückt.

Der Bibliothekssecretair Vulpius hat sich musterhaft gezeigt, er hat, in dreyzehen Tagen, 2134 Stück Zettel geschrieben. Das heißt Bücher-Tittel, auf einzelne Zettel, ausgeschrieben. Überhaupt sind vier Personen etwa mit 6000 Zetteln, in dieser Zeit, fertig geworden, wo man ohngefähr sieht was zu thun ist.

Diese Büchermasse war die ungeordnete, nachgelassene, nun kommen wir auch an die schon stehende, ältere. Indessen muß das Ganze doch, oberflächlich, auf einen wirken, und es ist wie eine Art von Bad, ein schwereres Element, in dem man sich bewegt und in dem man sich leichter fühlt, weil man getragen wird.

Ich habe in dieser Zeit manches gelernt und einiges gethan. Könnte ich Sie und Meyern, über den andern Abend, mit meinem neugefundnen unterhalten und dagegen wieder von dem Ihrigen einnehmen, so wüßte ich mir nichts besseres. Vielleicht wird aber für uns alle dieses dreywöchentlich zusammengedrängte nur desto erfreulicher.

Leben Sie recht wohl und sagen mir von sich nur wenige Worte, durch den Boten.

Jena den 11. May 1802.

G.[85]


16/4532.


An Christiane Vulpius

Vorausgesetzt daß Iphigenie Sonnabend d. 15ten gegeben wird, kommst du Donnerstag nachmittag herüber und logirst bey Mad. Keil, wie dir dein Bruder weitläufiger erzählen wird. Es soll mich sehr vergnügen, wenn du wieder einmal ein Paar gute Tage in Jena findest. Das liebe Kind bringe auch mit, wir wollen ihn schon unterbringen.

Wäre aber Iphigenie, wie beym Theater so mancherley vorfällt, nicht Sonnabend; so will ich noch acht Tage hier bleiben, weil meine Arbeiten gut von Statten gehen und du kämst Donnerstag über acht Tage. Weshalb du von Herrn Hofr. Schiller die beste Nachricht haben kannst.

Ich freue mich sehr dich und das Kind wieder zu sehen, und bin guten Humors, weil ich verhältnißmäßig viel gethan habe. Könnte ich noch vierzehn Tage hier bleiben, so wäre das Stück fertig. Lebe wohl und liebe mich.

Jena d. 11ten May 1802.

G.

Dein Bruder hat ja wohl die Gefälligkeit indeß in unsrer Hinterstube zu schlafen, daß jene Seite nur nicht ganz allein steht.

Bringe einige Fläschchen Port und Madera mit,[86] welche dem Herrn Cammerherr und Major sehr gut schmecken.

Dein Bruder wird erzählen wie gut uns Mad. Keil bewirthet hat.


16/4533.


An August Wilhelm Schlegel

Das Lustspiel, welches Sie mir vor einiger Zeit gesendet, hätte ich gerne auf das Theater gebracht, um die Wirkung davon zu erfahren; allein ich konnte die zwei Frauenzimmer, welche in Mannskleidern erscheinen müssen, nicht so austheilen, daß ich gegründete Hoffnung des Gelingens hätte fassen können. Will der Verfasser es auf andern Theatern versuchen, so wüßte ich nichts dagegen zu erinnern.

Denn es steht überhaupt mit den Concurrenzstücken wunderlich. Es sind dreyzehen angekommen, davon keines aufzuführen war, ob man gleich einigen manches Verdienst zusprechen mußte.

Uns haben diese Erscheinungen Vergnügen und Belehrung gegeben, wollte man aber öffentlich darüber sprechen; so wäre mehr Zeitaufwand nöthig, als das Resultat werth seyn könnte. Vielleicht spreche ich einmal, im Vorbeygehen, bey anderer Gelegenheit, davon.

Der gute Tieck, dessen Zustand ich bedaure, setzt mich, durch sein Außenbleiben, in nicht geringe Verlegenheit.

[87] Sagen Sie ihm dieß und wiederholen Sie meinen Wunsch, daß er sich bald auf den Weg machen möge. Es ist ihm erinnerlich daß ich ihn ältern Concurrenten vorgezogen und es ist leicht möglich daß, bey Rückkunft Durchl. des Herzogs, welcher, nach einer ausdrücklichen Äußerung bey seiner Abreise, Herrn Tieck schon in völliger Arbeit zu finden glaubt, jene Verhältnisse, auf eine für mich sehr unangenehme Weise, zur Sprache kommen könnten. Ja es bleibt mir nichts übrig als noch eine kurze Zeit abzuwarten und alsdann Herrn Tieck einen peremtorischen Termin zu setzen, welches ich nicht gern thue, doch aber auch die Verantwortung einer solchen Zögerung nicht auf mich nehmen kann.

Leben Sie recht wohl und thätig und gedenken mein.

Jena am 13. May 1802.

Goethe.


16/4534.


An Friedrich Schiller

Indem ich um den Alarcos bitte sende ich zugleich einige Curiosa.

Mögen Sie heute Abend zu einem fernern Colloquio zu mir kommen; so werden Sie mir viel Vergnügen machen indem ich noch einiges vorzutragen habe.

Morgen zu Mittag wünschte ich auch Ihre Gegenwart, Sie werden noch das geheime Concilium finden.

Weimar am 17. May 1802.

G.[88]


[89] 16/4537.


An Breitkopf und Härtel

Clementi's Einleitung in die Kunst das Pianoforte zu spielen pp. Leipzig bey Hofmeister und Kühnel wünscht

Weimar

am 3. Juni 1802.

J. W. v. Goethe.


16/4538.


An Friedrich Schiller

Die Gelegenheit der abgehenden Boten kann ich nicht versäumen und melde mit wenig Worten daß meine Arbeit bis jetzt gut von Statten geht. Ich habe das ganze Opus von vorn bis hinten durch dictirt und bin nun daran ihm mehr Gleichheit in der Ausführung zu geben. Ich muß mich durchaus an die Prosa halten, ob gleich der Gegenstand durch Abwechslung der prosaischen und metrischen Formen sehr gewinnen könnte, und ich hoffe mit meinem Packet Sonnabends anzulangen und Sonntags Leseprobe zu halten. Auf alle Fälle wird die Darstellung den Charakter des Inpromptu haben wobey sie nur gewinnen kann. Übrigens verfluche und verwünsche ich das ganze Geschäft in allen seinen alten und neuen Theilen und Gliedern und werde mirs zur Ehre rechnen, wenn[90] man meiner Arbeit den bewußten und beliebten Zorn nicht ansieht. Leben Sie recht wohl, thätig, vergnügt und glücklich.

Jena am 8. Juni 1802.

G.


16/4539.


An Christiane Vulpius

Ich sage nur so viel daß es mir mit meiner Arbeit recht gut geht und daß ich zur rechten Zeit hoffe fertig zu werden. Schicke mir den Wagen Donnerstag Abends. Freytag will ich einen Besuch in Drakendorf machen und den Sonnabend nach Weimar fahren ob ich aber zu Tische komme oder erst gegen Abend weiß ich nicht, du erfährt es auf alle Fälle durch die Boten.

Lebe recht wohl, grüße das Kind und schicke mir noch zwey Flaschen Wein.

Jena am 8. Juni 1802.

G.


16/4540.


An Friedrich Schiller

Meine Arbeit hat gut gefördert, ob sie gleich viel weitläufiger geworden ist, als ich gedacht habe.

Einige Motive gegen das Ende sind noch auszuführen, übrigens ist alles schon ins reine und in die Rollen geschrieben.

[91] Sonntag Abend hoffe ich es Ihnen vorzulesen, versagen Sie sich nicht; denn Montags muß ich Leseprobe halten. Freylich wenn man die Arbeit könnte vierzehn Tage liegen lassen; so ließ sich noch manches daran thun. Ich konnte freylich nicht alle Motive egal ausführen. Ich werde über zwanzig Auftritte bekommen, worunter freylich sehr kleine sind, doch sieht man daraus wenigstens das mannigfaltige Hin- und Widerrennen der Personen und auch die Mannigfaltigkeit der Motive, da sie nicht ohne Noth kommen und gehen. Leben Sie recht wohl, ich kann wohl sagen daß ich diese Arbeit mit desto freyerm Muth unternommen habe, da Sie die Idee und Anlage zu billigen schienen.

Jena am 11. Juni 1802.

G.[92]


16/4540a.


An Friedrich Justin Bertuch

Weimar, 12. Juni 1802.

Mögen Ew. Wohlgeb. Beyliegendes ins Modejournal einrücken lassen, so würde es manchen Personen interessant und Freund Ifflanden, der sich bey dieser Gelegenheit so viel Mühe gegeben, nicht unangenehm seyn. Der Verfasser des Aufsatzes renuncirt auf alles Honorar.

G.[85]


16/4541.


An Johann Gottfried Herder

Mit herzlichem Dancke empfinde ich die Neigung mit der du das gestrige Geschäft vollbracht hast, empfehle dir den Knaben auch für die Zukunft und lege die Note bey.

Weimar d. 14. Jun. 1802.

Goethe.[92]


16/4542.


An Bernhardine Sophie Friederike von Herda

[Concept.]

[Mitte Juni.]

Das freundschaftliche Verhältniß, das zwischen dem seligen Herrn Gemahl und mir, seit mehrern Jahren, bestanden, macht mir dessen Verlust äußerst schmerzlich; so wie ihn die Geschäfte, als einen sehr einsichtsvollen und thätigen Mann, vermissen werden.

Nur die allgemeinere Betrachtung: daß unsere ältern Freunde vor uns hingehen, tröstet uns; indem sie uns auf die lebenden zurückweist und den Wunsch ablockt, daß den überbliebenen noch manche gesunde und heitere Tage gegönnt seyn mögen.

Ich hoffe dieses an Ew. Gnaden und an den Ihrigen erfüllt zu sehen, der ich mich zu günstigem und freundschaftlichem Andenken bestens empfehle.[93]


16/4542a.


An die Hoftheater-Commission?

Ich habe meiner Seits nichts dagegen, wenn Herr Lindenzweig zur Hofmarschall-Amts-Kanzley gezogen wird; den Theater-Casse-Dienst beybehält und sich einen wählt: allein ich kann darein auf keine Weise willigen, als wenn Herr Lindenberg, da er seiner Seits noch die Emolumente des Dienstes geniesset, auch das Risico davon beybehält. Hernach können diese Emolumente ihm nicht gleichsam erblich seyn, sondern es bleibt bey der jährigen Contractzeit, nach deren Ablauf ein jeder Theil freyen Willen behalten muß, zu handeln wie ihm beliebt und wie die Umstände es verlangen.

Wenn in diesem Sinne der Contract abgeändert worden; habe ich nichts gegen die Confirmation desselben.

[Weimar] den 18. Juni 1802.

Goethe.[77]


16/4543.


An Georg Sartorius

[Concept.]

[Mitte Juni.]

Der litterarisch-ökonomische Transport ist glücklich angelangt, wofür ich schönstens danke. Die Erbsen sind sogleich gesäet worden, um so mehr als vorher keine andern angekommen waren.

Wenn ich dagegen nicht gleich einige Lieder überschicke, so muß ich um Verzeihung und Aufschub[93] bitten. Ehlers ist eben im Begriff verschiedenes zur Guitarre zu arangiren und wird eine kleine Sammlung bald herausgeben. Indessen sollen Sie ein und das andere erhalten.

Wird mir ein Historiker aber verzeihen, wenn ich nach einem Weise gefragt habe, indem ich nach Wilken fragen wollte. Ich muß aber leider gestehen, daß so lange ich jemand von Person nicht kenne, die Nahmen wenig bezeichnendes für mich haben. Mögen Sie mir also etwas über Herrn Wilken, besonders aber auch von seinem akademischen Vortrage sagen; so werden Sie mich sehr verbinden. Diesen Nahmen finde nun freylich unter Ihren akademischen Lehrern und erinnere mich recht gut schon früher manches rühmliche von ihm gehört zu haben.

Für die Nachricht von Ihrer Reiseabentheuern danke zum allerschönsten. Ich gehe nun einigen theatralischen Abentheuern entgegen, indem das neue Schauspielhaus zu Lauchstädt eingeweiht werden soll.

Den größten Theil von Juli und August denke ich mich zwischen Weimar und Jena aufzuhalten und den September an dem ersten Orte zuzubringen. Da wir denn hoffen daß Sie Ihren Vorsatz ausführen und uns wieder besuchen werden.

Herr Geh. R. Voigt danckt für das überschickte Werck.

Leben Sie recht wohl und gedencken mein unter Freunden.

W. d.[94]


16/4544.


An Friedrich Schiller

Den Hofkammerrath, der morgen früh abreist, kann ich nicht ohne ein Wort an Sie gehen lassen. Erzählen mag er Ihnen umständlich wie die Eröffnung abgelaufen. Das Wetter begünstigte uns und das Vorspiel hat Glück gemacht. Der Schluß, ob er gleich besser seyn könnte, ist mir doch verhältnißmäßig zu dem Drang der Umstände, in welchen ich fertig werden mußte, leidlich gelungen. Hätte ich alles voraussehen können so hätte ich Ihnen keine Ruhe gelassen, bis Sie mir das letzte Motiv ausgearbeitet hätten. Nun mags denn so hingehen.

