November.

[138] 1. Ankunft der Palmen von Martius mit einer trefflich geschriebenen Einleitung. Auf der Bibliothek, wo Serenissimus, General von Haake und Coudray waren. Viele Kupferwerke, besonders die Friesen im Mayländer Palast von Appiani gemalt und von verschiedenen gestochen durchgesehen. Vorzügliche Beschäftigung die nächsten Rubriken für Kunst und Alterthum festzustellen und Tecturen einzurichten. Fortgesetzte Betrachtung der von Martiussischen Sendung. Mittag Madame Szymanowska und Geschwister. Nach Tische Fortsetzung des frühe Eingeleiteten. Vor dem Schauspiel Canzler von Müller. Hernach Eckermann. Die Reise von 1797 besprechend. Von Schweinichen 3. Theil fortgesetzt. Herr Soret später.

2. Betrachtung über Kunst und Alterthum fortgesetzt; einige Einzelheiten verzeichnet und eingelegt. Abmeldung der Prinzessinnen. Aus dem Büschingischen Briefe ausgeschrieben die Stelle über Marienburg. Schema über Martius Palmen.[138] Um 12 Uhr die Prinzessinnen. Vorgezeigt die Graf Sternbergischen Hefte der Flora Subterranea. Der Erbgroßherzog schickte einen merkwürdigen Amethystzapfen zum Kauf angeboten.

In des Canzlers Equipage spazieren gefahren. Mit Ulriken um's Webicht. Mittag Madame Szymanowska und Geschwister. Nach Tische Pianospiel. Für mich weitere Betrachtung der Martius- Palmen. Interessanter Brief von Ernst Meyer aus Göttingen. Brief von Graf Reinhard. Abends Professor Riemer, die kleineren Recensionen über bildende Kunst durchgegangen. Vorher Canzler von Müller. Sodann Oberbaudirector Coudray. Mancherley Hof- und Stadtereignisse; Hindernisse und Fördernisse des dienstägigen Concertes.

3. Geordnet und das Nächste bedacht. An Lange die Concertbillete bezahlt. Revisionsbogen 6 Kunst und Alterthum. Vorbereitung zum 1. Bogen zur Morphologie. Einiges an 1819. Madame Szymnnowska und Geschwister zu Tische. Spielte vortrefflich ein Rondo von Klengel. Nach Tische für mich. Überdachte, was sie in ihr Stammbuch arrangirt haben wollte. Abends Eckermann. Über die Schweizerreise und sonst vieles besprochen. Sodann Oberbaudirector Coudray, die Eisenacher Feyerlichkeit erzählend, die Rede mittheilend. Manches andere über Baulichkeiten und sonst.[139]

4. Vorbereitung der morgenden Sendung an Wesselhöft. Schreiben aus Böhmen. Beantwortung desselben. Dr. Ernst, Kupfer Don Steinla bringend. Kräuter Zeichnung von Schwerdgeburth vorlegend. Die Kupfer und Gedichte in Madame Szymanowska Stammbuch besorgt. In Schweigers Jahrbuch, Bernhardi's Abhandlung über krystallographische Bezeichnung im allgemeinen beschaut. Mittag Madame Szymanowska und Schwester. Herr Canzler von Müller, einige Nachricht vom Concert bringend. Nach Tische für mich. Einiges in der Campagne von 1792 gelesen. Abends nach dem Concert Madame Szymanowska, Schwester und Herr Canzler.

5. Abschrift des Zelterischen Diariums gefördert. Professor Riemer über den 6. Bogen handelnd. Schwerdgeburth wegen des großherzoglichen Bildes. Abschrift des Zelterischen Briefes fortgesetzt. Madame Szymanowska und Schwester zu Mittage. Herr Canzler von Müller. Verhandlung wegen Empfehlungsbriefen. Herr Soret mit zwey Polen Blieb für mich. Herr Canzler kam wieder. Über seine drey letzten Gedichte gesprochen. Dag Schwesternpaar nahm Abschied. Ich blieb mit Hofrath Meyer. Wir verhandelten die neusten Kupferstiche, was darüber gesagt war und gesagt werden sollte. Zeitig zu Bette. – Herrn Wesselhöfts Druckerey[140] 6. Revisionsbogen zurück, ingleichen Manuscript für Kunst und Alterthum bis Fol. 58, zur Morphologie Manuscript 1. Bogen.

