[112] Cato. Porcius. Phokas. Porcia. Phönice. Artaban.
ARTABAN.
Das ist nun dein Triumph! So, Cäsar, kannst du siegen!
PHOKAS.
Nun ist es aus mit Rom, so hoch es auch gestiegen!
PORCIUS geht ihm entgegen.
Mein Vater! stirb doch nicht.
CATO den man getragen bringt, ganz matt.
So weit! hier setzt mich her.
Getrost, mein Sohn, getrost! Das Reden fällt mir schwer.
Tritt näher, Porcius. Wie stehts mit unsern Freunden?
Sind sie schon eingeschifft? Entkommen sie den Feinden?
Sprich, ob ich ihnen sonst noch irgend dienen kann?
Du aber, ruf den Feind nie um Vergebung an.[112]
Versäume niemals was, die Freyheit Roms zu retten.
Itzt folgt sie mir ins Grab! noch sterb ich sonder Ketten.
Und bin recht sehr erfreut, daß, da ich frey gelebt,
Ich noch ein Römer bin, indem man mich begräbt.
Dem Beyspiel folge nach! Du stammst aus meinem Saamen:
Befleiße dich denn auch dem Cato nachzuahmen!
Gehab dich wohl, mein Sohn!
Er umarmt ihn.
Du aber Porcia,
Die ich vorlängst verlohr, itzt wenig Stunden sah,
Und wiederum verliehr; denk meiner Vaterliebe,
Und folg in allem Thun, dem tugendhaften Triebe,
Der dich bereits erfüllt. Beweine nicht mein Grab:
Rom! Rom! dein Vaterland dringt dir die Thränen ab!
Verdamme Cäsars Glut, die dich zur Sklavinn machet:
Und weil was römisches in deiner Brust erwachet,
So wähle künftig mir den Held zum Tochtermann,
Der den Tyrannen straft und Rom befreyen kann.
Umarme mich, mein Kind! – – Ihr Freunde, seht mich sterben!
Ihr seufzet? thut es nicht! Beweinet Roms Verderben!
Lebt wohl, seyd Rom getreu! Ihr Götter! hab ich hier
Vieleicht zu viel gethan: ach! so vergebt es mir!
Ihr kennt ja unser Herz, und prüfet die Gedanken!
Der Beste kann ja leicht vom Tugendpfade wanken.
Doch ihr seyd voller Huld. Erbarmt euch! – – Ha!
ARTABANUS.
Er stirbt![113]
PHOKAS.
O Schmerz! O harter Fall! Der größte Mann verdirbt,
Den jemals Rom gesehn! Das Ebenbild der Götter,
Und, hätten sie gewollt, des Vaterlandes Retter.
PORCIUS.
Kommt! tragt den todten Leib vor Cäsars Angesicht:
Wer weis, ob ihm nicht noch sein Herz vor Wehmuth bricht;
Wenn er den Helden sieht in seinem Blute liegen?
ARTABANUS.
O Rom! Das ist die Frucht von deinen Bürgerkriegen!
Ende dieses Trauerspiels.
Buchempfehlung
Die ersten beiden literarischen Veröffentlichungen Stifters sind noch voll romantischen Nachklanges. Im »Condor« will die Wienerin Cornelia zwei englischen Wissenschaftlern beweisen wozu Frauen fähig sind, indem sie sie auf einer Fahrt mit dem Ballon »Condor« begleitet - bedauerlicherweise wird sie dabei ohnmächtig. Über das »Haidedorf« schreibt Stifter in einem Brief an seinen Bruder: »Es war meine Mutter und mein Vater, die mir bei der Dichtung dieses Werkes vorschwebten, und alle Liebe, welche nur so treuherzig auf dem Lande, und unter armen Menschen zu finden ist..., alle diese Liebe liegt in der kleinen Erzählung.«
48 Seiten, 3.80 Euro