Mit Wolf habe ich heute schon angefangen das Büchlein von den Farben durchzulesen und dadurch schon großen Vortheil und Sicherheit zur Ausarbeitung des Ganzen erlangt und ich erwarte noch manches schöne Resultat von unsern Conferenzen. Nächstens mehr, wenn die Stunden ruhiger werden.

Die ganze jugendliche Welt wünscht und hofft Sie zu sehen. Doch gestehe ich aufrichtig daß ich keinen rechten Muth habe Sie einzuladen. Seitdem ich kein eigentlich Geschäft mehr habe, weiß ich schon nicht recht was ich anfangen soll.

Sie werden einen Schlüssel zu meinem Garten und Gartenhaus erhalten, machen Sie sich den Aufenthalt einigermaßen leidlich und genießen der[95] Ruhe die in dem Thale herrscht. Vermuthlich werde ich mich bald nach Weimar zurückziehen, denn ein sonderlich Heil ist für uns nicht in der äußern Welt zu suchen, wo man überall nur gestückelt antrifft was man schon ganz besitzt. Auf die Anschauung des Hällischen Zustandes will ich auch einige Tage wenden. Leben Sie recht wohl und gedenken mein. Ich wünsche zu hören daß Ihnen gelungen ist etwas zu arbeiten.

Lauchstädt am 28. Juni 1802.

G.


16/4545.


An Friedrich Schiller

Es geht mit allen Geschäften wie mit der Ehe, man denkt wunder was man zu Stande gebracht habe, wenn man copulirt ist und nun geht der Teufel erst recht los. Das macht weil nichts in der Welt einzeln steht und irgend ein Wirksames, nicht als ein Ende, sondern als ein Anfang betrachtet werden muß.

Verzeihen Sie mir diese pragmatische Reflexion zum Anfange meines Briefs, einige mehr oder weniger bedeutende Geschäfte, die mir dieses Jahr aufliegen, nöthigen mir diese Betrachtung ab. Ich glaubte sie abzuthun und sehe nun erst was sich für die Zukunft daraus entwickelt.

Gestern Abend habe ich die neunte Vorstellung überstanden. 1500 rthlr. sind eingenommen und jedermann[96] ist mit dem Hause zufrieden. Man sitzt, sieht und hört gut und findet, für sein Geld, immer noch einen Platz Mit fünf- bis sechstehalbhundert Menschen kann sich niemand über Unbequemlichkeit beschweren.

Unsere Vorstellungen waren:

Was wir bringen und Titus672Personen

und die Brüder467-

Wallenstein241-

Die Müllerin226-

Die beyden Klingsberge96-

Tancred148-

Wallenstein auf Verlangen149-

Oberon531-

Der Fremde476-

Es kommt darauf an daß eine geschickte Wahl der Stücke, bezüglich auf die Tage, getroffen werde, so kann man auch für die Zukunft gute Einnahmen hoffen. Überhaupt ist es mir nicht bange das Geld, was in der Gegend zu solchem Genuß bestimmt seyn kann, ja etwas mehr, in die Kasse zu ziehen. Die Studenten sind ein närrisches Volk, dem man nicht Feind seyn kann und das sich mit einigem Geschick recht gut lenken läßt. Die ersten Tage waren sie musterhaft ruhig, nachher fanden sich einige sehr verzeihliche Unarten ein, die aber, worauf ich hauptsächlich Acht gebe, sich nicht wie ein Schneeball fortwälzen, sondern nur momentan und, wenn man billig[97] seyn will, durch äußere Umstände gewissermaßen provocirt waren. Der gebildetere Theil, der mir alles zu Liebe thun möchte, entschuldigt sich deshalb, mit einer gewissen Ängstlichkeit, und ich suche die Sache, sowohl in Worten, als in der That, im Ganzen läßlich zu nehmen, da mir doch überhaupt von dieser Seite nur um ein Experiment zu thun seyn kann.

Auch ein eigenes Experiment mache ich auf unsere Gesellschaft selbst, indem ich mich unter so vielen Fremden auch als ein Fremder in das Schauspielhaus setze. Mich dünkt ich habe das Ganze sowohl, als das Einzelne, mit seinen Vorzügen und Mängeln noch nicht so lebhaft angeschaut.

Mein alter Wunsch, in Absicht auf die poetischen Productionen, ist mir auch hier wieder lebhaft geworden: daß es Ihnen möglich seyn könnte, gleich anfangs concentrirter zu arbeiten, damit Sie mehr Productionen und, ich darf wohl sagen, theatralisch wirksamere lieferten. Das Epitomisiren eines poetischen Werks, das zuerst in eine große Weite und Breite angelegt war, bringt ein Schwanken zwischen Skizze und Ausführung hervor, das dem ganz befriedigenden Effect durchaus schädlich ist. Wir andern, die wir wissen woran wir sind, empfinden dabey eine gewisse Unbehaglichkeit und das Publikum kommt in eine Art von Schwanken, wodurch geringere Productionen in Avantage gesetzt werden. Lassen Sie das, was[98] ich hier aus dem Stegreife sage, einen Text unserer künftigen Unterredung seyn.

Meyer verflucht, wie Sie aus der Beylage sehen werden, seinen hiesigen Aufenthalt, indessen wird ihm das Baden ganz wohl bekommen. Hätte er sich, statt Pyrmonter Wasser hier theuer in der Apotheke zu bezahlen, ein Kistchen Portwein, zur rechten Zeit, von Bremen verschrieben; so sollte es wohl anders mit ihm aussehen. Aber es stehet geschrieben daß der freyeste Mensch (also eben der vorurtheilfreyeste) gerade an dem was seinen Leib betrifft, den Vorurtheilen unterliegen muß. Wir wollen daher nicht groß thun, weil uns dasselbige begegnen kann.

Die Hoffnung Sie hier zu sehen, welche früher erregt worden, ist unter den jungen Leuten sehr groß; doch weiß ich nicht recht wie und ob ich Sie einladen soll. Schreiben Sie mir mit dem rückkehrenden Boten, ob Sie einigermaßen Neigung hätten. Zu gewinnen ist freylich gar nichts für Sie und eine Zerstreuung so macht es immer. Sonst sollte für ein artig Quartier und gutes Essen gesorgt seyn. Und freylich wäre es hübsch wenn wir drey zusammen uns von unmittelbar angeschauten Gegenständen künftig unterhalten könnten.

Ich will diese Tage nach Halle hinüber, um es wo möglich so wie vor dem Jahre Göttingen anzuschauen. Auch ist für mich im einzelnen daselbst viel zu gewinnen.

[99] Mit Wolf habe ich schon das Büchlein von den Farben durchgegangen. Das Hauptresultat: daß, auch nach seinen Kriterien, das Werk ächt, alt und der peripatetischen Schule werth sey, hat mich, wie Sie denken können, sehr gefreut, ja er mag es lieber dem Aristoteles als einem Nachfolger zuschreiben.

Er hält, so wie ich, dieses kleine Werk für ein in sich geschloßnes Ganze, das sogar durch Abschreiber wenig gelitten hat. Meine drey Conjecturen zu Verbesserung des Textes hat er gleich angenommen, und die eine besonders, mit Vergnügen, da ich Weiß anstatt Schwarz setzen muß. Er habe, sagt er, wenn von solchen Verbesserungen die Rede gewesen, manchmal eben diesen Gegensatz, gleichsam als einen verwegnen Scherz gebraucht, und nun sey es doch äußerst lustig daß sich in der Erfahrung wirklich ein Beyspiel finde wo in den Codicibus Schwarz für Weiß stehe.

Da es ein unschätzbarer Gewinn wäre solch einen Mann näher zu haben, so will ich wenigstens das Verhältniß, so viel als möglich, anzunähern suchen, damit man sich verstehe und sich vertraue.

Noch einen schönen Gewinst verspreche ich mir von dem Aufenthalt in Halle. Curt Sprengel, dessen Briefe über die Botanik ich, beynahe als das einzige Buch, in diesen vierzehn Tagen gelesen, ist eine eigne Natur von Verstandsmenschen wie wir sie heißen, der durch den Verstand sich dergestalt in die Ecke treibt,[100] daß er aufrichtig gestehen muß hier könne man nun eben nicht weiter; und er dürfte nur über sich sehen, so würde er empfinden wie ihm die Idee einen glücklichen Ausweg darbietet. Aber eben dieses Wirken des Verstands gegen sich selbst ist mir in Concreto noch nicht vorgekommen und es ist offenbar, daß auf diesem Wege die schönsten Versuche, Erfahrungen, Raisonnements, Scheidungen Verknüpfungen vorkommen müssen. Was mich für ihn einnimmt ist die große Redlichkeit seinen Kreis durchzuarbeiten. Ich bin sehr neugierig ihn persönlich kennen zu lernen.

Hiebey schicke ich Ihnen das Werk von Brandes über den gegenwärtigen Zustand von Göttingen. Die Nüchternheit eines officiellen Berichtes ist freylich in diesem Werkchen sehr fühlbar. Mir war das Ganze sehr angenehm als Recapitulation dessen was ich vor einem Jahre dort gewahr wurde. Aber fühlen hätte der Verfasser sollen daß man seine Arbeit mit gutem Willen lesen muß, deßhalb der Ausfall besonders gegen uns nicht am rechten Flecke steht. Wenn die Göttinger in manchem genug und in keinem Falle zu viel thun; so läßt sich freylich darüber noch so ein diplomatisches Hokus Pokus machen. Wenn wir aber in vielem nicht genug und in manchem zu viel thun; so ist freylich unsere Situation keiner präsentablen Darstellung fähig; aber in wie fern sie respectabel ist und bleibt wollen wir die Herren schon gelegentlich fühlen lassen.

[101] Ich muß schließen weil ich den Wildfang heute Abend noch zu sehen habe und weil ich sonst noch ein neues Blatt anfangen müßte. Leben Sie recht wohl und sagen mir ein Wort von Ihren Zuständen.

Lauchstädt am 5. Juli 1802.

G.


16/4546.


An Franz Kirms

Durch den zurückgehenden Boten erhalten Ew. Wohlgeb. hiebey verschiedenes:

1. Daß die Restitution der eingesetzten Gelder so langsam geht, ist sehr unangenehm, so wie Kirst zu bedauern ist. Er könnte wohl, wenn man es streng nimmt, von uns verlangen daß wir ihm die Gelder auszahlen und auf jene Restitution warten sollten. Indessen spricht ein Ausdruck unserer Punctation für uns.

2. Folgt das Verhör des hiesigen Amtmanns, wegen des Lohmannischen verlornen Bettsacks. Haben Sie die Güte, von Ihrer Seite, das weitere nöthige zu besorgen, ob sich wohl eine Spur davon findet. Es würde für diesen Mann ein großer Verlust seyn.

3. Zwey Spiegel wollen wir von Leipzig kommen lassen, etwa beyde für einen Karolin.

4. Zimmermannen werden wir engagiren müssen, es koste was es wolle. Dem. Jagemann welche nach.

[102] Mannheim geht, erlangt vielleicht, daß er Michael schon kommen kann.

5. Wegen Dem. Tegmann habe ich an Durchl. den Herzog geschrieben. Denn freylich müssen wir auch an die Oper denken. Die letzte Vorstellung des Oberons war, außer der Jagemann, kaum auszuhalten. Die Studenten haben Benda und die Teller ausgelacht, welches man ihnen keinesweges übel nehmen konnte.

6. Das angesteckte Zettelchen wegen der Farbe bitte zu besorgen. Die Farbe der Decke will sich, behauptet man, hier nicht finden.

Der ich wohl zu leben wünsche.

Lauchstädt am 5. Jul. 1802.

G.


16/4547.


An Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin

Auf Ihren vertraulichen Brief, verehrteste Freundin, hätte ich früher geantwortet, wenn ich etwas erfreuliches hätte zu sagen gehabt. Leider sind diejenigen von meinen Gönnern und Freunden, die ansehnliche Summen Geldes auszugeben haben, ohne entschiedene Neigung zur Kunst. Der Herzog von Gotha, der viel anschafft und sich an Gemälden und Münzen freut, scheut sich gleichsam vor einer neuen Liebhaberei, bei der so viel bedenkliches zusammenkommt; denn nichts ist vielleicht schwerer als eine sichere Kenntniß von geschnittenen Steinen.

[103] Ich habe vor kurzem mit einem sehr einsichtsvollen Freunde die Abdrücke, die noch in meinen Händen sind, abermals durchgegangen, da wir uns denn von dem großen Werth der Originale überzeugten. Wie schwer ist's aber, solche Überzeugung auf andere fortzupflanzen!

Wir dachten auch schon Umrisse von den Gemmen mit einer kurzen Rezension herauszugeben, um dadurch die Sammlung bekannter zu machen, so wie überhaupt die Menschen etwas mehr Respect vor den Dingen haben, wenn sie in Kupfer gestochen, oder im Druck irgendwo angeführt sind. Allein auch dieses hat seine Schwierigkeiten, weil es baare Auslagen erfordert und man ohne Aufopferung wohl keinen Verleger finden würde.