6. Abgelehnte Anmeldung der jungen Herrschaften. Die Siege Napoleons von Appiani. Vier Porträte nach Kügelgen: Meines, Schiller, Wieland, Herder, in Deutschland und Italien gestochen, gesendet von Artaria. Notiz wegen Rameau's Neffen. Abschrift von Zelters Reisediarium. Mittag für uns. Die Siege Napoleons in Italien nach Tische betrachtet. Canzler von Müller. Gegen Abend befand ich mich nicht zum Besten. Las die Memoiren des Baron Fain. Dr. Weller präsentirte sich.

7. Dr. Weller abgefertigt. Er ging nach Jena zurück. Von Serenissimo Sendung Bürgerischer Werke und Anfrage. Mittheilung an Höchstdieselben des von Humboldtischen Briefes. Secretär Kräuter, mit demselben einige Verabredungen. Die Beschreibung sämmtlicher Gemälde in Spanien von Frau von Humboldt vorgesucht. Die fortgesetzte Abschrift der Jenaischen Catalogen angesehen. Von Humboldt über das vergleichende Sprachstudium, Vorlesung in der Academie. Abschrift von Zelters Tagebuch geendigt. Mittag zu vier. Mein Sohn war auf Bauexpedition in Heichelheim. Martius' Palmen. Napoleons erste Abdankung, in der Minerva. Befand mich nicht[141] zum Besten. Oberbaudirector Coudray. Sodann mein Sohn und Ulrike.

8. Die Bürgerische Angelegenheit durchgedacht. Ingleichen die Ghaselen von Grafen von Platen. Die Töchter erzählten die abenteuerliche Geschichte des problematischen Engländers. Das Vorliegende überdacht und fortgesetzt. Mittag zu fünfen. Die Minerva von Bran und Miscellen gelesen. Abends Canzler von Müller, den Braunschweiger Prolog und Tableau bringend. Eckermann, einiges über die Schweizerreise von 1797 besprochen. Fräulein Adele, über verschiedene schickliche und häusliche Zustände. Später mein Sohn und Fräulein Ulrike.

9. Heiterer Morgen, hoher Barometerstand. Geh. Hofrath Huschke nach meinem Befinden sich erkundigend und einiges verordnend. Mein Sohn hatte den Bericht wegen Hofrath Voigts Eintritt in die Fakultät und Einräumung des unteren kleinen Zimmers in der Bibliothek zum Münzcabinet gemacht. Bey schlechtem Befinden soviel als möglich die Arbeiten gefördert. Zu Mittag fortgesetzte Relation der Berwirrung letzter Tage und Stunden. Abends Oberbaudirector Coudray. Professor Riemer, Canzler von Müller, Soret. Letzterer angenehme Mineralien bringend. Professor Riemer Abbildung der kleinen Bronze von Dornburg, von der patriotischen Menge für einen[142] Gott Thor, von uns aber für einen Christus gehalten, von uralter schlechter Nachbildung eines guten Musters. War früh Geh. Hofrath Huschke bey mir gewesen.

10. Wegen Hustens die Nacht übel geschlafen. Spät aufgestanden. Den gestern von Zelter empfangenen Brief fing John zu copiren an. Dr. Neuburg giebt Nachricht von dem Ableben der Tante Melbert. Mittag zu vieren. Ottilie blieb auf dem Zimmer. Sendung von Barnhagen; ingleichen von dem serbischen Wuk interessante Lieder genannter Nation. Abends Herr Canzler von Müller. Überfeine neusten Gedichte, über die kleinen Geburtstagsfeste. Geistreiche Scherze der Frauenzimmer dabey.

11. An Zelters Tagebuch zu mundiren fortgefahren. Berliner Theaterrecensionen. Geh. Hofrath Huschke. Demoiselle Seidler Thorwaldsens Bild und einen alten Plan von Rom bringend. Herr Hofrath Meyer, verschiedene Kunstwerke ankündigend, anderes besprechend. Mittag zu vieren. Ottilie befand sich noch nicht wohl. Nach Tische die von Meyer gesendeten und andere Kupfer. Giotto, Abendmahl, Fries, das Bild von Rafael. Noch einige Recensionen von Kupferstichen. Abends Herr Canzler und Herr Soret. Letzterer brachte noch einige polnische Bernsteine und einen ganz kleinen Smaragd in Feldspath aus Ägypten.[143]

12. Mancherley vorbereitet. Dictirt am Bibliotheksberichte. Kam Hofrath Rehbein, seine Krankheit erzählend, meine überlegend und verschreibend. Meyersches Concept abgeschrieben. Im Sessel gedämmert. Walther war gar artig im Erzählen theilnehmend. Nähere Betrachtung des kleinen Smaragden in Feldspath. Die Grimmischen kleinen Radirungen an Fräulein Adele. Mittag zu vieren. Nach Tische Herr Staatsminister von Humboldt. Mit ihm den Nachmittag unter mancherley Gesprächen zugebracht. Abends Canzler von Müller und Hofrath Meyer. Gar manche Dinge wurden durchgesprochen.

