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[184] Gedicht von Franz Grillparzer
In Musik gesetzt von Franz Schubert
Rührt die Cymbel, schlagt die Saiten,
Laßt den Hall es tragen weit;
Groß der Herr zu allen Zeiten,
Heute groß vor aller Zeit.
Chor.
Groß der Herr zu allen Zeiten,
Heute groß vor aller Zeit.
[184]
Aus Ägypten vor dem Volke,
Wie der Hirt den Stab zur Hut,
Zogst du her, dein Stab die Wolke,
Und dein Arm des Feuers Glut.
Chor.
Zieh ein Hirt vor deinem Volke,
Stark dein Arm, dein Auge Glut.
Und das Meer hört deine Stimme,
Tut sich auf dem Zug, wird Land,
Scheu des Meeres Ungetüme,
Schauns durch die kristallne Wand.
Chor.
Wir vertrauten deiner Stimme,
Traten froh das neue Land.
Doch der Horizont erdunkelt,
Roß und Reiter löst sich los,
Hörner lärmen, Eisen funkelt –,
Es ist Pharao und sein Troß.
Chor.
Herr, von der Gefahr umdunkelt,
Hilflos wir, dort Mann und Roß.
Und die Feinde, mordentglommen
Drängen nach dem sichern Pfad;
Jetzt und jetzt – da horch! welch Säuseln,
Wehen, Murmeln, Dröhnen – Sturm.
's ist der Herr in seinem Grimme,
Einstürzt rings der Wasserturm.
Mann und Pferd,
Roß und Reiter,
Eingewickelt, umsponnen
Vom Netze der Gefahr.
Zerbrochen die Speichen ihrer Wagen;
Tot der Lenker, tot das Gespann.
Tauchst du auf, Pharao?
Hinab, hinunter,
Hinunter in den Abgrund,
Schwarz wie deine Brust.[185]
Und das Meer hat nun vollzogen,
Lautlos rollen seine Wogen,
Nimmer gibt es, was es barg,
Eine Wüste, Grab zugleich und Sarg.
Chor.
Tauchst du auf, Pharao?
Hinab, hinunter,
Hinunter in den Abgrund,
Schwarz wie deine Brust.
Schrecklich hat der Herr vollzogen,
Lautlos ziehn des Meeres Wogen;
Wer errät noch, was es barg?
Frevlergrab zugleich und Sarg. –
Drum mit Cymbel und mit Saiten
Laßt den Hall es tragen weit,
Groß der Herr zu allen Zeiten,
Heute groß vor aller Zeit.
Chor.
Groß der Herr zu allen Zeiten,
Heute groß vor aller Zeit.
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