Soviel wüßte ich zu sagen und überlasse Ihnen nun, ob Sie mir etwa die geringste Summe melden wollen, um die Sie allenfalls die Sammlung überließen. Auch ob Sie mir die Steine wieder zuschicken wollten; denn freilich macht der Anblick solcher Waare wieder Lust, da man sich gegen den Gedanken noch immer allenfalls vertheidigen kann. Ich würde sie alsdann sogleich dem Herzog von Gotha vor die Augen bringen, auf den ich allein noch einige Hoffnung habe.

Wie sehr wünschte ich, da sich über ein Geschäft noch allenfalls schreiben läßt, mich über manches andere mündlich mit Ihnen zu unterhalten. Seitdem[104] wir uns gesehen, habe ich manche Lebens- und Bildungsepochen überstanden und auch Sie sind gewiß vorgerückt. Welche neue Vortheile würden uns aus der Mittheilung entspringen. Doch eben bedenke ich, daß gerade in diesem Augenblick der äußere Zustand um Sie her sich völlig zu verändern droht, welches doch auch auf mancherlei Weise auf Sie einwirken muß. Leben Sie recht wohl und wie Sie Sich selbst gleich bleiben, so bleiben Sie auch meine Freundin.

W. den 20. Juli 1802.

Goethe.


16/4548.


An Johann Friedrich Rochlitz

Ew. Wohlgeb.

danke vielmals für das überschickte Exemplar des Winklerischen Catalogen und lege einen Ducaten bey zur Remuneration des Herrn Grau. Haben Sie die Güte denselben zu ersuchen, daß er mir bey der Auction der folgenden Theile der Winklerischen Sammlung dieselbe Gefälligkeit erzeigt.

Wie sehr wünschte ich Ew. Wohlgeb. einmal wieder zu sehen und umständlicher zu vernehmen womit Sie sich beschäftigen, so wie Sie von der Unveränderlichkeit meiner Gesinnungen zu überzeugen.

W d. 27. Jul. 1802.[105]


16/4548a.


An Robert Langer

[Concept.]

Durch Übersendung der Zeichnungen haben Sie mir, mein werthester Herr Langer, recht viel Vergnügen gemacht, indem ich daraus Ihren fortdauernden Kunstfleiß und Ihr fortgesetztes Vertrauen zu unserer Anstalt ersehe.

Sollte es mir Ihrer Zufriedenheit geschehen, so würde ich einige dieser Zeichnungen, jedoch nicht als Concurrenzstücke, ausstellen und sodann den Cato als ein Andenken von Ihnen in meiner Sammlung aufbewahren, worüber ich mir eine gefällige Erklärung erbitte.

Ihre vorjährige Arbeit habe ich deßhalb bisher bey mir, wohl verwahrt, zurückgehalten, weil ich glaube, daß man ein solches Werk, bey dem Ameublement des Schlosses, gern als Zierde eines Zimmers sehen würde. Möchten Sie mir daher wohl den Preis anzeigen, um welchen Sie es zu verlassen gedächten.

Sollte diese meine Intention alsdann nicht zur Ausführung kommen; so werde ich die Zeichnung, wohlgepackt, wie sie hergeschickt worden, zurücksenden. Der ich wohl zu leben wünsche und mich Ihrem Herrn Vater zu empfehlen bitte.

W. d. 27 Jul. 1802.[86]


16/4549.


An Johann Friedrich Cotta

Ihr werthes Schreiben vom 22. Jun. habe ich in Lauchstädt erhalten und wenn ich nicht gleich antwortete, auch jetzt erst das Manuscript von Tancred überschicke, werden Sie verzeihen; der eilige Ausbau des Schauspielhauses, die Eröffnung des Theaters, und was sonst bey dieser Gelegenheit vorkam, machten mich unfähig an irgend etwas anderes, mit Ernst, zu denken; nun bin ich wieder in Weimar zurück und einiges Versäumte wird nachgeholt.

Drey Bogen von Mahomet habe ich erhalten, der Druck gefällt mir recht wohl.

Für die beygelegte Rechnung danke ich. Wir werden bald Gelegenheit finden sie zu saldiren.

Von meinem Kleinen, der sich über die Ankunft der Becher höflich erfreute, liegt ein dankbares Blättchen bey.

Noch eines will ich bemerken. Unser Rath Jagemann hat eine italienische Übersetzung, in eilfsilbigen Versen, von Herrmann und Dorothea ausgearbeitet und ist, so viel ich weiß, beynahe damit fertig. Er wünscht denn freylich einen Verleger zu finden und sich, für die große angewendete Mühe, einigermaßen honorirt zu sehen. Sie werden besser als ich beurtheilen können, ob ein solches Werk, bey den gegenwärtigen Neigungen des Publikums, eine verkäufliche[106] Waare seyn könne. Haben Sie wenigstens die Gefälligkeit mir Ihre Gedanken darüber zu sagen. Mit der Arbeit selbst bin ich, in so fern ich sie beurtheilen kann, recht wohl zufrieden. Auch habe ich neulich mit einem Italiener, der beyde Sprachen versteht, darüber gesprochen, welcher ein motivirtes günstiges Urtheil fällte. Sollten Sie oder sonst jemand nicht ganz abgeneigt seyn den Verlag zu übernehmen; so könnte man einige Gesänge zur Durchsicht überschicken.

Meinen Dank für den übersendeten zweyten Theil der Meyerischen Reise und der Fortsetzung der Englischen Miscellen erstatte ich noch schließlich und wünsche recht wohl zu leben.

Weimar am 28. Jul. 1802.

Goethe.[107]


16/4549a.


An Johann Heinrich Meyer,Friedrich Schiller u.a.

Herr Doctor Meyer von Bremen hat eine Ohm sehr guten Portwein angeboten, welche ohngefähr 160 Bout. beträgt. Die Bout. soll etwa 10 gute gr. kosten. Ich bin geneigt diesen Wein kommen zu lassen, wenn einige Freunde daran Theil nehmen wollen. Ich bitte hierbey die Zahl der Bouteillen zu bemerken. Wobey ich denn auf den unvorgesehenen Fall die proportionirliche Theilnahme an dem allenfallsigen Schaden voraussetze.

Weimar am 29. Juli 1802.

Goethe.[87]


16/4550.


An Nikolaus Meyer

Mit sehr viel Zufriedenheit vornehme ich daß Sie anfangen als Arzt sich in Thätigkeit zu setzen. Bey den guten Kenntnissen, die Sie erlangt haben, wird es Ihnen gewiß nicht fehlen das Vertrauen Ihrer Mitbürger zu verdienen und zu gewinnen. Lassen Sie mich von Zeit zu Zeit hören wie es Ihnen gelingt.

Da Sie die Gefälligkeit haben wollen uns von[107] Zeit zu Zeit mit Wein zu versorgen, so nehmen Sie zuvörderst meinen Dank für das Überschickte.

Ich lege ein Verzeichniß bey von dem was bisher angekommen und ersuche Sie mir die Preise bey zu schreiben.

Sodann ersuche ich Sie mir den Ohm guten Portwein, von welchem Sie schreiben, durch einen sichern Fuhrmann zu überschicken, den Betrag gleichfalls zu melden und mir anzuzeigen auf welchem Wege ich die Zahlung leisten soll.

Alsdann wollen wir wegen andern Weinen, die ich von Zeit zu Zeit zu erhalten wünsche, weitere Abrede nehmen.

Wollen Sie mir die angebotene geflochtene Strohmatte gelegentlich überschicken; so wird es mir recht angenehm seyn. Fahren Sie fort recht wohl zu leben und unserer zu gedenken.

Weimar am 30. Juli 1802.

Goethe.


16/4551.


An den Grafen Zenobio

[Concept.]

Monsieur le Comte

Depuis Votre depart je n'ai jamais perdu de vue l'intention qu'il Vous a plu me marquer pendant le tems que j'eus l'honneur de jouir de Votre Societé. J'ai communiqué l'idee en question a plusieurs personnes,[108] capables de m'aider de leur lumieres et je puis dire que j'ai beaucoup profité a cette occasion; mais par une circonstance peut-etre unique, qu'il seroit difficile de developper par ecrit, il m'a eté impossible de reunir une societé pour juger finalement des Memoires qu'on devroit attendre.

Il ne me reste donc que de m'excuser de n'avoir pu remplir Vos intentions et de remettre la somme de 50 Louis a celui que Vous voudres charger de Vos ordres.

Je pourrois payer la dite somme a Mrss. Bethmann a Francfort dans le courrant de la foire de St. Michel, si cela Vous convenoit, Mr., et s'il Vous plaisoit de leur faire parvenir la quittance que Vous tenes de moi.

En attendant j'ai l'honneur de me souscrire avec la plus parfaite consideration.

W. ce 2. Aout 1802.


16/4552.


An Wilhelm von Wolzogen

Ew. Hochwohlgeb.

hätten mir keinen lebhaftern Beweis Ihrer Freundschaft geben können, als daß Sie den Wunsch zeigen den Genuß des mancherley Interessanten, was Sie umgibt, mit mir zu theilen. Wär ich etwas jünger, so würde ich wahrscheinlich dem Rufe folgen; allein[109] in meiner gegenwärtigen Lage halten mich gar mancherley Betrachtungen zurück und ich muß mich begnügen von den Rückkehrenden über die dortigen Gegenstände belehrt zu werden.

In einem zweyten Briefe gedenken Sie der schönen Abgüsse, welche gegenwärtig in Paris zu haben sind. Wie sehr wünschte ich, daß bey uns eine entschiedene Neigung zu solchen Kunstschätzen sich fände; nach unserer gegenwärtigen Lage aber glaube ich kaum, daß man sich zu einer solchen Anschaffung entschließen dürfte. Möchten Sie mir indessen den Kopf der Venus von Arles gelegentlich überschicken, so würden Sie mir auch schon dadurch eine besondere Freude machen. Vielleicht geschieht es mit einem Transport Spiegel, damit die Fracht nicht zu theuer kommt.

Es war mir sehr angenehm zu hören daß Sie an dem Mahler Kolbe eine erfreuliche Bekanntschaft gemacht haben, auch ihm ist, wie mir sein letzter Brief versichert, Ihre gütige Aufnahme sehr ermunternd und ich wünsche nur daß Sie Ihre Güte gegen ihn fortsetzen möchten.

Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin, die Sie jetzt das Vergnügen haben bey sich zu sehen, möge das gute Glück Gesundheit und frohe Laune schenken, um sich so vieler bedeutenden Gegenstände recht lebhaft freuen zu können. Unser guter Prinz, dem ich mich zu empfehlen bitte, wird, als der jüngste der Gesellschaft,[110] wohl auch den meisten Genuß von diesem Aufenthalte haben.

Mögen Sie wohl auch Herrn von Pappenheim meinen besten Gruß ausrichten.

Von hiesigen Ereignissen hören Sie ja wohl manchmal dieses und jenes. Ich wüßte nicht viel zu sagen, denn ich bin beynahe selbst ein Fremder. Seit sechs Wochen habe ich die sehr complicirten Abentheuer des Lauchstädter Theaterbaues, der Eröffnung desselben und der übrigen Einleitung dieser neuen Epoche, nicht ohne manche Unannehmlichkeit, überstanden. Indessen ist die Sache in Gang, und die Entreprise scheint zu gelingen.

Indeß wir also, mit unsern kleinen Mitteln, nothdürftige Erscheinungen hervorbringen, an denen wir selbst wenig Vergnügen haben, bleibt Ihnen jeden Abend die Wahl, was für ein Schauspiel Sie sehen mögen, ein Zustand über welchen ich Sie oft beneide.

Leben Sie recht wohl. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlin, gedenken unserer und lassen von Zeit zu Zeit von sich hören.

Weimar am 2. August 1802.

Goethe.


16/4553.


An Friedrich Schiller

Anfangs war ich wie Sie wissen, nicht sehr geneigt mein Vorspiel drucken zu lassen, gegenwärtig[111] aber wollte ich Ihnen folgendes vortragen und Ihre Gedanken darüber hören.

Gar viele Personen verlangen es zu lesen, besonders seit dem Aufsatz in der eleganten Zeitung. Nun bin ich auch bey der letzten Vorlesung wieder zu einiger Überzeugung gelangt: daß doch noch manches von der wunderlichen Erscheinung auf dem Papiere steht. Und so wäre ich nicht abgeneigt das Manuscript an Cotta zu schicken, der es denn, in klein Octav, eben wie Mahomet und Tancred, drucken möchte. Zu einer größern Ausgabe mit Kupfern wäre ich nicht geneigt, weil es immer kostbar wird und mehr als billig ist zu thun macht, auch dadurch die Sachen in die Länge gezogen werden. Denn mir wäre vorzüglich zu thun, diesen Spaß los zu werden und an etwas anders zu gehen. Was meinen Sie wegen des Honorars und was könnte man mit Billigkeit fordern? Haben Sie doch die Güte die Sache mit Meyern zu besprechen und mir Ihre Gedanken zu sagen. Geben Sie mir auch Nachricht wie es Ihnen geht. Bey mir hat sich leider kaum eine Spur von Production spüren lassen, indessen will ich es noch einige Zeit geduldig ansehen und von der nächsten Zeit etwas hoffen.

