Gott-lobende Frülings Lust!

[223] Gott sperrt die Erden auf / als seines Schatzes Kasten /

der einig Schlüssel ist / sein Wort / durch dessen Krafft

ihr / käumen / wurzen / grün- und blühen wird verschafft.

Es würkt den Wachsthums Safft in Erd- und Sternen-Brüsten /

Ja kan die ganz Natur zur Freud und Wollust rüsten.

Es ist der Wurzel Geist / der Gräslein Herzens-Safft /

der Blumen Lebens Lufft / mit süssem Thau behafft /

kurz / der Geschöpffe Ruh / nach dem sie all gelüsten:

Es zeigt uns Gott in ihm / als in dem Spiegel Glanz /

und weist uns selben auch in all-erschaffnen Dingen:

wie seine Schön' herblickt aus bunten Blumen Kranz.

Sein Süßheit sich zu Mund will aus den Früchten schwingen.

Ja alls / was sichtbar nur / ist Gottes Ebenbild /

wie schön / süß / gut er sey / wie hoch! wie reich! wie mild.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 223-224.
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