13. Schlimme Nacht. Einiges beseitigt. Hinweisung auf die Göttingische Recension der serbischen Lieder. Staatsminister von Humboldt. Verschiedene Verhältnisse, litterarische und philosophische. Correspondenz zwischen Schiller und mir. Gab ihm das letzte Heft der Morphologie pp. Mittag zu fünfen. Den Nachmittag mit verschiedener Lectüre zugebracht. Schillers Briefe an Humboldt zu lesen angefangen. Abends Oberbaudirector Coudray, Riemer, Soret und Canzler von Müller. Briefe von Professor Zelter waren angekommen. – Herrn Maler Anton Rad'l nach Frankfurt a. M., Absendung seines Gemäldes betreffend.

14. Schillers Briefe vom Jahre 1795-96 an Humboldt, auch weniges von 1805. Auszüge daraus,[144] was mich betraf. Herr von Humboldt besuchte mich. Einige Jahre der Chronik vorgelesen. Sonstiges besprochen. Tagebuch eines jungen Soldaten. Mittag zu fünfen. Nach Tische mancherley durchgedacht. Abends war große Cour bey der Erbgroßherzogin. Mich besuchten Canzler von Müller und Eckermann. Vieles Erfreuliche durchsprechend. Auch kam Rehbein für kurze Zeit.

15. Kamen die Enkel mich besuchend und waren sehr artig. Eckermann wegen der Schweizerreise von 1797. Abschrift eben dieser Reiseacten. Herr von Humboldt war mit Serenissimo auf der Bibliothek u.s.w. Mittag für uns. Das Diarium des jungen spanischen Kriegsmannes durchgelesen. Abends Herr Soret. Nachher Riemer und Canzler von Müller, ingleichen Eckermann.

16. An der Schweizerreise von 1797 mundirt. Des jungen spanischen Soldaten Tagebuch gelesen und die erste Abtheilung vollendet. Kam Hofrath Meyer und besuchte mich. Mittags für uns. Nachmittags Eckermann. Abends einige Freunde.

17. Wie gestern. Durchsah die von der Frau Erbgroßherzogin gesendeten Studien von Isabey. Die Abschrift von der Schweizerreise von 1797 fortgesetzt. Zu Mittag Herr von Humboldt auf einige Stunden; er las den Paria. Zu Tische für uns. Nachmittags die Abschrift von obigem[145] fortgesetzt. Oberbaudirector Coudray mich besuchend.

18. Die Abschrift von der Reise von 1797 fortgesetzt. Herr von Humboldt las das neue Buch des Paradieses. Mittags für uns. Herr von Humboldt, Meyer, Canzler und Soret. Geschenk der Amethiststufe von Seiten des Herrn Erbgroßherzogs. Blieb die Nacht sitzend im Sessel.

19. Gesenius Jesaias gelesen. An der Schweizerreise von 1797 fortgefahren zu mundiren. Kam Herr von Humboldt. Später Ihro Königl. Hoheit der Großherzog. Um 1 Uhr beyde nach Belvedere. Mittags für uns. Nach Tische Staatsminister von Humboldt. Später Oberbaudirector Coudray, Riemer und Canzler von Müller. Beschauten die 50 lithographischen Blätter von Isabey. Waren auch die Madonna von Schadow, ingleichen mehrere Eisengüsse angekommen. Brachte die Nacht abermals im Sessel zu.

20. Einiges im oberaufsichtlichen Geschäft. Verschiedenes geheftet und geordnet. Kam der 7. und 8. Revisionsbogen von Kunst und Alterthum. Mundirte John an Zelters Reise. Staatsminister von Humboldt auf einige Stunden. Ließ Blutigel setzen. Ruhte nachher, blieb aber nachher im Sessel.

21. Verschiedenes geordnet und geheftet. Einige Briefconcepte. An dem Reisetagebuch fortgefahren zu[146] mundiren. Ruhte einige Zeit im Sessel. Mittag für uns. Beschäftigung für mich. Abends ganz allein. Nachts im Sessel. – Herrn Professor Zauper nach Pilsen, von Eckermann.

22. Nebenstehendes expedirt: Herrn Wesselhöft nach Jena Manuscript zu Kunst und Alterthum, die Ec kermannischen Inhaltsverzeichnisse zu den letzten Bogen. Am Reisetagebuch Zelters fortgefahren zu mundiren und den Bogen h. abgeschlossen. Kam Herr Professor Riemer. Herr Canzler, Soret mich besuchend. Vorher Herr Geh. Hofrath Huschke. Mittags für uns. Nachmittags allein. Nachts mit meinem Sohn. Brachte im Sessel zu.