Leben Sie recht wohl und gedenken mein.

Jena am 10. Aug. 1802.

G.[112]


16/4554.


An Johann Friedrich Cotta

Da nach dem Vorspiele, zu Eröffnung des Lauchstädter Schauspielhauses, zeither, sowohl von denen die es gesehn, als von andern die es nicht gesehn, vielfache Nachfrage gewesen; so entschließe ich mich es hierbey zu überschicken, damit es, je eher je lieber, gedruckt werde, wobey ich auf die Bemerkungen, welche ich beylege, zu reflectiren bitte.

Was das Honorar betrifft; so wird sich deshalb schon eine Übereinkunft treten lassen, und da es mir selbst schwer fällt einen Preis zu bestimmen; so kompromittire ich von meiner Seite gern auf Herrn Hofrath Schiller.

Eine kurze Anzeige für die allgemeine Zeitung erhalten Sie nächstens.

Der Mahomet ist nun ganz in meinen Händen, dessen sauberer und sorgfältiger Druck mir Freude macht.

Leben Sie recht wohl und gedenken mein. Vom Empfang dieses erbitte mir baldige Nachricht.

Jena d. 13. Aug. 1802.

Goethe.


Der von mir Ende Juli abgesendete Tancred wird wohl glücklich angekommen seyn.[113]


16/4555.


An Friedrich Schiller

Ob ich gleich von meinem hiesigen Aufenthalt wenig Productives rühmen kann und sonst eigentlich nicht wüßte warum ich hier seyn sollte; so will ich doch wieder von mir hören lassen und Ihnen im allgemeinen sagen, wie es mit mir aussieht.

Heute bin ich 14 Tage da und da ich auch sonst hier so viel Zeit brauchte um mich in Positur zu setzen; so will ich sehen ob von nun an die Thätigkeit gesegneter wird. Einige unangenehme äußere Vorfälle, die zufälligerweise auch auf mich stärker, als unter andern Umständen einwirkten, haben mich auch hin und wieder retardirt. Selbst daß ich morgens badete war meinen Vorsätzen nicht günstig.

Hier haben Sie also die negative Seite. Dagegen habe ich einiges erfunden das auf die Zukunft etwas verspricht, besonders auch sind gewisse Betrachtungen und Erfahrungen im naturhistorischen Fache nicht unfruchtbar geblieben. Einige Lücken in der Lehre der Metamorphose der Insecten habe ich nach Wunsch ausgefüllt. Bey dieser Arbeit ist, wie Sie wissen, mir nur darum zu thun, daß die schon gefundnen Formeln anwendbarer werden und also gehaltvoller erscheinen, und daß man gedrängt werde neue Formeln zu erfinden; oder vielmehr die alten zu potentiiren. Vielleicht kann ich bald von beyden Operationen erfreuliche Beyspiele geben.

[114] Das Vorspiel habe ich nochmals durchgesehen und es an Cotta abgeschickt. Es mag nun auch in der weiten Welt grassiren.

Wegen des Honorars habe ich es in Suspenso gelassen und nur geäußert: daß ich von meiner Seite auf Sie zu compromittiren in jedem Falle gern gesinnt bin. Es kann ja ohnehin nur von etwas auf oder ab hier die Rede seyn.

Ich bin neugierig ob Ihnen die Muse günstiger war, und ob sie mir vielleicht auch in diesen letzten Tagen noch etwas bescheren mag.

Die Erscheinung von einem friedlich Besitz nehmenden Heere wird Ihnen einige Tage Unterhaltung geben. Was mich betrifft, so will ich, wo möglich, diese Expedition in der Stille abwarten und hinterdrein vernehmen wie es abgelaufen ist.

Leben Sie recht wohl. Sagen Sie mir ein Wort und trösten mich über meine lange Entfernung von Ihnen, welche nur durch eine bedeutende Fruchtbarkeit einigermaßen entschuldigt und entschädigt werden könnte.

Jena am 17. Aug. 1802.

G.


16/4556.


An Christiane Vulpius

Ich wünsche daß es euch diese Zeit über möge wohl gegangen seyn. Ich habe mich ganz leidlich befunden, ob gleich einige unangenehme Dinge vorgekommen sind,[115] z.B. daß des Herrn von Hendrichs Sohn ertrunken ist, wodurch ich auch mit berührt worden bin. Dießmal wüßte ich weiter nichts zu sagen und zu verlangen. Ich wünsche nur daß der Pferdehandel leidlich möge von statten gehen.

Ich schicke wieder einiges Obst und denke daß ihr euch in euren Gärten etwas dabey zu Gute thun sollt.

Thue dir, mein liebes Kind, überhaupt etwas zu Gute und gedencke an mich mit Liebe.

Jena d. 17. Aug. 1802.

G.


16/4557.


An Christiane Vulpius

Dein Bruder bringt diesen Brief selbst und wird dir die Geschichte seines Übelbefindens erzählen.

Den Brief wegen der Pferde sende ich zurück. Ich wünschte freylich daß wir endlich auf gute Weise zu ein paar brauchbaren Geschöpfen kämen, besonders bey diesen schönen und warmen Tagen hättest du sie wohl brauchen können.

Der Brief von Dr. Meyer liegt auch bey, grüße ihn von mir wenn du schreibst.

Wegen Bohnen zum Einmachen ist auch hier noch nichts zu thun; doch will ich der Traditius Auftrag geben. Vielleicht schicke ich bald etwas, oder bringe es mit.

[116] Ich verlange sehr euch bald wieder zu sehen. Grüße mir das liebe Kind und macht euch auf der Redoute einmal wieder lustig.

Jena d. 19. Aug. 1802.

G.

Das beykommende Obst laßt euch schmecken.


16/4558.


An Carl Friedrich Zelter

Seitdem Sie, werther Herr Zelter, nichts von mir vernommen, bin ich, ohne eine weite Reise zu machen, meist von Hause entfernt gewesen. In Lauchstädt hatte ich dem Bau eines neuen Theaters vorzustehen und die Eröffnung desselben einzuleiten, wobey denn, wie gewöhnlich, in solchen Fällen, für das Vergnügen anderer mit wenig eigenem Vergnügen zu sorgen war. Sodann verweilte ich eine Zeitlang in Jena, in litterarischer und bibliothekarischer Einsamkeit; doch haben weder Lärm noch Stille dießmal etwas hervorgebracht woran der Tonkünstler sein Behagen finden könnte. Wir wollen hoffen daß eine freundschaftliche Geselligkeit des Winters uns wieder manchmal in einen lyrischen Zustand versetzen wird, welches denn wohl am sichersten geschähe, wenn Sie Ihren Vorsatz ausführten und wieder zu uns kämen. Geben Sie mir doch hierüber bey Zeiten eine freundliche Gewißheit.

[117] Für die gute Aufnahme des jungen Steffany nehmen Sie meinen besten Dank, der sich verdoppeln wird, wenn Sie die Gefälligkeit haben wollen mir ein Wort über die Ihnen etwa bekannte Aufführung des jungen Menschen zu sagen. Was für Collegia würden Sie ihm diesen Winter anrathen? welchen Aufwand erfordern sie? und könnte man ihm etwa durch irgend ein Vorwort hierin eine Erleichterung und einen unentgeltlichen Eintritt verschaffen? Möchten Sie mir wohl hierüber bald Ihre Gedanken mittheilen.

Das Vorspiel, das ich zu der Eröffnung des Lauchstädter Theaters gemacht habe, werden Sie bald gedruckt sehen. Anfangs hatte ich keine Neigung es heraus zu geben, weil alles auf die Gelegenheit, den Moment, die Individualität des Personals, die Gewalt der Musik und der übrigen sinnlichen Darstellung berechnet war, nun mag denn aber was auf dem Papiere stehen geblieben ist, auch in die Welt gehen und wirken so gut es kann.

Geben Sie mir bald ein Zeichen Ihres Andenkens.

Weimar d. 31. Aug. 1802.

Goethe.


16/4559.


An Friedrich Schiller

Zu der Teutschen Andria lege ich das erste Buch meines Cellini, mit Bitte gelegentlich einen Blick[118] hineinzuthun. Besonders etwa von vorn herein ein halbduzzend Lagen zu lesen und zu beurtheilen ob das so gehen kann?

W. d. 15. Sept. 1802.

Goethe.


16/4560.


An Johann Georg Lenz

Ew. Wohlgeb.

sende die mir mitgetheilten Briefe dankbar zurück und freue mich, daß ein durch Sie gegründetes Institut, das bisher schon so schönen Fortgang hatte, unerwartet, gegenwärtig, auf einmal, dergestalt befördert und bereichert wird.

Wollten Sie mir doch kürzlich anzeigen, wie Sie das neu ankommende Cabinet aufzustellen denken? Ich wünschte daß der Platz sowohl als die Schränke und Behälter dieser neuen Acquisition Ehre machten.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 18. Sept. 1802.

Goethe.


16/4561.


An Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling

Für die überschickten Hefte der Menechmen danke recht sehr. Ich wünsche, daß die Übersetzung im Ganzen sich zu dem Theater eignen möge. Auf den wenigen Blättern vorn herein, die ich durchlesen[119] konnte, scheint mir die Sprache innerhalb des Verses nicht gewandt und klar genug; doch vielleicht giebt sich das in der Folge und es läßt sich der Anfang alsdann noch einmal durcharbeiten.

Wegen der bewußten Angelegenheit wünsche ich Sie freilich zu sprechen. Möchten Sie vielleicht nächsten Mittwoch herüberkommen? da Sie dann, auf alle Fälle, an meinen kleinen Familientisch geladen sind; wenn ich auch selbst, wie es mir widerfahren kann, etwa nicht zu Hause speisen sollte.

Der ich in Hoffnung, Sie bald zu sehen, recht wohl zu leben wünsche.

Weimar, am 18. September 1802.

Goethe.


16/4562.


An Heinrich Becker und Anton Genast

[Concept.]

Nachdem Dem. Malcolmi eine von ihr geschloßne, bißher geheim gehaltne Verbindung, bey Fürstl. Hoftheater Direcktion, gehorsamst angezeigt; so wird solches den Wöchnern, Herrn Genast und Becker, hierdurch bekannt gemacht, um selbige künftighin, auf den Zetteln, als Mad. Miller, aufzuführen und, in dessen Gefolg, das weitere zu beobachten.

Weimar d. 22. Sept. 1802.

F. S. Hofth. Comm.[120]


16/4563.


An den Herzog Carl August

[Concept.]

Ew. Durchl.

haben mir den Brief des jungen Jagemann, aus Paris, mitzutheilen geruht und befohlen, daß ich darüber meine Gedanken äußern möge. Ich thue dieses um so lieber, als ich aus demselben sehe, daß der junge Mann Gesinnungen eines Künstlers zeigt, der etwas zu leisten gedenkt.

Es ist schon eine schöne Einleitung, wenn man die Vorzüge der Alten und unter den neuern besonders Rafaels zu schätzen weiß; aber auch hier liegt ein Abweg an der Seite. Denn indem man die höchste Vollkommenheit, die freylich weit genug von uns, in einer unerreichbaren Region zu Hause ist, unverrückt im Auge hat und auf sie loszugehen glaubt; so schätzt man nicht genug das nähere Verdienst, das auf den Zwischenstufen steht, von dem und an dem gar manches zu lernen ist. Desto angenehmer war mirs zu sehen, wie der junge Jagemann von David und seiner Schule denkt und den Vorsatz gefaßt hat daher den möglichsten Vortheil zu ziehen.

Nicht weniger findet er schöne Gelegenheit, da jetzt nach Paris so viel zusammengebracht ist, den historischen Theil der Kunst zu studiren und die Tugenden so mancher Schulen und Meister kennen zu lernen.

[121] Denn ein liberales Anerkennen aller Talente, die wir gewahr werden, ist eine schöne Eigenschaft eines gebildeten Menschen, besonders aber eines Künstlers, die er früh zu erwerben suchen wird, wenn er sich überzeugt daß er nur dann seine eigne Fähigkeiten zu beurtheilen im Stande ist, wenn er gegen die Fähigkeiten der andern gerecht zu seyn versteht. In allen diesen Rücksichten gönne ich dem jungen Jagemann von Herzen das Glück eines längern Aufenthaltes in Paris und bin, nach seinen ersten Schritten, überzeugt, daß er diese Vortheile auf das beste nutzen wird.

Ew. Durchl.

W. den 28. Sept.

unterthänigster

1802.

Goethe.


16/4564.


An Johann Friedrich Cotta

Vor einigen Tagen, werthester Herr Cotta, ist eine Anzahl Exemplare von Mahomet und Tancred angekommen, ingleichen ein Exemplar Tourandot, wofür ich schönstens danke. So viel ich in meine beyden Stücke hineingesehen habe, finde ich den Druck völlig correct, worüber ich mich besonders freue und diesen Vorzug auch unsern übrigen typographischen Unternehmungen wünsche.

