Poesie der Wirklichkeit

[520] 1

Ihr habt die Romantik überwunden,

Nur daß in dem blutigen Krieg

Der teuer erkaufte Sieg

Eure besten Truppen aufgerieben,

So daß nichts als Lumpe übrig geblieben.


2

Doch wißt ihr auch, was Romantik heißt?

Mustert die Muster in eurem Geist.

Romantik weicht von der Dichtkunst nie,

Sie ist ihre Mutter: die Phantasie.


3

Romantisch waren schon die Alten,

Sahn übrall der Götter, des Schicksals Walten,

So stand das Wunder schon nah ihrem Leben,

Tats not nicht, sich drum erst noch Mühe zu geben.


4

Fahrt ihr im Wirklichwahren fort,

Steht ihr mit Iffland an einem Ort,

Wohl gar, phantasielos und ohne Gefühl,

Erhebt sich Gottsched vom Sterbepfühl.

Quelle:
Franz Grillparzer: Sämtliche Werke. Band 1, München [1960–1965], S. 520.
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