1.

[181] Wird es einst mir möglich werden

Zu betreten deinen Gau,

Wird das Glück bei dir zu weilen

Erst begründen meinen Bau.

Die zwei schönen Hyacinthen

Trugen meine Ruhe fort,

Die geschminkten zwei Narcissen

Stahlen mir des Gleichmuth's Hort.

Da der Wetzstein deiner Liebe

Mir das Herz geglättet hat,

Lässt der Rost der Unglücksfälle

Es gewiss auch rein und glatt.

Ich, der elende Gebroch'ne

Leb' in dem Momente auf.

Wo du mit des Grames Schwerte

Endest meinen Lebenslauf.

Was verbrach, o Herz und Seele,

Ich von deiner Majestät,

Dass du dieses Herzberaubten

Huldigungen hast verschmäht?

Da an deinem Thor mir Armem,

Der so gold- als kraftlos ist,

Sich kein Ausgangsweg eröffnet

Und kein Eingangsweg erschliesst,

Sprich, wo soll ich hin mich wenden,

Helfen mir auf welche Art,

Da die Leiden des Geschickes

Mich verfolgen grausam hart?[181]

Keinen Ort, der wüster wäre

Als mein Inn'res, fand der Gram,

Drum er auch zum Absteigsorte

Mein beklomm'nes Herz sich nahm.

Füge dich in Liebesleiden;

Dann verstumme, o Hafis,

Und verberge dem Verstande

Was verhüllt die Liebe liess.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 181-183.
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