Zugleich sende ich einen Prolog, der bey Wiederholung des Vorspiels in Weimar gehalten worden,[122] um denselben am Ende des gedachten Vorspiels mit abdrucken zu lassen.

Ferner finden Sie eine Anzeige für die allgemeine Zeitung und erhalten nächstens die erste Abtheilung von Cellini. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 28. Sept. 1802.

Goethe.[123]


16/4521.


An Johann Georg Lenz

Die angekündigte Sendung Tellur bin ich recht neugierig zu sehen, sie muß sehr instructiv seyn.

Das Glück der mineralogischen Gesellschaft nimmt ja immer zu.

Das von Ihnen angezeigte Zimmer finde ich freylich auch als das Schicklichste.

Wahrscheinlich nehmen Sie Loose auf die mineralogische Ausspielung in Commission. Ich wünsche auch einige davon zu haben.

[73] Schicken Sie mir doch mit den nächsten Botenweibern 1/2 Duzend Zuckergläser, aber nicht höher als 8 Zoll. Es steht etwas anders dagegen zu Diensten.

Leben Sie recht wohl und schreiben mir wenn ein Transport des Gallitzinischen Geschenkes ankommt.

Weimar am 29. Sept. 1802.

Goethe.[74]


16/4566.


An Anton Genast

[Herbst.]

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Sehen Sie sich anders um; ich kann keinen Liebhaber brauchen, dessen Geliebte ihm nur bis an den Nabel reicht. – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –


16/4567.


An Joseph Hoffmann

[Concept.]

Um die obwaltende Irrung aufzuklären, bemerke ich, auf Ihren letzten Brief, vom 27. Sept., folgendes:

Am 20. Juni dieses Jahres wurden 20 Carol. an Sie abgesendet und zwar nicht unmittelbar von mir, sondern durch einen Dritten, und ich vermuthete daß Sie an ihn die Quittung geschickt hätten.

Weil nun aber bald 1/4 Jahr verstrichen daß dieselbe nicht eingegangen und der Postschein nur auf so lange gültig, so hat er als ein ordentlicher Mann bey Ihnen nachfragen lassen.

Denn was mich betrifft so habe ich seit der Zeit weder Brief noch veränderte Zeichnung erhalten, welche also leider verloren gegangen, oder irgend wo liegen geblieben ist. Vielleicht können Sie auf Ihren Posten Nachricht davon einziehen.

Es ist mir angenehm zu hören, daß es mit Ihrem[124] Bilde vorwärts geht, und wünsche daß es gelingen möge.

Unsere dießjährige Ausstellung hat dadurch etwas gelitten daß unsere vorigen Herrn Mitwerber außen geblieben sind. Vielleicht zeigen sie sich nächstes Jahr lebhafter.

Ich wünsche wohl zu leben und bald von Ihnen zu hören.

Weimar am 7. Oct. 1802.


16/4568.


An Johann Friedrich Blumenbach

Unserer Herzogin wird es angenehm seyn, Ew. Wohlgeb. um zwölf Uhr bey sich zu sehen. Wollen Sie sich deßhalb nur in der Garderobe melden. Der Herzog ist auf der Jagd, und wird deßhalb keine Tafel gehalten, sonst würden Sie eingeladen worden seyn. Vielleicht sehe ich Sie vor oder nach Tische noch einen Augenblick bey mir. Auf alle Fälle kommt heute Abend nach 5 Uhr der Wagen um Sie und die lieben Ihrigen ins Schauspiel abzuholen.

W. d. 11. Octobr. 1802.

Goethe.[125]


16/4565.


An Kurt Sprengel

[Concept.]

[14. October 1802.]

Die lehrreichen Stunden, welche Ew. Wohlgeb. mir gefällig gegönnt, sind mir dergestalt unvergeßlich geblieben, daß ich, bey meiner Rückkehr, öfters davon zu sprechen Gelegenheit genommen. Die Überbringer des gegenwärtigen, Schlosser, aus Frankfurt, die ich unter meine Anverwandten zähle, sind auch durch meine Relationen von dem Wunsche belebt wenigstens einiges von den schönen Entdeckungen zu sehen, mit denen Ew. Wohlgeb. das botanische Feld bereichern. Mögen Sie nach Ihrer Bequemlichkeit diesen jungen Leuten einiges vorzeigen; so werden Sie mich aufs Neue verbinden.

Auch wünschen diese Gäste das Meckelische Cabinet zu besuchen, wozu vielleicht Ew. Wohlgeb. die nächste Einleitung zu machen gefällig sind. Der ich mich zu geneigtem Andenken empfehle.

Jena am 14. Oct. 1802[123]


[124] 16/4569.


An Clemens Brentano

Unter denen, vor mehr als Einem Jahr, eingeschickten Lustspielen zeichnete sich das hier zurückkommende,[125] durch seinen guten Humor und angenehme Lieder, besonders aus. Eine öffentliche Recension unterblieb, weil keine der eingesendeten Arbeiten eine Darstellung auf dem Theater zu vertragen schien, und da wir die versiegelten Zettel zu eröffnen kein Recht hatten, warteten wir ab, bis die Stücke zurück gefordert würden, welches nach und nach geschehen ist. Nach Ihrem Begehren erhalten Sie also auch das Ihrige, mit Dank für die Unterhaltung die Sie uns dadurch verschafft haben.

Weimar am 16. Octobr. 1802.

J. W. v. Goethe.


16/4570.


An Friedrich Schiller

Ich überschicke hier ein kleines Promemoria, über meine neue Ausgabe des Cellini, zu gefälliger Durchsicht. Man könnte es an Cotta communiciren, zu Einleitung näherer Verhandlung, auch daraus, wenn man einig wäre, gleich eine Anzeige formiren. Vielleicht mögen Sie daß ich heute Abend nach der Comödie mit Ihnen nach Hause gehe, damit man sich näher bespräche. Morgen gehe ich vielleicht wieder nach Jena um noch einiger guten Tage zu genießen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar nm 16. Oct. 1802.

G.[126]


16/4570a.


An Johann Erdmann Hummelund Johann Martin von Rohden

[Concept.]

Sie erhalten hierbey, mein werther Herr Hummel (v. Roden), die Summa von 30 Ducaten als die Hälfte des, bey der dießjährigen Weimarischen Ausstellung, ausgesetzten Preises, welche Denselben zuerkannt worden. Die Vorzüge, die wir an Ihrer Arbeit gefunden, werden Sie in dem gewöhnlichen Programm, welches, diesmal wieder, zu Anfang nächsten Jahres, mit der Litteraturzeitung ausgegeben wird, entwickelt finden.

Der ich indessen recht wohl zu leben wünsche.

Weimar d. 1. Nov. 1802.[87]


16/4571.


An Carl Friedrich Zelter

Der Fall, mein werthester Herr Zelter, wegen dessen Sie sich an mich wenden, ist gewöhnlich, aber bedenklich. Der Mensch löst sich freylich gar zu geschwind von denen los, denen er noch manchen Rath und Beystand verdanken könnte, doch diese Unart dient zu seinem Glück, wenn er sich dereinst selbst helfen muß und jeden Rath und Beystand entbehrt. Die Schwierigkeit bleibt immer, bey Jungen und Alten, daß derjenige, der sein eigner Herr seyn will, sich auch selbst zu beherrschen wisse, und dieser Punct wird in der Erziehung, aus mehr als Einer Ursache, verabsäumt. Die Weise, wie ich darüber denke, benimmt mir alle Hoffnung an ein schriftliches Wirken gegen Entfernte und gewissermaßen Fremde. In der Gegenwart läßt sich manches leisten; aber nur durch stetige Behandlung.

Das zurückgezogene Wesen des jungen Steffany kenne ich auch an ihm und andern jungen Leuten. Jeder gebildete Mann benimmt ihnen gleich völlig alle Freyheit, und sie mögen sich nicht gerne da befinden, wo sie sich zu weit zurück, ja vielleicht gar in einem Gegensatz fühlen.

Wie gern möchte ich mit Ihnen eine solche Materie durchsprechen, die, weil sie sich an alles anschließt, schriftlich so schwer zu behandeln ist.

[127] Noch habe ich nicht alle Hoffnung verloren, Sie diesen Winter bey uns zu sehen. Prof. Meyer heyrathet und ist ausgezogen. Sie finden deshalb ein leidlicher Quartier.

Voß hat, wie Sie wohl wissen, Eutin verlassen und sich in Jena angekauft. Er wünscht sehnlich, mit uns andern, Sie wieder zu sehen.

Wenn ich gegenwärtig von kleinen Gedichten nichts schicke, so verzeihen Sie. Ich bin eben im Begriff eine Partie derselben durchzuarbeiten und mag sie gern zusammenhalten, bis ich an jedem in seiner Art nichts weiter thun kann.

Wenn Sie Ihren Sohn in die Welt schicken; so lassen Sie ihn bey mir vorbey gehen. Haben Sie die Güte sich des jungen Steffanys ferner anzunehmen und besuchen uns sobald es möglich ist.

Weimar am 3. Nov. 1802.

Goethe.


16/4572.


An Johann Friedrich Rochlitz

Es ist nicht zu leugnen daß etwas der Art im Werke sey als das ist, womit man uns im Verdacht hat; so weit sind wir jedoch keinesweges gelangt, daß man hoffen könnte diesen Winter damit hervor zu treten. Eben so wenig kann ich sagen, daß wir uns einbilden das Räthsel schon gelöst zu haben. Um so angenehmer war mir Ihre Anfrage und Ihr Anerbieten.

[128] Ich will zu allererst die angeführten Blätter der musikalischen Zeitung lesen und in der Folge, wenn die Sache communicabler wird, einiges, nach und nach, eröffnen.

Da unser trefflicher Voß, wie Sie wahrscheinlich schon wissen, sich von Eutin nach Jena begeben und bey uns angekauft hat; so verspricht seine Nähe, wie in manchem anderen, also auch in diesem, Aufmunterung und Beyhülfe.

Haben Sie die Güte die Inlage zu bestellen und die Übersendung eines Exemplars der musikalischen Zeitung zu betreiben.

Der ich von Herzen wohl zu leben wünsche und mich zu geneigtem Andenken bestens empfehle.

Weimar am 3. Nov. 1802.

Goethe.


16/4573.


An Friedrich Hildebrandt

[Concept.]

Ew. Wohlgeb.

danke ergebenst für die Nachricht, die Sie mir wegen des Herrn Steinbuch, zu Heidenheim, ertheilen; ich habe denselben sogleich auf die Liste der Empfohlenen gesetzt und werde seiner gehörigen Orts zu gedenken nicht verfehlen.

Das von dem seeligen Batsch zuerst eingerichtete botanische Institut, in dem Fürstengarten zu Jena,[129] macht seinem Andenken Ehre; er hat es in dem besten Zustand zurückgelassen, so daß sein Nachfolger es mit Vergnügen fortsetzen kann.

Sollte auf Herrn Steinbuch reflectirt werden; so habe ich das Vergnügen mich gegen Sie über die Einrichtung näher zu erklären.

Der ich mich mit besonderer Hochachtung unterzeichne.

W. d. 3. Nov. 1802.


16/4574.


An Johann Risler und Compagnie

[Concept.]

Ihr gefälliges Blatt, datirt vom April dieses Jahrs, und begleitet von den ersten Stücken der französischen Kunstannalen, ist mir erst gestern zugekommen, nachdem, kurz vorher, die letzten Stücke, in einem besondern Paquet, an mich gelangt waren. Ich zeige dieses sogleich hiermit an, damit ich gegen dieses angenehme Geschenk nicht undankbar erscheine. Das Werk, wovon ich früher Gelegenheit hatte ein Exemplar zu sehen, hat mich, von seinem Anfang an, lebhaft interessirt. Durch die beygefügten Umrisse werden wir theils an die Erfindung und Composition älterer Werke erinnert, theils mit neuern bekannt und indem uns die verschiedenen Denk- und Arbeitsweisen vor Augen stehen, werden wir zu manchen Betrachtungen aufgefordert. Künstler, Liebhaber und[130] Kenner werden durch die reiche Ansicht so mannigfaltiger Gegenstände aus einer gewissen Beschränktheit herausgerissen, in welcher sie gar oft, besonders in Deutschland, zu verweilen pflegen, und ich sollte denken, daß auch dem der sich gar nicht für Kunst interessirt durch dieses Unternehmen der große Dienst geschehe, daß er Gegenstände, die ihm andere Zeitungen und Journale nur nennen und anführen, hier würcklich vor Augen sieht. Möchte man dem Text mehr Grund und Kraft wünschen, so erhalten wir dennoch durch ihn manche historische Notiz, an der uns gelegen seyn muß.

Ich werde das Werk, da nunmehr der erste Band beysammen ist, nochmals mit Sorgfalt durchgehen und Ihnen, vielleicht bald, einige Vorschläge thun, wie Sie, auf dem genommenen Wege, mit geringer Anstrengung, dem Ganzen vielleicht ein mehreres Interesse geben können.

