8.

Das Auge blutet mir durch Jenen

Der einen Bogen hat zur Braue,

Und jene Brau' und jenes Auge,

Sie droh'n Gefahr dem Weltenbaue.

Das Auge lieb' ich jenes Türken:

Wenn Schlaf sich seinem Rausch gesellte,

Wird ihm zum Rosenbeet die Wange,

Die Braue ihm zum Moschuszelte.

Zum Neumond ward mein Leib aus Kummer

Dass sich der Himmelsmond getraue,

Sein duftendes Thŭgrā nicht achtend,

Uns kühn zu zeigen seine Braue.

Du, Ketzerherz, willst dich nicht hüllen

In deine Locken, und ich zitt're,

Dass jene hochgewölbte Braue

Nicht meinen Hochaltar erschütt're.

Sein Stirnblatt hat den frommen Klausnern

Ein zartes Rosenbeet geschienen,

An dessen Wiesenrand die Braue

Lustwandeln geht mit stolzen Mienen.

Den Schönheitsbogen halte immer

Dein trunk'nes Aug' straff angezogen:

Auf dass mit seinem Pfeil du treffest

Den Mond, der Brauen hat gleich Bogen.

Die Nebenbuhler merken nimmer,

Dass tausend Winke ich erschaue

Von jener Stirn' und jenem Auge,

Durch die Vermittlerin, die Braue.

Wer wär' es, der bei solchen Reizen

Noch Huris oder Peris priese?

Denn haben jene solche Augen,

Und eine solche Braue diese?

Stets war Hafis ein flinker Vogel

Wenn er der Liebe Luft durchflogen:

Doch traf ihn jetzt ein Pfeil aus Augen,

Die Brauen haben, ähnlich Bogen.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 483-485.
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