23. Auf die Schweizerreise von 1797 Bezügliches copirt. Besuchte mich Herr Staatsminister von Humboldt. Später Soret und Herr Canzler. Ersterer von Rudolstadt kommend, um Abschied zu nehmen. Mittag zusammen; wegen dem Tode des Onkels in Dessau alles in Consternation. Abends Herr Obermedicinalrath von Froriep, von Müller und Coudray. – Herrn Wesselhöfts Druckerey Revisionsbogen 7 und 8 nach Jena.

24. Kein besseres Befinden. Tausend und eine Nacht gelesen. Verschiedenes geheftet. Brief an Oertel und Herdegen nach Hof dictirt. An der Reise fortgefahren von 1797. Herr Professor Zelter[147] kam an. Später Herr Canzler von Müller. Professor Zelter blieb zu Tische. Unterhaltung über mancherley. Zelter stattete Besuche ab. Kam Abends wieder. Die Korssunschen Thüren zu Nowgorod, von der Frau Erbgroßherzogin zum Ansehen gesendet.

25. Brief an Oertel und Herdegen mundirt. Ferner an dem Jahr 1797 auszuschreiben fortgefahren. Herr Canzler von Müller mich besuchend. Mittags mit Zelter zu Tische. War meine Schwiegertochter frühe nach Dessau gefahren, wegen dem Tode des Onkels daselbst. Nachts im Sessel zugebracht.

26. Frühe Herr Professor Zelter nach Jena zum Besuch. Nebenstehendes fortgesendet und einiges geordnet und geheftet: Herren Oertel und Herdegen in Hof, wegen zwey Kisten Mineralien. Las im Tagebuch des jungen spanischen Soldaten die Fortsetzung. Kam Herr Canzler von Müller, einen Brief von Major von Knebel bringend. Mittags zu drey. War Eckermann, Hofrath Meyer da. Versuch im Bette liegend zu Schlafen. War nicht durchzuführen.

27. Den gestern angefangenen Blumenbachischen Brief mit dem Diplom der Göttinger Societät fernerhin erwiegend. An der Schweizerreise von 1797 fortgefahren. Besuchte mich Herr Geh. Hofrath. Ferner Fräulein Schopenhauer und Herr Soret.[148] Rath Vulpius brachte ausgezogene Bogen aus den Curiositäten. Mittags für uns. Kam Professor Zelter gegen Abend von Jena zurück. Einige Unterhaltung. Hernach ganz allein. Meyersche Kunstgeschichte weiter gelesen. Schlief die Nacht im Sessel.

28. Fortgesetzte Lectüre. Unterhaltung mit Zelter. Zeigte ihm die englischen Facsimiles ber italiänischen Zeichnungen. Mittag zu vieren. Nach Tische meist allein. In Meyers Kunstgeschichte fortgefahren. Waren Briefe für die nächsten Posttage vorbereitet worden. Zelter speiste Abends bey Frau von Heygendorf.

29. Meyers Kunstgeschichte zu Ende gelesen. Einiges Spanische. Mit Zelter über Berlinische Verhältnisse. Geh. Hofrath Huschke. Bücher nach hinten gebracht. Sendung von Herrn von Wiebeking von München, 2. Band dessen Civil-Architectur. Mittag zu fünfen. Nach Tische geschlafen. Abends Ottilie. Zelter war in der Oper; Die heimliche Heyrath, sodann bey Schopenhauers gewesen. – Herrn Wesselhöfts Druckerey den neuen Aufsatz von Carus zum 6. Bogen der Morphologie, Revisionsbogen Morphologie 5.

30. Briefe revidirt. Manches geordnet. Unterhaltung mit Zelter. Erhöhung der Stimmen bey'm Steigen des Barometers. Verhältniß des neuern kleinen Theaters zu dem größern. Die Elegie[149] gelesen und wieder gelesen. Mittags zu vieren. Mein Sohn hatte den Hofdienst. Zelter hatte sich entschlossen zu bleiben. Nach Tische geruht. Abends Gräfin Line. Sodann mit Zelter die Elegie nochmals gelesen. Nachts in die hintern Zimmer gezogen. Zum erstenmal wieder im Bette geschlafen. (NB. Hatte vor Tisch mit Meyer die Abbildung des Basaltbruchs verhandelt.) – Herrn Banquier Zeis nach Dresden, Inlage nach Böhmen.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 9, S. 138-150.
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