Ich schicke diesen Brief direct, weil ich auf dem mir angezeigten Wege eine abermalige Verspätung befürchte.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar d. 3. Nov. 1802.


16/4575.


An Henriette von Egloffstein

Recht gern will ich, meine würdige Freundinn, für Sie und die benannten Damen eine Anzahl Stühle numeriren und zum Überfluß Ihre Nahmen[131] daran setzen lassen, auch soll der Commödien Zettel von numerirten Plätzen des Balcons, wie bisher von denen des Parterres verkünden. Haben Sie nur die Güte mir zu sagen ob Sie in der Ordnung, wie Sie unterzeichnet sind, sitzen mögen, ich schicke daher Ihr Billet wieder mit, das ich mir zurück erbitte. Wir fangen alsdann, nicht im, sondern am Proscenium mit Nr. 1 an und gehen so weiter, gegen die herrschaftliche Loge. Wenn ich Ihre Antwort erhalte, soll die Besorgung gleich geschehen.

Es versteht sich daß die genannte Damen alle Abonnenten sind.

Leben Sie recht wohl.

W. d. 5. Nov. 1802.

Goethe.


16/4576.


An Sophie von Herda

[Concept.]

[5. November.]

Hochwohlgeborne, gnädige Frau.

Indem ich Ew. Gnaden noch den gehorsamsten Dank für die mir freundschaftlich überlassenen Pferde schuldig bin, verpflichten dieselben mich aufs neue durch das mir gethane Anerbieten. Zwar bin ich gegenwärtig mit meinem Kutscher dergestalt zufrieden daß eine Veränderung kaum eintreten dürfte, doch giebt es vielleicht Gelegenheit den Ihrigen anderwärts zu empfehlen.

Sollte es mir übrigens gelingen auf irgend eine Weise zu zeigen wie sehr ich das Andenken Ihres[132] Herrn Gemahls verehre und wie sehr ich Ihre Freundschaft zu schätzen weiß; so sollte es mir zu besonderer Freude gereichen, der ich mich pp.


16/4577.


An Nikolaus Meyer

Nachdem so manches, durch Ihre gefällige Besorgung, zu uns gekommen, wird es Pflicht daß ich auch wieder einmal von mir hören lasse. August, dessen Danksagung hier beyliegt, ist durch Ihre letzte Sendung sehr glücklich geworden, um so mehr als er Herrn Professor Meyers Zimmer bezogen hat und seine Besitzthümer nunmehr recht ausbreiten kann.

Der Portwein ist wohlbehalten angekommen, nebst anderm Guten für Küche und Keller. Wir senden dagegen auch einiges, sowohl leiblich als geistig Genießbares, wie denn das Lauchstädter Vorspiel hier beyliegt.

Ihre Anweisung an die Egloffsteinische Fabrik ist mit 60 Thlr. 20 Gr. hiesiges Courant bezahlt; wegen des Rests bitte gelegentlich zu disponiren.

Und nun habe ich noch eine Anfrage zu thun, durch deren baldige Beantwortung Sie mir eine besondere Gefälligkeit erzeigen. Nach dem unvermutheten Tode unsers guten Batsch sind mehrere brave Männer zu seiner Stelle empfohlen worden, die, wie Sie wissen, hauptsächlich in der Direction des botanischen Instituts zu Jena besteht. Hierunter befindet[133] sich auch Herr Doctor Roth, welcher sich in Ihrer Nachbarschaft in Vegesack als Arzt aufhält. Er hat sich schon durch Schriften als einen denkenden Botaniker bekannt gemacht. Möchten Sie mir aber von seiner Person, von seinem Äußern, seinem muthmaßlichen Vortrag, Charakter, häuslichen Umständen und sonst, einige Nachricht, im Vertrauen, ertheilen; so würde ich es mit Dank erkennen und ohne auf Sie zu compromittiren, den besten Gebrauch davon zu machen wissen.

Ich überlasse einiges andere zu schreiben meinen Hausgenossen und wünsche recht wohl zu leben.

Weimar am 9. Nov. 1802.

Goethe.


16/4578.


An Friederike Unzelmann

Ihr Sohn, liebe kleine Freundin, ist glücklich angekommen, seine Person sowie sein Betragen sind gefällig; auch habe ich ihm schon einiges lesen lassen, und er hat sich aus den verschiedenen Aufgaben recht gut herausgezogen. Auf dem Theater, hoffe ich, soll er bald zu Hause seyn und unser Wunsch in Erfüllung gehen, wenn er sich nur gehörig applicirt.

An den Professor Kästner, der Ihnen selbst schreiben wird, lasse ich monatlich 24 rthlr auszahlen; davon gehen ab 19 rthlr 8 gr für Kost, Logis pp und die überbleibenden 4 rthlr 16 gr sind zu Musik- und[134] andern Stunden bestimmt. Sie geben, wie ich höre, dem Knaben noch ein ansehnliches Taschengeld, wovon er, wenn erwirthschaften lernt, manches bestreiten kann; auch sorgen Sie für Kleidung pp. Möge er Ihnen das alles durch seine Fortschritte lohnen!

Wegen der vierteljährigen 50 rthlr schicke ich gelegentlich eine Anweisung. Gegen Weihnachten hören Sie mehr von mir. Wie sehr werde ich mich freuen, wenn der Knabe sich dergestalt ausbildet, um einigermaßen neben seiner Mutter erscheinen zu können.

Leben Sie recht wohl und meiner eingedenckt. Gegen Neu Jahr hören Sie wieder von mir.

W. d. 10. Nov. 1802.

Goethe.


16/4579.


An Johann Georg Lenz

Indem ich die mir übersendeten Briefe zurückschicke, erneuere ich meine Glückwünsche zu der vortrefflichen Acquisition und wünsche nur daß der großmüthige Fürst sich noch lange des Dankes der Gesellschaft erfreuen möge.

Schreiben Sie mir doch Sonnabends, wie weit es mit den Repositorien gekommen ist, damit ich mich einrichte die andere Woche nach Jena zu gehen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 10. Nov. 1802.

Goethe.[135]


16/4580.


An Christian Gottlob Voigt

Indem ich beyliegend einiges übermache, die botanische Anstalt und den Wasserbau betr., nehme ich mir die Freyheit noch einiges hinzuzufügen:

1. Das Gallitzinische Cabinet ist in Jena angekommen, die Kasten wiegen 37 Centner.

Die Kosten des Einpackens und Transportes sind wahrscheinlich aus der Casse des Museums einstweilen ausgelegt worden.

Die Repositorien sind bestellt, doch noch nicht alle fertig, sobald sie aufgestellt sind will ich hinübergehen und beym Auspacken und Ordnen gegenwärtig seyn.

Möchten Serenissimus nicht etwa Lenzen bey dieser Gelegenheit den Titel als Bergrath geben? seine Thätigkeit und sein Glück verdienen eine Auszeichnung.

Auch möchte wohl, wenn das Cabinet aufgestellt ist, dem Fürsten und Herrn von Zimmermann, welcher letzte sich bey der Sache viel Mühe gegeben, ein Compliment zu machen seyn.

2. Ist denn etwa die Schriftsässigkeit des Herrn Hofrath Voß in Anregung gekommen?

Verzeihen Sie bey Ihren vielfältigen Geschäften diese Zudringlichkeit.

Weimar am 11. Nov. 1802.

G.[136]


16/4581.


An August Hermann Niemeyer

Sehr gern ergreif ich die Gelegenheit, welche mir beyliegendes Bändchen anbietet, um Ew. Wohlgeb. an die Augenblicke zu erinnern, welche wir in Halle, Lauchstädt und Weimar dieses Jahr über genossen und die, wenigstens für mich, so manches erfreuliche und nützliche erzeugten. Möchten Sie sich bey diesen dramatischen Arbeiten, deren Zweck und Werth Sie mehr als andere zu beurtheilen wissen, jene Stunden wieder ins Gedächtniß rufen, in denen wir uns über das Allgemeine und Ausgebreitete besprochen, da diese kleinen Arbeiten freylich nur das besondere und beschränkte ausdrücken. Wie sehr wünschte ich das nächste Jahr Verhältnisse fortzusetzen, welche sich auf eine so erfreuliche Weise gebildet haben, und das Mädchen von Andros persönlich auf das Lauchstädter Theater einzuführen.

Einen Wunsch, der Ihnen, so viel ich weiß, nicht ganz unbekannt ist, wage ich noch, im Vertrauen auf Ihre Gefälligkeit, hinzu zu fügen. Wenn es nämlich Ihre Verhältnisse erlauben, so wird es mir viel Vergnügen machen den kleinen Mercur in meiner Sammlung aufstellen zu dürfen, wo er sich in Gesellschaft von seines Gleichen befinden würde, da er bisher nur einzeln und einsam aufbewahrt wurde. Ich würde mir die Freyheit nehmen dagegen ein bedeutendes Werk[137] zu übersenden, das zu pädagogischen Zwecken sehr brauchbar und sowohl zur Unterhaltung, als Belehrung geeignet ist. Der Titel liegt hier bey, nicht um Ihre mir schon erprobte Gefälligkeit zu bestechen, sondern zu erfahren, ob dieses Werk sich nicht etwa schon in Ihrer Bibliothek befinden möchte. Sollte ich auch außerdem noch irgend förderlich und behülflich seyn können, so würde ich es mir zur angenehmen Pflicht rechnen.

Empfehlen Sie mich den werthen Ihrigen und erhalten mir ein freundschaftliches Andenken, so wie meinen Hausgenossen, in deren Nahmen ich meine Grüße zu verdoppeln habe.

Weimar am 15. Nov. 1802.

Goethe.


16/4582.


An Georg Sartorius

[Concept.]

Auf die inliegenden drey kleinen Hefte habe ich gewartet, um Ihnen werther Herr Professor, auch einmal wieder zu schreiben.

Die Gegenwart des Herrn Hofr. Blumenbach hatte unsern Wunsch erneuert, Sie auch wieder bey uns zu sehen. In diesem Herbste gab es wieder mancherley Unterhaltung, die wir so gern mit Ihnen getheilt hätten.

Durch die Heirath des Prof. Meyer, von der Sie[138] vielleicht schon gehört haben, geht in meinem Hause eine große Veränderung vor, indem ich nunmehr der langgewohnten Gesellschaft eines so werthen Freundes entbehre; indessen hat sich August sogleich des einen Zimmers bemächtigt und seine Naturaliensammlung darin aufgestellt. Er ist noch immer passionirt für dieses Fach und ich bin neugierig ob er einmal Ernst aus diesem Spiele machen wird.

Nach dem unvermutheten Tode unseres guten Batsch giebt es, wegen dieser Stelle, mancherley Vorschläge und Anträge. Sagen Sie mir doch ein zweckmäßiges Wort über den Medicinalrath Schrader, der sich in Göttingen aufhält. Ist seine Lage von der Art, daß man ihm ein mäßiges Unterkommen anbieten kann? Das heißt eine außerordentliche Stelle in der philosophischen Facultät und einigen Gehalt, die Aufsicht über das neue botanische Institut, eine artige Wohnung dabey. In der Botanik findet er so gut wie keine Concurrenz. Was hören Sie von seinem Vortrag?

Verzeihen Sie diese neue Bemühung. Indessen möchte ich, da diese Anstalt unmittelbar von mir Commissionsweise dirigirt wird und ich sie von ihrer ersten Entstehung an kenne, sie gern in dem jetzigen Fall mit einem tüchtigen Vorsteher versehen wissen.

Die zwey Quartbände Reinolds habe ich, wohl eingepackt, dem Industrie-Comptoir übergeben und das Versprechen einer guten Besorgung erhalten. Haben[139] Sie die Güte mich gelegentlich wegen des Empfangs zu beruhigen.

Wegen des dritten und vierten Bandes von Birch History of the Royal society erhalten Sie ja wohl noch einige Frist. Ich hoffe bald wieder an die Arbeit zu kommen, wozu ich sie noch sehr nöthig brauche.

Noch eine Bitte. In Fischers physikalischem Wörterbuche, welches bey Dietrich in Göttingen herauskommt, fehlt mir der Bogen J.i. des 4. Bandes; Sie hätten ja wohl Gelegenheit und Gefälligkeit mir ihn zu verschaffen.

Sagen Sie mir doch in Ihrem nächsten: ob die Erndte reif war, die Sie aus den archivalischen Nachrichten von denen Sie mir schreiben, gewonnen haben.

Weimar d. 15. Nov. 1802.


16/4583.


An die Mitglieder der Hofkapelle

[Concept.]

Fürstl. Hof-Theater Commission hat, mit äußerstem Mißfallen, vernommen, daß die Glieder der ihr untergeordneten Fürstl. Hofkapelle sich unterfangen, vor einigen Tagen, eine Versammlung in dem Comödienhause zu verabreden. Dieser ungebührliche Schritt wird denselben hiermit nachdrücklich verwiesen und dergleichen gesetzwidrige Zusammenkünfte, so wie jede von sämmtlichen Mitgliedern etwa zu unterzeichnende oder in ihrem Nahmen zu überreichende Vorstellung,[140] alles Ernstes, und unter Androhung mißbeliebiger Verfügungen, ausdrücklich untersagt; wogegen jedem Einzelnen der bisherige Weg der Registratur, bey fürstl. Hofkanzley, zu Darlegung bescheidner Wünsche, unbenommen bleibt.

