[453] Romantische Gegend. Aussicht auf das Meer.
Fernando. Ariel ungesehen.
FERNANDO tritt langsam und schwermüthig auf, und richtet Blick und Geberde gen Himmel.
Recitativ.
Der du des Grabes offnem Schlunde
Mich wunderbar entrissest – ach verzeih! –
Erstickt von Thränen, stirbt auf meinem bebenden Munde
Des Herzens Dank. Zu frisch ist noch die Wunde;
Zu laut umstöhnt mich noch der Brüder Angstgeschrey. –
Die Musik wiederholt einzelne Gedanken aus dem Schlußchore des ersten Akts.
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Ists möglich, daß nur ich – nur ich gerettet sey? –
Gerettet? ich allein? – Ists Wohlthat? ist es Strafe? –
Wohin verschlug mich mein Geschick? –
Vergebens lauscht mein Ohr – mein Blick –
Die ganze Schöpfung ruht in Todtengleichem Schlafe.
Ach!
ARIEL hallt den Ton nach.
Ach!
FERNANDO.
Echo nur, giebt meine Seufzer mir zurück. –
Arie.
Werd ich des Daseyns Wonne schmecken
In diesem bangen Aufenthalt?
O, werd ich hier ein Herz entdecken,
Das mir entgegen wallt?
Zerrissen sind des Lebens Bande
Für den, der fremd, auf ödem Strande,
Wo keines Menschen Stimme hallt,[454]
Bedroht von tausendfachen Schrecken,
In tiefer Schwermuth wallt.
Werd ich des Daseyns Wonne schmecken?
Werd ich?
ARIEL fällt in die Melodie der Arie ein.
Du wirst ein Herz entdecken,
Das dir entgegen wallt.
FERNANDO nachdem er mit frohem Erstaunen sich überall umgesehen hat.
Bothe des Trostes! himmlischer Sänger!
Stille mein Sehnen! weile nicht länger!
Zeige dich mir!
Nun erst, o Schicksal, bin ich genesen.
Rund um mich weben mächtige Wesen. –
Seliger Geister Freystadt ist hier.
Bothe des Trostes! himmlischer Sänger!
Stille mein Sehnen! weile nicht länger!
Zeige dich mir!
Er hört kommen, erblickt den Prospero, und wirft sich vor ihm nieder.
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