Weimar am 15. Nov. 1802.


16/4584.


An Friedrich August Wolf

Schon lange hätte ich ein Lebenszeichen von mir gegeben und Sie meiner Verehrung und Anhänglichkeit versichert, welche sich, durch unser letztes Zusammentreffen, für das ganze Leben erhöhte und befestigte, wenn ich nicht auf den Druck beykommender Kleinigkeiten gewartet hätte, die ich Ihnen, als Erinnerung angenehm zusammen vollbrachter Stunden, gegenwärtig übersende und die vielleicht nur für denjenigen einen Werth haben, der unser Theater und die Absichten kennt, die wir im Auge haben.

Daß unser trefflicher Voß sich, kurz und gut, entschlossen hat in Jena ein Haus zu kaufen und bey uns einheimisch zu werden, ist Ihnen wohl schon bekannt. Es ist ein unschätzbarer Gewinn für unser Verhältniß einen Mann von solchen Gaben und solchem Ernst zu besitzen. Sollte nun Ihr Vorsatz uns zu besuchen, nicht bald zur Reife gedeihen? da Sie zugleich die Aussicht haben einen so werthen Freund[141] zu finden. Schon oft haben wir Ihrer im Gespräch, mit der lebhaftesten Theilnahme gedacht.

Da Professor Meyer, welcher bisher mein Hausgenosse gewesen, sich verheirathet; so finden Sie, für sich und Ihre lieben Töchter, ein nothdürftiges Quartier in meinem Hause, wo Sie herzlich willkommen seyn sollen.

Ein herzliches Lebewohl und die lebhaftesten Empfehlungen von meinen Hausgenossen.

Weimar am 15. Nov. 1802.

Goethe.


16/4585.


An Johann Friedrich Cotta

Die Exemplare des Vorspiels sind schon vor einiger Zeit angekommen wofür ich, wie für den gestern erhaltenen Kalender danke.

Heute ist das erste Buch Cellini abgegangen, einige Bemerkungen, wegen des Drucks, liegen hier besonders bey. Nur muß ich aber und abermals sorgfältige Correctur empfehlen, weil dieses Werk, bey den vielen fremden Nahmen und technischen Ausdrücken, besonders entstellt werden könnte. Das Manuscript kann nach und nach folgen, wie Sie es brauchen.

Da Sie aus dem Promemoria, welches Herr Hofrath Schiller überschickte, die ganze Stärke des Manuscripts kennen; so ließe sich ja vielleicht berechnen[142] wann ohngefähr der Druck vollendet seyn könnte.

Wegen des Honorars wollen wir schon einig werden. Wenn meine Gesundheit und meine Lage mich ferner wie bisher begünstigen; so werden wir nächstes Jahr manches an's Licht fördern.

Mögen Sie mir zwischen hier und Weynachten etwa 500, sage fünfhundert Thaler sächsisch assigniren; so geschieht mir ein Gefalle.

Leben Sie recht wohl. W. d. 19. Nov. 1802.

Bitte um Nachricht wenn das Manuscript ankommt.

Goethe.


16/4586.


An Georg Franz Hoffmann

[Concept.]

[27. November.]

Wohlgebohrner, hochgeehrtester Herr.

Es macht unsern Verhältnissen überhaupt und besonders auch dem Jenaischen Institut viel Ehre wenn Ew. Wohlgeb. den Wunsch äußern sich bey uns niederzulassen. Leider aber sind die Vortheile bey gedachter Anstalt nicht von der Art, daß man wagen könnte einen solchen Platz Ew. Wohlgeb. anzubieten.

Da, wie es auf älteren Akademien der Brauch, die Professur der Botanik mit einer Stelle der medicinischen Facultät verbunden ist und der Professor, der diese Obliegenheit hat, sie nicht leicht zu erfüllen[143] geneigt ist; so hatte man sich bey uns entschlossen eine botanische Anstalt für sich bestehen und sie durch einen zur philosophischen Facultät sich zählenden Professor besorgen zu lassen.

Auch ist das utile nicht von der Art daß es einen Mann, der schon an einer guten Stelle sich befindet, reizen könnte; es ist eher ein Platz für einen Jüngling, der erst in Welt und Wissenschaft eintritt und mit mäßigen Emolumenten zufrieden seyn mag.

Übrigens werde ich durch Ihren Brief an eine Schuld erinnert, daß ich nämlich, für die ehrenvolle Aufnahme in die botanische Gesellschaft, meinen Dank noch nicht abgestattet habe, welches hiermit zum besten geschieht.


16/4587.


An Johann Georg Lenz

Indem ich zu der Aufstellung der Repositorien Glück wünsche, muß ich bedauren, daß ich mich nicht zu dem Auspacken einfinden kann, und geht mir leider dadurch das Vergnügen der ersten Überraschung verloren. Doch wird es immer groß genug seyn, wenn ich nächstens alle geordnet finde.

Schreiten Sie also, ohne weitern Aufenthalt, zum Werke und lassen mich die nächste Woche wissen wie weit Sie gekommen sind.

Senden Sie mir doch auch einige Avertissements[144] von der Rudolstädter mineralogischen Lotterie, damit man den Liebhabern die Loose anbieten könne.

Der ich wohl zu leben wünsche.

Weimar am 27. Nov. 1802.

Goethe.


16/4588.


An Carl Ludwig von Knebel

Das beykommende Bändchen mag zu einiger Entschuldigung dienen, daß ich so lange nicht geschrieben. Ich wollte warten bis es ganz zusammen wäre, jedoch da der Abdruck der einzelnen Stücke langsam ging, so hat es sich bis jetzt verspätet.

Ich wünsche daß du an diesen Arbeiten einigen Antheil nehmen und bey diesen langen Winterabenden einige Unterhaltung daran finden mögest.

Der Bau des Lauchstädter Schauspielhauses und die Einrichtung der Büttnerischen Bibliothek haben mich dieses Jahr mehrere Monate beschäftigt, übrigens habe ich mich aber nicht weit von Weimar entfernt. Es wäre wohl Zeit daß wir einander wiedersähen.

Das jenaische Mineralienkabinet der Societät hat wieder einen ansehnlichen Zuwachs, durch die dahin geschenkte Sammlung des Fürsten Gallitzin, erhalten, so wie überhaupt in diesem Fach mancher neuer und interessanter Körper zum Vorschein kommt.

Den unvermutheten Tod unseres guten Professor Batsch wirst du mit uns bedauert haben.

[145] In meinem Hause geht, durch unsers guten Meyers Verheirathung, eine große Veränderung vor, indem ich die Nähe eines so lieben Freundes künftig entbehren muß. Die Hausgenossenschaft hat das Eigene daß sie, wie eine Blutsverwandtschaft, zum Umgang nöthigt, da man gute Freunde seltner sieht, wenn man sich erst sie zu besuchen, oder einzuladen entschließen soll.

Was sonst bey uns vorgeht vernimmst du ja wohl durch andere Freunde, so daß mir wohl schwerlich eine Neuigkeit zu melden übrig bliebe.

Das Studium der Kunst ist in diesen letzten Zeiten, auf mehr als Eine Weise, bey uns gefördert worden. Die Ausstellung war nicht brillant, aber artig und unterrichtend genug, auch ist manches Alte und Neue bey mir eingeflossen.

Das Wichtigste ist die Sammlung der Mionnetischen Schwefelpasten alter Münzen. Wir haben zwar nur die erste Lieferung von 1400 Stück, die aber deswegen sehr schätzenswerth ist, weil sie die Münzen des untern Italiens, Siciliens, Griechenlands, Asiens und Ägyptens und der übrigen nördlichen afrikanischen Küste enthält. Zur Geschichte der Kunst sind diese Documente ganz unschätzbar.

Und so nimm mit diesem wenigen für dießmal vorlieb, laß bald etwas von dir hören, damit nicht ein so langer Hiatus wieder in unserer Correspondenz entstehe.

Weimar am 28. Nov. 1802.

G.[146]


16/4589.


An Johann Heinrich Voß

[30. November.]

Durchlaucht der Herzog, der Ihnen, verehrter Mann, gern etwas Angenehmes zum Eintritt in sein Land erzeigte, hat hiervon durch Ertheilung der Schriftsässigkeit ein Merkmal zu geben geglaubt. Ihre Jenaischen Freunde werden das Angenehme, das mit diesem Privilegio verbunden ist, bald erklären. Ich lege die Copie dessen, was an fürstliche Regierung ergangen, hier bei.

Sie erhalten zugleich einige Arbeiten, die gewissermaßen nur durch unmittelbare theatralische Zwecke entschuldigt werden können. Ich würde sie Ihnen nicht vorlegen, wenn ich nicht wünschte Ihre Meynung über unsern zehen- oder eilfsilbigen Jambus näher zu vernehmen.

Wenn ich das Vergnügen habe Sie wieder zu sehen, so erlauben Sie mir wohl über eines und das andere anzufragen und zu Erleichterung meiner Absicht, einige Scenen gegenwärtiger Stücke mit Ihnen durchzugehen. So wie ich überhaupt noch einige andere dramatische Angelegenheiten an Sie zu bringen wünschte.

Möchten Sie doch bei dem endlich eintretenden unfreundlichen Wetter sich recht wohl befinden und meiner freundschaftlich gedenken.[147]


16/4590.


An den Herzog Carl August

[Concept.]

[Ende November.]

Durchlauchtigster pp.

Ew. pp. haben uns, mittelst Rescripts vom 5 ten dieses, zu befehligen gnädigst geruht: über die Bedenklichkeiten, welche der Anstellung des Concertmeisters Destouches bey dem Unterricht des Chori musici alhier entgegen stehen, unterthänigst gutachtlichen Bericht zu erstatten, und wir verfehlen nicht, diesem höchsten Befehle submisseste Folge zu leisten.

Da man, von Seiten fürstl. Theatercommission, ohne Mitwirkung des Chores, die Aufführung der Oper zu leisten nicht im Stande wäre; so hat es ihr freylich wünschenswerth geschienen, wenn ein und dieselbe Person an beyden Orten Einfluß haben könnte.

Wird der künftige musikalische Unterricht, bey hiesigem Gymnasio, dergestalt eingeleitet, daß für ein tüchtiges Fundament gesorgt ist; werden, bey geistlichen Handlungen, solche Stücke aufgeführt, die aus dem wahren Charakter einer Kirchenmusik nicht heraus treten; so wird es den jungen Leuten, in der Folge, weder an Geschick noch Geschmack fehlen, diesen Theil ihrer Pflichten zu erfüllen.

Von Seiten des Theaters hat man gegenwärtig schon die Einrichtung getroffen, daß die Proben von 11-12 und Abends von 4 Uhr an gehalten werden;[148] auch wird hierinn zu beyderseitiger Zufriedenheit vollkommene Ordnung bestehen können, wenn der Concertmeister Destouches die dortigen Verhältnisse kennt und seine Incumbenzen zu vereinigen sucht.

Außer allen Zweifel scheint es gesetzt zu seyn, daß schon dadurch viel Zeit und Mühe erspart wird, wenn ein Lehrer mit seinen Schülern etwas unternimmt, die er kennt, die seine Methode gewohnt sind und die er auf mehr als eine Weise zu üben verpflichtet ist.

Was der Concertmeister Destouches bey dem Gymnasio, unbeschadet seines Dienstes bey Hof und Theater, zu leisten gedenkt, ist von demselben in der Beylage verzeichnet worden.

Wie wir nun die deßfallsigen Entschlüsse Ew. Hochfürstl. Durchl. in schuldigster Devotion, so wie die allenfallsige Remuneration desselben, anheim geben; so können wir nicht unbemerkt lassen: daß es bey einer Sache, die so mancherley Seiten hat, und wobey so viel auf persönliche Verhältnisse ankommt, vielleicht räthlich seyn möchte die Einrichtung, nur zum Versuch, auf eine gewisse Zeit zu treten und von der Erfahrung zu erwarten, in wie fern die concurrirenden und, hie und da, vielleicht streitenden Interessen vereinigt werden könnten.

Die wir pp.[149]


16/4591.


An Friederike Unzelmann

Ihr Söhnlein, meine liebe kleine Freundin, ist, wie Sie aus beyliegendem Zettel sehen werden, nunmehr aufgetreten und hat sich dabey als einen wackren Sohn gezeigt. Er besitzt von Natur gar manches, was durch keine Mühe erworben wird, bildet er das aus, und sucht zu überwinden was ihm etwa entgegensteht; so können Sie Freude an ihm erleben.

Nachdem ich sein Talent hie und da versucht hatte, kam ich auf den einfachen Gedanken ihm den Gürge in den beyden Billets zu geben, den soll er nun auch im Stammbaum und im Bürgergeneral machen, wobey manches zu lernen ist. Das erstemal übereilte er die Rolle zu sehr; weil aber jederman das Stück gleichsam auswendig weiß und er sich sehr dreist, gewandt und artig benahm, auch einige naive Hauptstellen glücklich heraushob; so gewann er sich Gunst und Beyfall, die sich, hoffe ich, nicht vermindern sollen.

Er hat Lust zu dem Bruder des Mädchens von Marienburg bewiesen, eine Rolle die ihm unser Becker abtritt, mit dem er überhaupt in gutem Verhältniß steht, dessen Dauer ich wünsche. Ich werde, ehe er auftritt, jedesmal seine Rolle, es sey auf dem Theater, oder im Zimmer, hören, um zu sehen, wo es hinaus geht. An fortdauernden Erinnerungen, besonders, anfangs, wegen des technischen, soll es nicht fehlen.

[150] Übrigens kann man bey seinem Talent dem Glück und der Routine viel überlassen.

Bey einer Theaterdirecktion ist, wie Sie wissen, wenig Freude und Trost zu erleben, indessen hoffe und wünsche ich, daß er mir die Zufriedenheit, die ich mir, in der Folge, von ihm verspreche, nicht verkümmern werde.

Gegen Weihnachten will ich, mit seinem Hausvater, dem Professor Kästner, ein ausführliches Gespräch halten, der bis dahin schon mehr Gelegenheit hat ihn kennen zu lernen.

Theilen Sie meinen Brief Ihrem werthen Gatten, nebst vielen Empfehlungen, mit. Jedermann will den Vater in diesem Sprößling sehen, möge er doch bey uns recht wohl gedeihen!

Ich drücke Ihnen die Hand und küsse Ihre freundlichen Augen.

W. d. 2. Dez. 1802.

Goethe.


16/4592.


An Johann Friedrich Rochlitz

Ob die Meynung, welche Sie mir über den Gegensatz der Recitation und des Gesanges, in Ihrem letzten Briefe äußern, die wahre und richtige sey, will ich nicht entscheiden; so viel aber kann ich sagen daß sich die meinige selbst sehr dahin neigt. Sobald ich mich in einer ruhigen Lage befinde, theile ich meine Gesinnungen kürzlich mit.

[151] Heute komme ich mit einem kleinen Ansuchen und zwar folgendem:

Zu der, durch den Tod unseres Batsch, erledigten Stelle, bey dem neuen Botanischen Institut, im Fürstengarten, zu Jena, ist unter andern auch Herr Doctor Schwägrichen aus Leipzig empfohlen. Von seiner litterarischen Laufbahn, so wie von seinen Reisen und andern Bemühungen, sind wir so ziemlich unterrichtet; nun möchte ich aber noch von Ihnen ein vertraulich Wort, über seine Person, sein Äußeres, seine Lebensweise und seinen akademischen Vortrag vernehmen.

Es ist mir bey Besetzung dieser Stelle außer dem Wohl des Ganzen auch noch mein eigenes Verhältniß vor Augen, indem das Institut seit seiner Gründung von mir geleitet worden und meine Neigung zu diesen Kenntnissen mir einen sittlichen mittheilenden und umgänglichen Mann wünschenswerth macht.

Nächstens auch ein Wort über die Oper.

Mich zu geneigtem Andenken empfehlend.

Weimar am 6. Dec. 1802.

Goethe.


16/4593.


An Carl Friedrich Zelter

Wenn ich in diesen trüben Tagen an erheiternde Gegenstände dachte; so erinnerte ich mich öfters Ihrer vorjährigen erfreulichen Gegenwart. Die Hoffnung[152] Sie bald wieder zu sehen ist gering, und doch ist mein Wunsch daß immer ein Faden zwischen uns fortgesponnen werde.

Nehmen Sie also den Grafen und die Zwerge, die sich hier produciren, freundlich auf, die erst jetzt, wie mich dünkt, Art und Geschick haben. Hegen Sie diese muntern Wundergeburten im treuen musikalischen Sinne und erheitern Sich und uns einige Winterabende. Nur lassen Sie das Gedicht nicht aus Händen, o ja, wenn es möglich ist, halten Sie es geheim.

Mein ganzes Hauswesen denkt Ihrer mit Anhänglichkeit und Liebe.

Weimar am 6. Dec. 1802.

Goethe.


16/4594.


An Johann Friedrich Blumenbach

Ew. Wohlgeb.

haben bey Ihrem letzten Hierseyn mir ein Blättchen übergeben, welches hierbey zurück folgt. Sie wünschen in demselben zwey Bücher, wovon das erste in der Büttnerischen Bibliothek bis jetzt nicht zu finden ist. Es steht in keinem Katalog. Sollten wir es bey der vorseyenden Revision antreffen; so werde ich es zu seiner Zeit übersenden. Das andere fand sich in Weimar, jedoch in lateinischer Sprache. Die handschriftlichen Zusätze beziehen sich vorzüglich auf Brasilien und, soviel mir ein flüchtiger Anblick verrieth,[153] besonders auf Aussprache und Rechtschreibung fremder Namen. Den Werth beurtheilen Sie selbst am besten. Ich habe das Buch, wohl eingepackt, an das Industrie Comptoir übergeben, welches hoffentlich den großen Kräuterschiefer auch schon glücklich spedirt hat.

Hiebey ein Brief von August, der immer fortfährt mit Leidenschaft Ihrer zu gedenken. Viele Empfehlungen in Ihrem Kreise.

Weimar am 8. Dec. 1802.

Goethe.


16/4595.


An Franz Ludwig von Hendrich

[Concept.]

Ew. Hochwohlgeb.

nehmen sich unserer botanischen Anstalt so ernsthaft an, daß ich deshalb vielen Dank abzustatten habe.

Wegen der Gelder will ich folgendes bemerken.

Wir haben bisher zwey Kassen geführt, eine war in den Händen des Professor Batsch, zu dieser gehören die 43 Lbthl. und 1 Kopfstück welche Ew. Hochwohlgeb. am 14. October dieses Jahres erhalten, und die 100 rthlr. welche in Lbthlr. zu 1 rh. 14 gr. hierbey folgen, diese sind eigentlich für den Gang des Instituts bestimmt.

Die andere Casse war bisher in den Händen des Bauinspector Steffany und zu dieser gehören die[154] 60 rh. 3 gr. welche Sie von Patschke erhalten haben. Aus dieser Casse wurden die Baulichkeiten und was sonst außerordentliches vorkam, bestritten.

Beyde Cassen bitte separirt zu halten, weil die erste dem künftigen Nachfolger des Prof. Batsch in die Hände kommt, die zweyte aber wohl dem Amtsschreiber Bartholomä übergeben werden wird.

Möchten Sie wohl wegen der Gartenwand Tümmlern hören? ob derselbe sie nicht im Ganzen in Accord nähme und alsdann sowohl für Material als Arbeit sorgte. Da Sie in der Nähe sind, haben Sie ja wohl die Gute bey der Ausführung manchmal hinzusehen.

Wegen des übrigen bey dieser Angelegenheit vorkommenden, hoffe ich bald mündlich das mehrere zu eröffnen.

Beyliegende Quittung bitte zu unterschreiben.

Weimar am 8. Dec. 1802.


16/4596.


An Nikolaus Meyer

Herr Doctor Meyer

Hat verlangt

Erhält


1. Die Dummheit, weibliche Gestalt.

Man hat eine gewöhnliche hübsche Maske genommen, deren geistloses Ansehen wohl am besten die Dummheit[155] ausdrückt, ohne unangenehm zu seyn. Sollte sie gegen die übrigen Masken etwas zu blaß erscheinen, so kann man ihr leicht einen fleischfarbenen Ton geben.


2. Das Gelächter, männlich

Liegt faunisch gebildet bey. Es versteht sich daß Augen und Mund geschickt ausgeschnitten werden.


3. Wie Sannio.

Liegt eine einzelne Nase bey.


4. Wie Micio.

Liegt Stirn und Nase bey. NB. Die Bärte zu diesen beyden Gesichtern sind nebenbey gepackt, die Augenbraunen zum Sannio werden gemahlt.


5. Griechische Stirn und Nase.

Aus der Form der jüngern Adelphen.


Ferner liegt bey 6) die eben fertig gewordene Maske des Gnatho und der Unterkinn des Syrus.

Weimar am 12. Dec. 1802.

G.[156]


16/4597.


An Friedrich Schiller

[16. December.]

Herzlich dancke ich für den freundschaftlichen Anteil. Ein ganz kleines Mädchen ist bey uns glücklich angekommen. Biß jetzt geht alles gut. Die Kleine wird sich Ihres Andenckens recht erfreuen.

G.


16/4598.


An Friedrich Schiller

Bey uns geht es nicht gut, wie Sie mir vielleicht gestern in der Oper anmerckten. Der neue Gast wird wohl schwerlich lange verweilen und die Mutter, so gefaßt sie sonst ist, leidet an Körper und Gemüth. Sie empfielt sich Ihnen bestens und fühlt den Werth Ihres Antheils.

Heute Abend hoffe ich doch zu kommen um die Lücken meines Wesens durch die Gegenwart der Freunde auszufüllen.

d. 19. Dez. 1802.

G.


16/4599.


An Johann Georg Lenz

Indem ich den Catalogus, der von einem so großen Schatze zeugt, dankbar zurückschicke, wünsche ich zu vernehmen, wie weit es mit der Aufstellung[157] des Cabinets gekommen, wozu ich bald persönlich Glück zu wünschen hoffe.

Weimar am 22. Dec. 1802.

Goethe.


16/4600.


An Gottlieb Hufeland

Ew. Wohlgeb.

verzeihen eine Anfrage. Ich vernehme daß ein junger Eisenacher, nahmens Buch, sich in Jena befindet, welcher eine schöne Tenorstimme haben soll. Da er nun, wie ich höre, in Ihrem Hause bekannt ist, so wünschte ich durch Sie einiges nähere zu erfahren und ob Sie wohl glauben daß es ein Subject sey, welches man zum Theater anziehen könnte? Wollten Sie wohl die Gefälligkeit haben mir Ihre Gedanken darüber zu eröffnen? Ich würde, wenn Sie ihm einigermaßen ein gutes Zeugniß geben, ihn sodann herüber kommen lassen, da er sich denn auch vor unsern Kennern produciren möchte.

Der wackere Zelter hat mir einige sehr angenehme und bedeutende Compositionen geschickt, die ich, bey meiner nächsten Anwesenheit in Jena, in Ihrem häuslichen Kreise, dem ich mich bestens empfehle, einzuführen hoffe.

Weimar am 22. Decbr. 1802.

Ew. Wohlgeborenergebenster Diener

Goethe.[158]


Nachschrift.


Sollten Ew. Wohlgeb. einigermaßen für die Affirmative seyn und in dem jungen Menschen eine Brauchbarkeit für das Theater vermuthen; so hätten Sie ja wohl die Güte ihn nächstens herüber zu schicken, damit man ihn sehen und prüfen könnte, vorausgesetzt, daß er, wie man mir versichert, einige Neigung zu diesen Zuständen haben sollte.

Wie im Briefe.

G.


16/4601.


An Johann Friedrich Cotta

Mit der heutigen fahrenden Post ist das zweyte Buch Cellini abgegangen, nebst denen nöthigen Überschriften über die Capitel, in einem besondern Hefte. Dieses wäre nun also der Inhalt des ersten Bandes. Das dritte und vierte Buch, nebst meinen Zusätzen, als den Inhalt des zweyten, werde nach und nach absenden.

Sobald ich den ersten Aushängebogen erhalte und das Format genau kenne, werde ich die Zeichnung des Portraits und Tittelblatts sogleich übersenden.

Den Entwurf zu der Kunstgeschichte des siebenzehnten und achtzehnten Jahrhunderts, so wie einiges andere, hoffe ich auch noch zur rechten Zeit schicken zu können, so daß die Ausgabe auf die nächste Messe[159] statt haben kann. Ich wünsche daß alles zusammen den Druck und Format des Cellinis erhalte. Hierüber zu Ende Januars Gewißheit.

Die lyrische Muse ist mir zwar diese Zeit über nicht sonderlich günstig gewesen; doch hoffe ich noch immer, daß zu einem Taschenbuche Rath werden soll, das, wenn es auch nicht ganz aus Liedern bestände, vielleicht mit andern gefälligen Productionen ausgestattet werden könnte. Sobald ich darüber etwas fest zu setzen weiß gebe ich Nachricht.

Das angewiesene Geld habe richtig erhalten, worüber hiermit in bester Form quittire und schönstens danke.

Der ich einen glücklichen und fröhlichen Eintritt in das neue Jahr wünsche.

Weimar d. 24. Dec. 1802.

Goethe.


16/4602.


An Friedrich Schiller

Mögen Sie heute Mittag mit mir, in Gesellschaft von Schelling und eines Kayserl. K. Bergraths v. Podmanitzky aus Schemnitz speisen; so sende gegen 1 Uhr den Wagen.

W. d. 26. Dec. 1802.

G.[160]


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 16, S. 127-161.
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